Achtung, Allergie-Alarm!
Wenn im Frühsommer die Pollen fliegen, läuft die Nase, der Hausputz führt zu Niesattacken und nach dem Tragen von Modeschmuck juckt die Haut – die Volkskrankheit Allergie hat viele Gesichter. EAT SMARTER erklärt, was Betroffene tun können und wie Sie am effektivsten vorbeugen.
Die Zahl ist alarmierend: Mittlerweile leidet rund ein Drittel aller Bundesbürger an einer Allergie. Doch warum lösen eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen, Staub & Co. im Körper eine Abwehrreaktion aus? Verantwortlich dafür ist unser Immunsystem. Das funktioniert bei einem gesunden Menschen folgendermaßen: Bei jedem Kontakt mit einem körperfremden Stoff – sei es durch Einatmen, Essen oder Anfassen – prüft es, ob der Eindringling schädlich ist. Ist das der Fall, bildet der Organismus bestimmte Antikörper, die sich an den fremden Stoff – das sogenannte Antigen – binden und ihn so neutralisieren. Wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt wieder mit dem gleichen Antigen in Berührung kommen, reagieren die vorher gebildeten Antikörper sofort – der Körper ist von nun an immun gegen den „Störenfried“. Dieser Mechanismus bekämpft besonders Viren und Bakterien effektiv und schützt uns auf diese Weise vor Erkältungen, Grippe und anderen Krankheiten.
Wer wird allergisch, wer nicht?
Bei einem Allergiker ist diese Abwehr gestört. Der Organismus kann nicht mehr zwischen gefährlichen und ungefährlichen Stoffen unterscheiden. Zusätzlich bildet das Immunsystem zu viele Antikörper und schüttet den Botenstoff Histamin aus. Niesen, Schnupfen oder Hautirritationen sind die Folge. Es entsteht eine Sensibilisierung und nicht, wie bei einem gesunden Menschen, eine Immunisierung gegen das Antigen, das ab diesem Zeitpunkt „Allergen“ genannt wird. Der Allergiker reagiert ab jetzt überempfindlich auf jeden Kontakt. Viele Menschen bilden Antikörper gegen harmlose Stoffe, doch nicht alle von ihnen entwickeln eine Allergie. Wer schließlich zum Allergiker wird und wer nicht – das wissen selbst Wissenschaftler nicht. Es gibt jedoch Umstände, die eine Erkrankung wahrscheinlicher machen. Dazu gehört unter anderem die erbliche Veranlagung: Leidet ein Elternteil an einer Allergie, wird es mit 20- bis 40-prozentiger Wahrscheinlichkeit auch den Nachwuchs erwischen. Sind sowohl Mutter als auch Vater betroffen, beträgt das Risiko 40 bis 60 Prozent. Kommen noch schädliche Einflüsse wie zum Beispiel falsche Ernährung oder das Einatmen von Zigarettenrauch hinzu, wird eine Allergie immer wahrscheinlicher. Die gute Nachricht: Forscher konnten Faktoren ermitteln, die die Wahrscheinlichkeit reduzieren können, dass eine Allergie wirklich ausbricht. So sind unter anderem gestillte Kinder seltener allergisch als „Flaschenkinder“. Weitere Maßnahmen zur Allergieprävention: Holz- oder Kunststoffböden anstelle von Teppich und Synthetikfaserbetten statt Federdecken.
Was sind die häufigsten Allergene?
Theoretisch ist die Anzahl der möglichen Allergene unendlich. Jedoch reagieren 90 Prozent der Allergiker auf einen der folgenden Stoffe: Pollen, Kot der Hausstaubmilbe oder Hautschuppen (und nicht wie oft angenommen die Haare) von Tieren. Man kann zwar auch auf bestimmte Lebensmittel – vor allem Nüsse oder Eiweiß – allergisch reagieren, häufig sind es jedoch eher Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die fälschlicherweise als Allergie bezeichnet werden. Echte allergische Reaktionen entstehen, wenn die Haut mit bestimmten Metallen, Kosmetika, Gummi, Kunststoffen oder Chemikalien in Berührung kommt. Im Gegensatz zu den anderen Allergien treten die Beschwerden hier verzögert auf – meist ein bis drei Tage nachdem der Kontakt stattgefunden hat. Weitere typische Allergene sind: Bienen- und Wespengift, Medikamente und Sonnenstrahlen.
Was hilft gegen Allergien?
Bevor eine Allergie behandelt werden kann, muss das auslösende Allergen gefunden werden. Das geht bei manchen sehr schnell, bei anderen ist es etwas kniffliger. Der erste Schritt sollte immer das Gespräch mit dem Allergologen sein. Der erfragt die bisherige Krankengeschichte, erkundigt sich nach den Symptomen und kann in den meisten Fällen schon eine Diagnose stellen. Um diese zu überprüfen, veranlasst der Mediziner einen Hauttest: Dafür werden kleine Mengen des möglichen Allergens auf den Unterarm gegeben. Reagiert die Haut binnen 20 Minuten – zum Beispiel mit Juckreiz oder Rötungen – sind Antikörper vorhanden. Der Körper ist sensibilisiert. Wenn dann auch im Alltag Symptome auftreten, besteht eine Allergie. Sollte der Hauttest keine Klarheit schaffen, wird das Blut des Patienten im Labor auf Antikörper untersucht.
Besteht der Verdacht auf eine Lebensmittelallergie, kann jeder zunächst selber prüfen, was ihm Probleme bereitet: Dafür muss man am besten zwei Wochen, mindestens aber fünf Tage, auf das entsprechende Nahrungsmittel verzichten. Besteht gegen das Lebensmittel tatsächlich eine Allergie, fühlt man sich nach wenigen Tagen besser. Wer nicht genau weiß, auf welches Lebensmittel er überempfindlich reagiert, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.
Denn dieser hilft nicht nur bei der Diagnose, sondern auch bei der Therapie. Die ist extrem wichtig: Werden Allergien nicht behandelt, können daraus schwerwiegende Folgeerkrankungen entstehen. So kann aus einem Heuschnupfen Asthma werden, das passiert bei etwa jedem dritten Pollenallergiker! Die Hautkrankheit Neurodermitis kann sich ebenfalls bei einer Allergie verschlechtern.
Ist es nicht möglich, dem Allergen einfach aus dem Weg zu gehen, indem man zum Beispiel keine Nüsse mehr isst oder schweren Herzens das Haustier abgibt, kann der Hausarzt helfen. Wenn die Behandlung der Symptome nicht ausreicht, kann er eine spezifische Immuntherapie (auch Hyposensibilisierung genannt) durchführen. Dabei wird der Körper unter medizinischer Aufsicht immer größeren Mengen des Allergens ausgesetzt, bis er sich wieder an dieses gewöhnt und das Immunsystem nicht mehr überreagiert. Die Kosten dieser Therapie übernimmt im Regelfall die Krankenkasse. Lästige Symptome wie eine dauerhaft laufende Nase und ständiger Juckreiz lassen sich aber auch mithilfe von Medikamenten eindämmen.
(bor)
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