Mundkrebs erkennen
Krebserkrankungen im Mundraum gelten häufig als Raucher- oder Trinker-Krankheit. Ganz so einfach ist es jedoch nicht; auch HPV-Viren können das Risiko für Zungenkrebs erhöhen.
Etwa 10.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Krebs in der Mundhöhle oder im Rachen. In 95 Prozent der Fälle von Mundkrebs handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom, also um einen Tumor der Haut.
Mundkrebs: Nikotin und Alkohol erhöhen das Risiko
Zigarettenrauch enthält eine Vielzahl krebserregende Stoffe, die auch das Entstehen von Zungenkrebs begünstigen können. Wer 40 Jahre lang eine Packung Zigaretten am Tag raucht, hat ein gegenüber Nichtrauchern siebenfach erhöhtes Erkrankungsrisiko. Die Kombination von Alkohol und Nikotin ist besonders riskant: Der Alkohol erhöht die Durchlässigkeit der Mundschleimhaut, sodass die schädlichen Stoffe aus dem Tabakrauch tiefer ins Gewebe vordringen können. In Studien wurde ein bis zu 40-fach erhöhtes Risiko für eine Krebserkrankung im Mundraum durch den kombinierten Konsum von Alkohol und Nikotin ermittelt. Das gilt übrigens auch für das Verwenden alkoholhaltiger Mundwässer!
Auch HPV-Viren erhöhen das Mundkrebs-Risiko
Seit einigen Jahren beobachten Forscher einen Anstieg von Krebserkrankungen im Mund- und Rachenraum bei jüngeren Menschen, die weder viel Alkohol noch Nikotin konsumieren. Epidemiologische Studien stellen einen Zusammenhang mit einer Infektion durch das Humane Papillomvirus (HPV), vor allem mit Typ 16 und 18, her. HPV gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten und gilt als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs. Insgesamt stehen zehn Prozent aller Karzinome in der Mundhöhle in Zusammenhang mit einer HPV-Infektion.
Symptome für Mundkrebs
Die Symptome für eine Krebserkrankung sind unspezifisch, was eine frühe Diagnose erschwert. Zu den häufigeren Symptomen gehören Schmerzen im Mundraum, das Gefühl, einen Fremdkörper im Mund zu haben, Taubheitsgefühl, Mundgeruch, Schluckbeschwerden und blutiger Speichel.
Mundkrebs behandeln
Bei Verdacht auf Krebs in der Mundhöhle wird die Mundhöhle zunächst auf sicht- und fühlbare Veränderungen inspiziert. Die Untersuchung von Gewebeproben und die Anwendung von bildgebenden Verfahren wie MRT und CT verschafft weitere Klarheit. Mittels Endoskop kann der Hals- und Rachenraum auf weitere Tumore untersucht werden, denn häufig befällt der Krebs auch die Lymphdrüsen.
Bei Mundkrebs wird häufig operativ der Tumor und bei einem Befall der Lymphknoten auch die Lymphknoten unter und hinter dem Kiefer sowie entlang des Halses entfernt. Wenn der Krebs nicht operabel ist oder zu viele Lymphknoten befallen sind, kann eine Strahlentherapie zum Einsatz kommen. Eine Chemotherapie kommt zum Einsatz, wenn sich der Krebs bereits stark ausgebildet hat.
Mundkrebs und seine Folgen
Operative Eingriffe in der Mundhöhle können sehr weit reichen und das Gesicht des Patienten optisch entstellen. Zwar kann das Aussehen mit neuen Verfahren der wiederherstellenden Chirurgie wiederhergestellt werden, doch viele Patienten empfinden die Veränderungen in ihrem Gesicht als psychisches Trauma.
Häufig leiden Menschen, die an Mundkrebs erkrankt und geheilt sind, an anhaltenden Schluckbeschwerden, so auch Claudia Braunstein, die die 2011 an Zungenkrebs erkrankte. Sie berichtet in einem Interview mit dem österreichischen Online-Magazin Medmix: „Ich leide an einer schweren Dysphagie, das bedeutet, dass ich auf Grund der geringen Kieferöffnung nicht richtig kauen kann und vor allem bin ich im Schluckakt sehr eingeengt. Durch die verkürzte Zunge, kann ich Essen nicht richtig zum Rachen schieben. (…) Ich kann auch nur kleine Mengen zu mir nehmen und benötige sehr viel Zeit dafür.“ Auch das Sprechvermögen sei eingeschränkt, „G und K kann ich (…) nicht wirklich, oder nur mit sehr großer Anstrengung aussprechen.“
Claudia Braunstein hatte trotz ihrer Beschwerden die Kraft, eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen, sich zur Psychoonkologin weiterzubilden und einen Rezeptblog zu gestalten, in dem sie Rezepte für Menschen mit Schluckbeschwerden vorstellt.
Selbsthilfegruppen können Betroffenen helfen, wieder ins Leben zu finden und Strategien zur Bewältigung zu finden. Adressen finden Sie beispielsweise auf www.kopf-hals-mund-krebs.de.
Mundkrebs vorbeugen
Nicht rauchen, wenig Alkohol – wer diesen Rat beherzigt, schließt den größten Risikofaktor für Mundkrebs aus und tut seiner Gesundheit im Allgemeinen gutes. Doch auch der Zusammenhang zwischen HPV-Viren und Mundkrebs darf nicht vergessen werden: HPV-Viren werden beim Sex übertragen. Um so wichtiger ist es, dass Männer und Frauen sich regelmäßig auf sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen und Safer Sex praktizieren. Das heißt: Männer nutzen Kondome, beim Oralsex mit Frauen können so genannte Dental Dams vor einer Infektion vom HPV schützen.
Ganz allgemein gilt: Gehen Sie regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt, beim Allgemeinarzt, beim Gynäkologen bzw. Urologen. Denn je früher Mundkrebs oder auslösende Faktoren erkannt werden, desto größer sind die Heilungschancen.