GNTM: Heidi Klum sucht das schönste Mädchen Deutschlands. Wirklich?
Heidi Klum begibt sich wieder auf Modelsuche. Doch ist die Suche nach einer vermeintlichen Laufstegschönheit, welche den Size-Zero-Kriterien entspricht, noch zeitgemäß? Die Modelangentur IMG setzte kürzlich ein anderes Zeichen.
Morgen ist es soweit: Die neue Staffel „Germany’s next Topmodel“ startet und Heidi Klum sucht wieder „das schönste Mädchen Deutschlands“. Um für die neuen Folgen ordentlich die Werbetrommel zu rühren, zeigt sich die 40-Jährige äußerst freizügig auf Plakaten, die so manchen Autofahrer vom Verkehr ablenken dürften. Unter dem Motto „Show yourself“ posiert Heidi Klum dabei für die Kameras, trägt Lederhotpants, verzichtet aufs Oberteil und verdeckt ihre Brüste nur mit den Händen.
Eine tolle Figur hat sie, das muss man ihr lassen – besonders nach vier Kindern. Schade nur, dass Mädchen, die eine ähnliche Figur haben, es vermutlich nicht in die Show schaffen werden. Denn Heidi sagte selbst 2010 in einem Interview „Ich war nie auf den großen Laufstegen zu Hause, weil ich zu klein und zu rund war.“ Karl Lagerfeld äußerte sich abfällig über Klum, man würde sie in Paris nicht kennen. Heidi machte zwar aus der Not eine Tugend und wurde sowohl in den USA als auch in Deutschland zum gefeierten Werbestar. Doch die Mädchen, die in ihrer Modelshow gesucht werden, müssen Laufstegmaße haben. Was heißt, sie müssen spindeldürr sein. Auch wenn Heidi immer wieder betont, dass die Mädchen zwar schlank aber gesund und trainiert sein sollen, die Bilder der Sendung sprechen dann meist leider eine andere Sprache ...
Ich habe erst gestern bei Instagram einen Spruch, „Skinny Girls look good in Clothes, fit girls look good naked“, gelesen, der doch zum Nachdenken anregt und eigentlich zeigt, worum es gehen sollte. Nämlich um gesunde, trainierte Körper, die mit Muskeln, statt mit hervorstehenden Knochen punkten.
Einen, meiner Meinung nach, wichtigen Schritt in die richtige Richtung ist kürzlich die IMG gegangen. Die renommierte Modelagentur, die u. a. auch Gisele Bündchen und Kate Moss unter Vertrag hat, hat fünf junge Frauen aufgenommen, die nicht Kleidergröße 32/34 tragen. Sie werden jedoch nicht in die Kategorie Plus Size gesteckt, der stets etwas Negatives anhaftete, sondern wie jedes andere Model in der Kartei geführt.
Auf den Instagram-Accounts der Models (Ashley Graham, Danielle Redman, Julie Henderson, Inga Eiriksdottir und Marquita Pring) kann man sich davon überzeugen, dass sie sexy sind, Klasse – und vor allem eine gesunde Einstellung zu ihrem Körper haben. Unter ein Workout-Video schreibt Ashley Graham z. B. „Just because I'm a 'plus size' 'curvy' 'fiercely real' model doesn't mean I don't workout to keep it tight!!“
Die Entscheidung der IMG zeigt für mich, dass Charisma doch wichtiger ist als die Kleidergröße ...
Dieses Jahr stehen die 25 GNTM-Kandidatinnen bereits fest – keine von Ihnen trägt wohl Kleidergröße 38 oder 40. Doch aller Voraussicht nach wird nächstes Jahr die 10. Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ zu sehen sein. Und statt immer derselben Leier, wäre es doch dann an der Zeit für etwas Neues ... und vielleicht ja auch für Mädchen, die Körper, wie die meisten anderen deutschen Frauen auch, haben.
Christin Ilgner