Wissenschaftlich geprüft

Glutenfreie Ernährung bei Hashimoto Thyreoiditis

Von Dr. med. Matthias Riedl
Aktualisiert am 09. Jun. 2022
© Unsplash/khloe arledge
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Die Autoimmunerkrankung wird häufig erst entdeckt, wenn bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht wurde. Oft liegt dann bereits eine Schilddrüsenunterfunktion vor. Um die Lebensqualität zu erhalten und eine Verbesserung der Schilddrüsenfunktion zu erreichen, ist eine glutenfreie Ernährung bei Hashimoto hilfreich.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Hashimoto Thyreoiditis?
  2. Glutenfreie Ernährung bei Hashimoto Thyreoiditis 
    1. Gluten in Lebensmitteln
    2. Glutenfreie Lebensmittel wählen
  3. Tipps zur Umsetzung
    1. Expertenrat holen
    2. Zutatenliste prüfen
    3. Brot selber backen
    4. Alternativen ausprobieren
  4. Wissen zum Mitnehmen

Was ist Hashimoto Thyreoiditis?

Hashimoto Thyreoiditis ist eine Autoimmunkrankheit, die zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse führt. Im Verlauf der Krankheit kommt es zu einer Fehlfunktion/Überreaktion des Immunsystems, das sich gegen die eigenen Schilddrüsenzellen richtet und diese dauerhaft schädigt.

Als Folge dieser unheilbaren Krankheit kommt es zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Da die Schilddrüse ein wichtiger Produzent von Hormonen ist, können Betroffene lebensnotwendige Hormone nicht mehr in ausreichender Menge selber herstellen .

Wenn Sie mehr über die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung wissen möchten, lesen Sie hier mehr.  

Merke!
Bei einer Hashimoto Thyreoiditis richtet sich das körpereigene Immunsystem gegen die Schilddrüse und es kommt zu einer chronischen Entzündung.

Glutenfreie Ernährung bei Hashimoto Thyreoiditis 

Ein wichtiger Baustein in der Therapie der Hashimoto-Erkrankungen ist eine smarte Ernährung, mit der sich die Krankheit zwar nicht heilen, aber gut behandeln lässt. Wichtig ist grundsätzlich eine zuckerarme und entzündungshemmende Ernährung mit einer guten Omega-3- und Selen-Versorgung und einem Verzicht auf jodhaltige Lebensmittel.

Alles, was Sie zur Ernährung bei Hashimoto wissen müssen, lesen Sie hier.

Gluten steht im Verdacht bei Hashimoto die Autoimmunreaktion gegen die Schilddrüse auszulösen und zu verstärken (1). Bei Gluten handelt es sich um ein Stoffgemisch aus Proteinen (Eiweißen), das natürlicherweise in vielen Getreidesorten wie Roggen, Weizen, Gerste, Dinkel, Grünkern, Urgetreide und teilweise Hafer vorkommt. Als „Kleber-Eiweiß“ ist es für die guten Koch- und Backeigenschaften von Mehl – besonders Weizenmehl – aus den genannten Getreidesorten verantwortlich.

Es ist zwar nicht zwingend nötig, allgemein eine rein glutenfreie Ernährung bei einer Hashimoto Thyreoiditis einzuhalten, jedoch konnte bei Patienten mithilfe einer glutenarmen Ernährung ein Rückgang der Symptome bzw. eine Verbesserung der Laborparameter (Autoantikörpertiter) beobachtet werden (2).

Häufig tritt die Hashimoto-Erkrankung auch in Kombination mit einer echten Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) auf. Es handelt sich in beiden Fällen um Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem die körpereigenen Zellen angreift. Eine Testung auf eine solche Unverträglichkeit ist also in jedem Fall ratsam, sollte aber spätestens bei zusätzlich auftretenden Symptomen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall oder Blähungen durchgeführt werden.

Wird eine Glutenunverträglichkeit festgestellt, muss Gluten komplett aus der Ernährung ausgeschlossen und auf sämtliche glutenhaltige Produkte verzichtet werden.

Gluten in Lebensmitteln

Aufgrund der erwähnten guten Koch- und Backeigenschaften des Glutens wird es von der Industrie auch gerne für sämtliche Produkte verwendet, die nicht auf den ersten Blick Gluten vermuten lassen. Denn Gluten ist außerdem ein guter Emulgator und Träger für Aromastoffe, es geliert, bindet Wasser und sorgt für eine stabile Konsistenz.

Daher kann es sich in nahezu jedem Lebensmittel verstecken: von Brot über Saucen, Obst-/Gemüsekonserven und Fertiggerichten bis hin zu Fruchtjoghurts, Kräuterquarks oder Halbfettmargarine. Betroffene sollten deshalb stets die Zutatenliste von den Produkten im Supermarkt unter die Lupe nehmen, bevor diese im Einkaufswagen landen.

Der erste Impuls leitet dann zwar hin zu glutenfreien Backwaren, jedoch sind diese nicht automatisch gesünder. In diesen muss der natürliche (Weizen-) Kleber durch industrielle Mittel ersetzt werden, um den Teig zusammenzuhalten und eine gewisse Konsistenz zu erhalten. So kommen häufig nicht gesundheitsfördernde Stoffe wie Emulgatoren, Verdickungsmittel, Ei- und Milchpulver oder stark verarbeitete Fette, aber auch vermehrt Zucker oder Glucose-Fructose-Sirup zum Einsatz. Auch hier lohnt sich immer ein kritischer Blick auf die Zutatenliste.

Glutenfreie Lebensmittel wählen

Statt dem gewohnten Getreide und Produkten daraus kann man auf Pseudogetreidesorten wie Buchweizen, Quinoa und Amaranth zurückgreifen. Geeignete glutenfreie Getreide sind außerdem Reis, Mais, Hirse und speziell als glutenfrei gekennzeichneter Hafer. Um abwechslungsreich zu essen, können auch Flocken, Grieß oder Graupen aus diesen glutenfreien Getreidesorten genutzt werden.

Von Natur aus glutenfrei sind folgende Lebensmittel: frisches, unverarbeitetes Obst und Gemüse, Salat, Nüsse, unverarbeitete Fleisch- und Fischprodukte, Ei und naturbelassene Milchprodukte.

Diese Auswahl an Lebensmitteln kann es sogar erleichtern, den Fokus auf eine entzündungshemmende bzw. zuckerreduzierte Ernährung zu legen, wie es bei Hashimoto wichtig ist, wenn der Fleischkonsum begrenzt wird und mehr Antioxidantien aufgenommen werden.

Merke!
Ein Test auf eine echte Glutenunverträglichkeit ist sinnvoll, da Gluten die Autoimmunreaktion auslösen bzw. verstärken kann. Wird eine Glutenunverträglichkeit bei Hashimoto-Patienten nachgewiesen, sollte komplett auf Gluten verzichtet werden. Werfen Sie beim Einkaufen einen genauen Blick auf die Zutatenliste.

Alles, was Sie zur Ernährung bei Hashimoto wissen müssen, lesen Sie hier.

Tipps zur Umsetzung

Grundsätzlich kann es bei einer Hashimoto-Erkrankung nicht schaden, auf eine glutenfreie oder glutenarme Ernährung umzusteigen.

Expertenrat holen

Ist eine Glutenunverträglichkeit diagnostiziert, sollte als Erstes eine professionelle Schulung durch eine/n qualifizierten Ernährungsberater/in in Anspruch genommen werden. Hier wird der richtige Umgang mit der Krankheit sowohl beim Einkaufen als auch im Haushalt erklärt und geübt.

Zutatenliste prüfen

Alle glutenhaltigen Produkte sollten dauerhaft (!) gemieden werden. Beim Einkaufen gewinnt man schnell an Sicherheit beim Überprüfen der Zutatenliste und weiß, welche Produkte geeignet sind und welche eher nicht.

Brot selber backen

Um den Umstellungseinstieg zu vereinfachen, können Sie anfangs die gewohnten Brotmahlzeiten mit selbstgebackenem glutenfreiem Brot aus Buchweizen- und Reismehl ersetzen. Wenn Sie anfangen, glutenfreies Brot selber zu backen, werden Sie schnell feststellen, dass der Teig klebriger ist, sich schwerer formen lässt, mehr Zeit zum Quellen und Aufgehen benötigt. Es erfordert also etwas Übung und Erfahrung mit verschiedenen Rezepten und Zutaten, bis man das richtige gefunden hat. Diese Brote lassen sich auch leicht mit eingebackenen Nüssen und Trockenobst oder neuen Gewürzen und Kräutern aufwerten. Seien Sie experimentierfreudig!

Alternativen ausprobieren

Für viele klingt ein Verzicht auf Gluten wie eine Einschränkung, allerdings kann sich dies schon bald als das Gegenteil entpuppen. So landen nun Lebensmittel auf dem Teller, die sie sonst vielleicht nie probiert hätten und erweitern Ihren Horizont. Versuchen Sie es doch statt den immer gleichen Brötchen mit Marmelade mal mit glutenfreien Reis- oder Hirseflocken als Frühstücksbrei mit Beeren.

Und nach und nach können Sie neue Gerichte ausprobieren wie z. B. einen leckeren Quinoa-Salat, gesunde Quinoa-Kartoffelpuffer oder bunte Bowls mit Buchweizen. Auch hier gilt: Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf!

Merke!
Eine professionelle Schulung ist für ein glutenfreies Leben empfehlenswert. Fangen Sie an Ihr eigenes glutenfreies Brot zu backen und experimentieren Sie nach und nach mit den Alternativen.

Wissen zum Mitnehmen

Die Autoimmunerkrankung ist nicht heilbar, kann aber durch eine angepasste Ernährung gut behandelt werden. Eine glutenfreie Ernährung kann helfen, die Symptome und die Schilddrüsenfunktion bei einer Hashimoto Thyreoiditis zu verbessern. Es empfiehlt sich, einen Test auf Glutenunverträglichkeit durchzuführen. Besätigt sich die Intoleranz, ist der Verzicht auf den Getreidekleber unumgänglich.

Da Gluten in der Nahrungsmittelindustrie vielseitig verwendet wird, sollte bei allen verarbeiteten Produkten die Inhaltsstoffe genau geprüft werden. Werfen Sie aber auch bei Ware, die als glutenfrei gekennzeichnet ist, einen Blick auf die Zutaten: Hier verstecken sich häufig Vertreter, die nicht gesundheitsförderlich sind.

Am besten ist es, seine Mahlzeiten selber zuzubereiten. Geeignete Getreide(alternativen) sind beispielsweise Buchweizen, Quinoa, Amaranth, Reis, Mais, Hirse und als glutenfrei gekennzeichneter Hafer. Lebensmittel, die von Natur aus glutenfrei sind, decken sich häufig mit einer entzündungshemmenden Ernährung und sind somit ideal für die glutenfreie Ernährung bei Hashimoto.


Exklusiv bei EAT SMARTER

Dr. Riedl ist unser Experte für den Bereich "Ernährung bei Krankheiten". Er gibt Tipps, wie Sie mit der richtigen Ernährung Beschwerden lindern können. 
Lesen Sie zum Beispiel:

Wissenschaftlich geprüft von unseren EAT SMARTER Experten
 
Erfreulich, dass Eat Smarter, was das Thema Gluten und Hashimoto angeht, langsam auf der Höhe der Zeit ankommt! In einem älteren Artikel zu Ernährung bei Hashimoto wurde (Vollkorn-) Getreide noch empfohlen, zumindest für die, die keine nachgewiesenen Unverträglichkeit haben. Hier wird nun der grundsätzliche Zusammenhang zwischen Gluten und Erkrankung bei allen gesehen. Richtig! Was das Thema Jod angeht, muss ich aber als seit über 30 Jahren an Hashimoto Erkrankte, die sich viel Wissen angeeignet hat, auch hier wieder anmerken: Die pauschale Empfehlung, Jod zu meiden ist falsch. Jod ist auch und gerade bei Hashimoto wichtig! Das kann man mittlerweile wirklich bei allen guten Experten nachlesen. Viele Erkrankte, wie auch nicht Erkrankte, haben einen Jodmangel, der der Schilddrüse - insbesondere bei Hashimoto - schadet. (Warum wohl, haben viele Hashimoto-Komplexe Jod als Anteil? ) Wenn man einen Schub hat, sollte man Jod meiden, das ist richtig - sonst nicht. Die Empfehlung muss lauten: Man sollte den Jod-Status messen, was ganz einfach im Urin geht, und darauf basierend Jod zuführen (durch Lebensmittel oder Supplemente) oder - im unwahrscheinlichen Fall des Überschusses - weglassen. Oder ist gemeint, das benötigte Jod aus Lebensmitteln zu meiden und lieber zu kontrolliert zu supplementieren?
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