Mai 2019, Freie Universität Berlin

Spinat steigert die Muskelkraft

Von Anna-Maria Elmers
Aktualisiert am 16. Jun. 2022

Einer internationalen Studie unter Beteiligung der Freien Universität Berlin zufolge kann Ecdysteron, ein Spinatextrakt, in hohen Dosierungen zu signifikanten Leistungssteigerungen im Spitzensport führen. Darum sollte die Welt-Anti-Doping-Agentur laut Forscher-Team prüfen, ob Ecdysteron auf die Liste der verbotenen Substanzen gesetzt werden muss.

share Teilen
print
bookmark_border URL kopieren

Worum ging es bei dieser Studie?

  • Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts stand die Substanz Ecdysteron, ein sogenanntes Phytosteroid. Hierbei handelt es sich um eine Substanz aus der chemischen Klasse von Sterolen, die natürlich in vielen Pflanzen wie etwa Spinat vorkommen.
  • Bereits in den 1980er Jahren sollen russische Sportler bei den Olympischen Spielen dank der Substanz erstaunliche Leistungen vollbracht haben.
  • Außerdem gibt es seit einigen Jahren zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel mit Ecdysteron auf dem Markt, die positive Effekte auf die sportliche Leistung, eine verminderte Müdigkeit sowie eine leichtere Erholung während des Workouts versprechen.

Wie lautet die zentrale Forschungsfrage?

  • Besteht tatsächlich Doping-Gefahr durch die Einnahme des Spinatextraktes?

Wie viele Probanden nahmen teil?

  • 46 Männer mit einem Altersdurchschnitt von 25,6 Jahren waren beteiligt – darunter sechs, die wegen zu häufigen Fehlens ausgeschlossen wurden.

Welche Methode wurde angewandt?

  • Über einen Zeitraum von zehn Wochen wurde den Probanden, eingeteilt in Gruppen, entweder 200 oder 800 Milligramm des Spinatextraktes Ecdysteron in Kapselform oder aber eine Placebo-Substanz verabreicht.
  • Das Experiment wurde randomisiert und doppelblind durchgeführt. Bedeutet: Die Sportler wurden zufällig in die jeweiligen Versuchsgruppen eingeteilt und weder sie noch die Wissenschaftler wussten, wer das Präparat und wer das Placebo bekam. Parallel dazu absolvierten die Testpersonen ein intensives Krafttraining mit drei Einheiten pro Woche.
  • Innerhalb der Woche vor Beginn und nach Abschluss der zehnwöchigen Untersuchung wurden Größe, Gewicht und Körperzusammensetzung aller Teilnehmer – sprich der Anteil an Fett-, Muskelmasse sowie Wasser – gemessen. Außerdem musste je ein Sporttest absolviert werden, der Sprünge, Bankdrücken und Kniebeugen beinhaltete.

Tolle Rezepte mit Spinat

In unserer Übersicht finden Sie reichlich leckere Spinat-Rezepte zum Nachkochen.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  • Nach Abschluss des zehnwöchigen Experiments verzeichneten die Probanden, die Ecdysteron aus Spinat erhielten und parallel ein Training absolvierten, einen größeren Zuwachs an Kraft und Muskelmasse als die Placebogruppe.
  • Bei den Kniebeugen und beim Bankdrücken schnitten sie zudem etwas besser ab: Die Teilnehmer, die täglich 200 beziehungsweise 800 Milligramm des Spinatextraktes Ecdysteron einnahmen, waren nach zehn Wochen in der Lage, über acht Kilogramm mehr zu stemmen – ein deutlicher Muskelaufbau durch Spinat also. In der Placebogruppe waren es hingegen nur rund 3 Kilogramm.

Wer hat die Studie finanziert und durchgeführt?

  • Auftraggeber und Finanzier des internationalen Forschungsprojekts war die Welt-Anti-Doping-Agentur, kurz WADA (World Anti-Doping Agency). Neben der Freien Universität Berlin (Prof. Maria Parr) waren außerdem die Deutsche Sporthochschule Köln (Prof. Patrick Diel), das Anti-Doping-Labor Rom (Prof. Francesco Botrè) und das Anti-Doping-Labor Sydney (Dr. Catrin Goebel) an der Durchführung beteiligt.

Wo ist die Original-Studie zu finden?


Begriffe: Was ist/sind eigentlich...?


Wie bewertet EAT SMARTER diese Studie?

  • Zum Nachmachen nicht geeignet: Ecdysteron ist eine Substanz, die unter anderem natürlicherweise in Spinat vorkommt. Könnte also durch den Verzehr des grünen Gemüses ein vergleichbarer Effekt wie durch die Einnahme von Spinatextrakt-Kapseln erzielt werden? Oder besteht sogar Doping-Gefahr? Das ist nur schwer möglich, denn: Um den in der Studie mit der höchsten Dosierung herbeigeführten Effekt im Alltag zu erreichen, müssten Sie je nach Sorte bis zu stolze 16 Kilogramm Blattspinat täglich essen – und das über einen Zeitraum von zehn Wochen. Das können wir Ihnen, im Sinne einer ausgewogenen und gesunden Ernährung, nicht empfehlen.
  • Zu geringe Teilnehmerzahl: Auch gilt es zu beachten, dass der vermeintliche Erfolg in Form des Kraftzuwachses durch die Ecdysteron-Tabletten angesichts der kleinen Teilnehmerzahl relativiert werden muss. Zudem wurden ausschließlich Männer untersucht, weshalb die Ergebnisse nicht auf Frauen übertragbar sind.
  • Weitere Untersuchungen sind nötig: „Es ist sicher gut, die Substanz im Auge zu behalten, aber die Wirkung auf die Leistungsfähigkeit muss genauer untersucht werden“, so die Einschätzung des Dopingexperten Martin Bidlingmaier von der Ludwig-Maximilians-Universität München gegenüber der SüddeutschenZeitung, der die WADA berät (1).
Schreiben Sie einen Kommentar