Borderline-Syndrom: Chaos in der Seele
Liebe und Hass, Angst und Wut, Selbstzweifel und Selbstüberschätzung – Menschen mit Borderline-Syndrom leben in Extremen. Der emotionale Ausnahmezustand belastet Betroffene und Angehörige gleichermaßen. Erfahren Sie mehr über die Persönlichkeitsstörung und wo Sie Rat finden.
Inhaltsverzeichnis
- Wie äußert sich ein Borderline-Syndrom?
- Wie entsteht Borderline-Syndrom?
- Borderline: Wer stellt Diagnose?
-
Borderline: Was tun?
- Alltag anpassen
- Fetter Fisch bei Borderline?
- Was Borderline-Angehörige wissen sollten
- Wo finden Borderliner und Angehörige Hilfe?
- Wissen zum Mitnehmen
Etwa 2,7 Prozent der Erwachsenen leiden an einer Borderline-Persönlichkeitsstörungen, kurz BPS oder auch Borderline-Syndrom genannt (1). Sie schwanken zwischen extremen Gefühlen: In einem Moment macht eine Borderline-Patientin zum Beispiel ihrem Partner eine Liebeserklärung, im nächsten Moment rastet sie völlig aus, wenn die Schuhe nicht am richtigen Platz stehen – um dann im nächsten Moment den Partner zu beschwören, sie nicht zu verlassen.
Wie äußert sich ein Borderline-Syndrom?
BPS zählt zu den auffälligsten Persönlichkeitsstörungen, die typischerweise im frühen Jugendalter beginnt. Allgemein sind Betroffene sehr labil in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und ihrer Stimmung. Sie haben große Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu beherrschen und fallen beispielsweise durch massive Wutausbrüche oder wiederholte Prügeleien auf.
Nach sehr emotionalen Phasen erleben Erkrankte häufig eine emotionale Leere. Wenn sie sich innerlich leer fühlen oder der emotionale Stress überhandnimmt, handeln sie oft impulsiv: Manche geben exzessiv Geld aus, trinken zu viel Alkohol, nehmen Drogen, wechseln häufig die Sexualpartner oder fallen durch rücksichtsloses Fahren oder Fressanfälle auf.
Viele Borderliner leiden so sehr, dass sie das drastische Mittel der Selbstverletzung nutzen, um die empfundene Leere oder den Druck zu lindern. Dann ritzen sie sich in Unterarm oder Oberschenkel oder drücken brennende Zigaretten auf ihrer Haut aus. Auch Suizidgedanken sind keine Seltenheit. 80 Prozent aller Patienten verübt mindestens einen Selbstmordversuch, acht Prozent suizidieren sich tatsächlich (2).
Wie entsteht Borderline-Syndrom?
Als Ursache für die Persönlichkeitsstörungen sehen Experten erbliche Faktoren und Störungen im Gehirn. Bestimmten Hirnregionen, die für Gefühlskontrolle, Angst und Aggressionen zuständig sind, funktionieren nicht richtig. Dadurch erleben Erkrankte Gefühle deutlich intensiver, stürmischer und anhaltender als Gesunde – darunter leiden nicht nur die Betroffenen selbst, ihr Umfeld ist ebenfalls oft hilflos.
Auch haben viele Menschen mit der Borderline-Störung eins gemeinsam: In ihren Biografien finden sich fast immer Spuren emotionaler Verwahrlosung. 40 bis 65 Prozent der Betroffenen berichten, dass sie als Kind sexuelle Gewalt, körperliche Gewalt oder schwere Vernachlässigung erfahren haben (3).
Borderline: Wer stellt Diagnose?
Wenn sich jemand immer wieder selbst verletzt, kann sich vielleicht das Gefühl einstellen, dass dieses Verhalten harmlos sei. Auffällige Schnittnarben und Brandwunden sollten unter keinen Umständen bagatellisiert werden. Angehörige und Ärzte sollten Selbstverletzung und Suizidäußerungen ernst nehmen.
Um die Diagnose zu stellen, steht Fachärzten ein international anerkannter Kriterienkatalog zur Verfügung. In ausführlichen Gesprächen kann der Mediziner andere (psychische) Erkrankungen ausschließen oder als Begleiterkrankung identifizieren, denn viele leiden zusätzlich an Depressionen, Essstörungen oder Suchterkrankungen.
Borderline: Was tun?
Die Behandlung gehört in die erfahrenen Hände eines Psychotherapeuten oder Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie. Liegen Suizidversuche oder drängende Suizidgedanken vor, werden diese vorrangig behandelt. Langfristig stehen die Chancen nicht schlecht, dank einer Psychotherapie Gefühle, Verhalten und Selbstwahrnehmung in den Griff zu bekommen; über das geeignete Therapiekonzept entscheidet die behandelnde Fachkraft.
Alltag anpassen
Die Borderline-Therapie kann durch gesundheitsfördernde Maßnahmen wie sportlichen Aktivitäten unterstützt werden – aber in einem gesunden Maß und in Absprache mit dem behandelnden Mediziner. Patienten sollen ihre sozialen Bindungen pflegen und auf einen geregelten Tagesablauf beziehungsweise Schlafrhythmus achten. Alkohol, Drogen und Nikotin sind dagegen kontraproduktiv.
Fetter Fisch bei Borderline?
Für das seelische Wohlbefinden scheint die Ernährung eine Rolle zu spielen. Hier rücken die Omega-3-Fettsäuren in den Fokus, die eher für ihren Herz- und Gefäßschutz bekannt sind. Ebenso sind sie für das Gehirn unentbehrlich und scheinen sich positiv auf die Psyche auszuwirken: So konnten Omega-3-Fettsäuren in einer Studie die Impulsivität und Aggressionen bei Borderlinern bremsen (4).
Bisher lassen sich keine konkrete Zufuhrempfehlungen ableiten; nichtsdestotrotz sind Omega-3-Fettsäuren für den Körper lebensnotwendig und für eine ausgewogene Ernährung unverzichtbar. Ausgezeichnete Quellen sind fette Kaltwasserfische wie Forelle, Hering, Heilbutt, Lachs, Makrele, Sardine und Thunfisch. Für Veggies eignen sich Algen- und Rapsöl, Hanf- und Leinsamen, Walnüsse sowie daraus hergestellte Öle. Auch Blatt- und Kohlgemüse versorgen mit geringen Mengen Omega-3-Fettsäuren.
Was Borderline-Angehörige wissen sollten
Das Leben mit einem Borderline-Syndrom ist für die Betroffenen selbst, aber ebenso für Angehörige und Partner eine Herausforderung. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich als Mitmensch gut über die Persönlichkeitsstörung informieren. So können Sie das Verhalten besser einordnen.
Entwickeln Sie Verständnis für die emotionalen Schwankungen und lernen Sie das schwierige Verhalten nicht persönlich zu nehmen oder gar mit Vorwürfen zu reagieren. Schließlich ist die Ursache für das (unverständliche) Benehmen die Störung, nicht der Mensch.
Setzen Sie in einer Beziehung klare Grenzen und Regeln, das schafft für alle Beteiligten Sicherheit und Struktur. Sollte der Partner ausrasten, gilt es Ruhe zu bewahren. Mitmenschen sind für den Borderliner eine wertvolle Stütze, indem sie ihm zeigen, dass sie für ihn da sind. Allerdings sollten sich Angehörige nicht überschätzen und versuchen, den Therapeuten ersetzen; die psychische Störung muss professionell behandelt werden.
Wo finden Borderliner und Angehörige Hilfe?
Im Folgenden finden Sie hilfreiche Links zu weiterführenden Informationen für Patienten und Angehörige:
- Borderline-Plattform: Umfangreiche Informationen, unter anderem zu Diagnostik und Therapie, Adressen lokaler Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen, Erfahrungsberichte, Austauschmöglichkeiten (Foren, Mailinglist): www.borderline-plattform.de
- Borderline-Netzwerk e.V.: Umfangreiche Informationen zum Borderline-Syndrom sowie zur Selbsthilfe, Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige, Forum und Chat: www.borderline-netzwerk.info
- Bundesarbeitskreis der Angehörigen psychisch Kranker (BApK): Umfangreiche Informationen sowie Telefon- und E-Mail-Beratung für Betroffene und Angehörige: www.bapk.de
Wissen zum Mitnehmen
Das Borderline-Syndrom zählt zu den auffälligsten Persönlichkeitsstörungen: Betroffene werden von ihren Gefühlen regelrecht übermannt und haben Probleme der Affektregulation und Impulskontrolle. Hier helfen Psychotherapeut oder Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, die auch über das Therapiekonzept entscheiden.
Die Borderline-Störung fordert nicht nur die Patienten, sondern ebenso Partner und Mitmenschen heraus. Aber informiert sein hilft, um die Gefühlswelt besser zu verstehen. Verständnis, klare Grenzen sowie Regeln und Unterstützung helfen im Umgang mit Borderlinern.
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