Die Probestunde

Völlig losgelöst beim Aerial Yoga

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Spaß ist wichtig beim Aerial Yoga! © MERIDIANSPA Hamburg
Spaß ist wichtig beim Aerial Yoga! © MERIDIANSPA Hamburg

Ästhetisch, elegant und absolut entspannt sieht Aerial Yoga (Luftyoga) aus – also all das, was mich bei meinen normalen Gymnastikübungen nicht auszeichnet. Gerade deshalb bin ich neugierig auf das Training bei Yogini Dhanya und lerne, auch ohne Akrobatiktalent haben sich Körper und Seele nie zuvor so losgelöst von der Erde gefühlt!

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Gestresst und auf den letzten Drücker komme ich an einem Donnerstagmorgen bei Yogini Daniela Meggers alias Dhanya in ihrem Hamburger Ananda Aerial Yoga Institut an. Ich habe keine Ahnung, wie ich nun ganz entspannt 90 Minuten eine Yogastunde absolvieren soll, von der ich bisher nicht mehr weiß, als das man in einem großen Tuch an der Decke hängt und akrobatische Übungen vollführt.

Diese „akrobatischen Übungen“ sind die Asanas, die im Gegensatz zum klassischen Yoga beim Aerial Yoga nicht am Boden, sondern in ebendiesem trapezförmigen, 3,70 x 2,80 Meter breiten Lycra-Stofftuch ausgeführt werden, erklärt Dhanya. Die gesamte Probestunde über also werde ich sanft über dem Boden schwingend turnen.

Akrobatische Ursprünge des Aerial Yoga

Aerial YogaUrsprünglich kommt Aerial Yoga tatsächlich aus der Zirkusakrobatik, wo Artisten in luftiger Höhe Kunststücke in den großen Tüchern vollführen. Es gibt zahlreiche Varianten, die mal mehr und mal weniger mit Yoga im klassischen Sinne zu tun haben. So ist das bekannte AntiGravity® Yoga deutlich sportlicher angelegt als beispielsweise das Ananda Aerial Yoga wie es Daniela Meggers als erste Yogini nach Deutschland brachte und in ihrem eigenen Institut lehrt. Ananda heißt übrigens „Glückseligkeit“ oder „Wonne“.

Ist Aerial Yoga nur was für Akrobaten?

Aerial Yoga„Aerial Yoga schont die Gelenke, streckt die Wirbelsäule und ist deshalb gerade auch für Ältere oder Menschen mit Rücken- und Bandscheibenbeschwerden geeignet“, erklärt Dhanya, als ich sie frage, wie gelenkig ich denn nun sein müsste. Auch Menschen mit Übergewicht profitierten von den sanften Übungen, da das Tuch ihnen die Last ihres Gewichtes abnehme.

Ein weiterer Vorteil beim Aerial Yoga: Jeder kann die Übungen seinen Bedürfnissen und seinem Mut anpassen. „Nicht jeder ist sofort bereit, loszulassen, das Tuch als Freund anzusehen und sich in ihm fallen zu lassen“, sagt Dhanya, „doch den meisten gelingt es schnell“. So nimmt sie mir die Angst, nachher beim Handstand auf den Kopf zu knallen oder beim Purzelbaum aus dem Tuch zu fallen. Doch von vorne!

Embryo, Kopfstand und der Hund

Zunächst darf ich mein persönliches Tuch wählen. Es gibt die Aerial Yoga Tücher nämlich in 21 Farben! Ich wähle rot: erdend und energiespendend soll seine Wirkung sein. Wir starten mit dem „Embryo“ – singen, eng vom seidenweichen Tuch umschlossen, ein Mantra und schwingen in der Luft. Tatsächlich fühle ich mich sofort geborgen, nur das Singen zu Zweit ist für mich etwas ungewohnt.

Ich soll an meine Kindheit denken, an Freiheit und alles, was mir Freude macht... und wie selbstverständlich beginnen meine Gedanken abzuschweifen, und ein Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit. Dhanya macht die Asanas nun vor, ich darf dann selbst probieren, mich austesten, an meine Grenzen gehen. Sie steht neben mir, berührt mich aber nur im Ausnahmefall. Eigentlich weiß mein Körper von selbst, wie er mit dem Tuch umgehen muss.

Doch schon der „Hund“ – ich hänge mit dem Becken im Tuch, die Hände zum Boden gestreckt und krabbele mit meinen Fingern so weit es geht nach vorne –  hat es in sich. Meine Arme beginnen schnell zu zittern, das Blut schießt in den Kopf, mein Rücken ist bis aufs Äußerste gestreckt.

Aerial YogaVon hier ist es nicht mehr weit bis in den Handstand. Ein unbeschreibliches Gefühl – der erste freie Handstand seit meiner Jugend! Es ist anstrengend, aber nicht unmöglich und eine Wohltat für die Seele, sich getraut und bestanden zu haben. Übrigens: Allen sogenannten Umkehrstellungen sagen Yogis nach, sie seien verjüngend.

Aerial Yoga macht Spaß (und tut manchmal auch ein bisschen weh)

Bei vielen Übungen fragt Dhanya mich, ob ich leicht angestoßen werden möchte. Ich will! Somit haben alle Übungen und seien sie noch so anstrengend, etwas Spielerisches, erklärt sie. Denn beim Aerial Yoga soll man vor allem auch eines haben: Spaß!

Aerial YogaDen habe ich, bis ich in der vorletzten Stellung, dem „Schmetterling“, meine Außenbänder in den Füßen beinahe zum Zerreißen bringe. So entspannt das Ganze auf dem Bild aussieht, umso mehr zieht diese Asana in meinen Beinen und an den Fußgelenken. Ich bin froh als ich wieder zurück auf dem Boden landen darf.

Aerial Yoga stärkt Körper und Seele

Dass die so federleicht aussehenden Übungen es ordentlich in sich haben, liegt daran, dass man hierbei vor allem seine Tiefenmuskulatur trainiert, erklärt Dhanya. Nach dem „Krieger“ (ein Bein im Tuch, den Rücken gerade gestreckt nach vorne gebeugt) und den Liegestütz mit beiden Füßen im Tuch glaube ich ihr das sofort. Durch die permanente Gewichtsstabilisierung werden meine Kraft und durch die verschiedenen Übungen meine Beweglichkeit trainiert.

Die entspannenden Asanas in dem fließenden Stoff hingegen machen vor allem die Seele frei. „Aerial Yoga ist wie eine schwebende Auszeit, das Kopfüberhängen durchblutet das Gehirn – ich bin mir sicher, dass uns das zu neuen Ideen inspiriert“, sagt Dhanya.

Das Schöne: Schon ein Training die Woche bringe sichtbare Erfolge. Je mehr, desto besser aber selbstverständlich.

Irdische Aspekte: Kosten, Termine und Co.

Bei Yogini Daniela Meggers kosten 90 Minuten Personal Training 90 Euro. Sie bietet aber auch regelmäßig Kurse in Kleingruppen bis zu sechs Personen an (5 Termine à 20 Euro) oder größere Kursgruppen in einem Hamburger Fitnessstudio an.

Da es bis jetzt keine Literatur über Aerial Yoga gibt, bietet Dhanya regelmäßig Wochenendreisen nach Mecklenburg Vorpommern an, bei denen die Teilnehmer soviel Erfahrungen sammeln, dass sie danach auch alleine zu Hause „schaukeln“ können. Außerdem ist sie die Erste, die auch Aerial Yoga Lehrer ausbildet. Infos finden Sie unter www.ananda-aerialyoga.de.

Hören Sie sich einfach in Ihrer Region nach den Möglichkeiten um. Wer sich ein eigenes Aerial Yoga Tuch zulegen möchte, zahlt 198 Euro und braucht eine stabile Decke, um die Haken zu befestigen. Ein wenig Übung sollte man für das Heimtraining aber schon haben!

Aerial Yoga – mein Cocoon gehört mir

Meine 90 Minuten gingen leider viel zu schnell vorbei. Den Abschluss der Probestunde bietet das Cocooning – von den Zehenspitzen bis zum Haaransatz liege ich mit geschlossenen Augen ausgestreckt in meinem Tuch-Kokon und lausche der leisen Musik, die Dhanya nun angemacht hat. Sanft darf ich mich wie ein Delphin im Wasser hin- und her bewegen, meine Muskeln dehnen und mich noch einmal komplett fallen lassen.

Schade, dass ich nun zurück in die Redaktion muss, um diesen Text zu schreiben.


 

Aerial YogaDaniela Meggers alias Yogini Dhanya leitet in Hamburg ihr eigenes Ananda Aerial Yoga Institut. Sie bietet regelmäßig Wochenendreisen für Interessierte nach Mecklenburg Vorpommern an und bildet zudem Aerial Yoga Lehrer aus. Auch die Aerial Yoga Tücher sind bei ihr zu kaufen. Mehr Informationen finden Sie unter: www.ananda-aerialyoga.de.

 

 

 

 

 

(Marina Leunig)

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