So kommen Sie fit in den Frühling
Runter vom Sofa und rauf aufs Rad! Nichts bringt müde Geister so gut in Schwung wie körperliche Aktivität. EAT SMARTER hat bei zwei Experten nachgefragt, wie Sie fit in den Frühling starten können.
Die Zeit des Winterschlafs ist jetzt endgültig vorbei, der Stoffwechsel muss langsam wieder auf Touren kommen und auf die warme Jahreszeit umschalten. Zwei Experten erklären, wie Sie am besten fit in den Frühling starten: der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ingo Froböse und der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Michael Hamm.
Wie kommen Sportmuffel am besten in Bewegung und fit in den Frühling?
Prof. Ingo Froböse: Wenn im Frühjahr die Aktivitätshormone sprießen, wächst die Lust auf Bewegung bei den meisten von ganz allein. Man muss diesem natürlichen hormonellen Reiz einfach nur folgen und mit kleinen, erreichbaren Zielen beginnen – am besten bei Sportarten, die ohne viel Aufwand direkt vor der Haustür beginnen, keine große Vorbereitung erfordern und die einem Spaß machen. Gegen den inneren Schweinehund helfen auch Verbündete. Verabreden Sie sich daher mit einem Freund/einer Freundin zum Sport; idealerweise immer zu einem festen Termin.
Wie und wie oft sollte man sich idealerweise bewegen?
Prof. Froböse: Wer vor allem Kondition aufbauen möchte, ist mit Ausdauersportarten – zwei Mal wöchentlich 30 bis 45 Minuten lang – bestens bedient. Nach dem Motto „Laufen ohne zu schnaufen“ sollte man bei diesem Bewegungskonzept subjektiv immer das Gefühl haben, sich zu unterfordern – genau dann stimmt die Trainingsintensität. Wenn es um Muskelaufbau geht, beispielsweise mit gezielter Gymnastik oder an Fitnessgeräten, reichen zwei wöchentliche Trainingseinheiten à 15 bis 20 Minuten. Hier gilt: Bei der letzten Wiederholung einer Übung sollten die trainierten Muskeln „brennen“; man muss also spüren, dass man etwas getan hat.
Kann denn jeder einfach so loslegen?
Prof. Froböse: Das kommt darauf an. Ein strammer Spaziergang oder eine gemütliche Fahrradtour ist für Gesunde natürlich überhaupt kein Problem. Aber wenn über 35-Jährige nach längerer Pause nun plötzlich richtig durchstarten wollen, sollten sie vorher unbedingt einen Check-up beim Hausarzt oder einem Sportmediziner vereinbaren, um die Belastungsgrenzen festzulegen.
Fast jeder hat ja ein Zipperlein und mancher ist vielleicht chronisch krank – was bedeutet das für die Wahl der Sportart?
Prof. Froböse: In Schwung kommen kann jeder – in der persönlich richtigen Dosierung. Bei Rückenbeschwerden kommt es generell darauf an, sich viel zu bewegen, um Muskeln, Bänder und Gelenke geschmeidig zu halten. Bei Herz-Kreislauf-Problemen empfiehlt sich für eine ökonomische Herzarbeit und elastische Blutgefäße vor allem Ausdauertraining. Und Diabetiker fahren mit ihrer besonderen Stoffwechselsituation am besten mit einem kombinierten Kraft-Ausdauertraining.
Welcher Sport eignet sich besonders gut zum Abnehmen?
Prof. Michael Hamm: Ausdauersportarten in gemäßigtem Tempo – also Schwimmen, Nordic Walking, gemächliches Jogging, Fahrrad fahren oder selbst regelmäßige zügige Spaziergänge – bringen die Pfunde am besten zum Schmelzen. Da die Kalorienverbrennung hauptsächlich in den Muskeln geschieht, unterstützen muskelaufbauende Übungen ebenfalls die schlanke Linie. Aber auch im Alltag lassen sich hervorragend ein paar Kalorien abarbeiten (siehe Tabelle unten).
Gibt es besondere Ernährungstipps für Freizeitsportler?
Prof. Hamm: Hobbysportler, die fit in den Frühling kommen wollen, liegen mit einer ausgewogenen und vollwertigen Mischkost auf jeden Fall richtig. Vor sportlichen Aktivitäten bietet sich ein leichter Fitmacherimbiss wie Naturjoghurt mit frischem Obst oder eine kleine Portion Müsli, z. B. Haferflocken mit Fruchtsaft, Sojadrink oder Milch und frisches Obst ebenso wie ein fettarm belegtes Vollkornbrot an.
Braucht man für den Muskelaufbau eine Extraportion Eiweiß (Proteine)?
Prof. Hamm: Fitnesssportler essen im Allgemeinen genug Eiweiß. Sie sollten aber auf die Quellen und die richtige Kombination achten – also nicht nur tierische Eiweiße wie Fleisch und Wurst bevorzugen. Besser ist ein ausgewogener Mix pflanzlicher Eiweiße (Getreide, Hülsenfrüchte, Sojaprodukte) und tierischer Proteine – vorzugsweise fettarme Milchprodukte, Fisch und ab und zu ein Ei.
Gehört ein Fitnessgetränk in die Sporttasche?
Prof. Hamm: Isotonoe Durstlöscher sorgen für raschen Wasserersatz – eine selbst gemischte gut verdünnte Apfelsaftschorle mit Mineralwasser (im Verhältnis 1:2 bis 1:3) tut es aber auch. Lediglich bei Fruchtzuckerunverträglichkeit ist der industrielle Mix mit Traubenzucker, Haushaltszucker oder Maltodextrin mitunter die bessere Lösung. Bis zu einer Stunde Sport reicht jedoch Wasser als Sportgetränk aus.
100-Kalorien-Sünden und ihre Verbrennungsstrategien
100 Kalorien sind schnell vernascht, zum Abarbeiten müssen Sie leider wesentlich länger ran (errechnet am Beispiel einer 65 kg schweren Frau)
100 Kalorien naschen... | ...und wieder verheizen |
250 ml Cola | 7-10 Min. Treppen steigen |
150 ml Weißwein | 8 Min. Joggen oder Fitnesstraining |
125 ml Rotwein | 10 Min. Schwimmen (zügig) |
4 cl Whisky | 11 Min. Reiten (Galopp) |
0,25 l Bier | 13 Min. Inlineskaten |
4 Pommes frites à 8 g | 14 Min. Tennis spielen |
1 geh. EL Studentenfutter | 15 Min. Radfahren (15 km/h) |
30 g süßes Popcorn | 15 Min. Nordic Walking oder Badminton |
20 Salzstangen | 18 Min. Gartenarbeit |
10 Cräcker | 19 Min. Sex (aktiv) |
3 Schoko-Minz-Täfelchen | 20 Min. Tanzen (flott) |
3 1/2 Stück Vollmilchschokolade | 22 Min. Tischtennis spielen |
3 Schokobons | 24 Min. Putzen |
2 Pralinen | 25. Min. Golfspielen |
30 g Haribo-Konfekt (7 Stück) | 47 Min. Bügeln |
1 Kugel Eiscreme (50 g) | 65 Min. auf der Computertastatur tippen |
Interviewpartner: Prof. Dr. Michael Hamm, Ernährungswissenschaftler und Dozent an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg – Buchtipp: Hamm, M.: Die richtige Ernährung für Sportler. riva Verlag, 2011 (4. Auflage)
Prof. Dr. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln – Buchtipp: Froböse, I.: Dumm kickt gut und 44 andere Sportirrtümer. Bastei Lübbe, 2012
(jh)