My day – so esse ich!
Häufig werde ich gebeten, die Ernährung von anderen Menschen zu überprüfen. Was essen sie? Wie viel essen sie? Wann essen sie? Der Hintergrund ist meist, dass diese Menschen abnehmen möchten – manche möchten aber einfach nur besser essen.
Ich bin ja bekanntlich ein großer Freund von „Besseressen“ – denn es gibt keinerlei Belege, dass man nur mit Traummaßen gesund bleibt. Im Gegenteil: gesundheitlich können einige Kilo mehr sogar von Vorteil sein. Und deshalb bewerte ich Essen nicht nach Kalorien, sondern nach Nährstoffen. Je höher der Nährstoffgehalt, umso besser. Dazu ein gewisses „Maßhalten“, was Mengen bzw. Portionsgröße angeht – viel mehr braucht es eigentlich nicht, um sich gut zu ernähren.
Trotzdem treffe ich immer wieder viele verunsicherte Menschen, die nicht mehr zwischen gut und nicht gut unterscheiden können. Menschen, die aus Verunsicherung blödsinnige Sachen machen (wie z.B. aufs Frühstück verzichten), die sich bestimmte Lebensmittel aktiv verkneifen (z.B. am Sonntagmorgen keine Eier mehr essen wegen des „bösen“ Cholesterins), die behaupten, Light-Käse sei tatsächlich lecker, oder Menschen, die ihr Salatdressing mit nur einem halben Teelöffel Öl zubereiten. Ich bin dann immer ganz traurig, wenn ich sehe, wie viel Genuss und gutes Essen diesen Leuten entgeht und wie verkrampft und überpräsent das Thema Essen plötzlich wird.
Deshalb an dieser Stelle einmal ein öffentliches „Essens-Protokoll“ von mir. Ein Tag aus meinem Leben, nämlich gestern. Damit Sie sehen, dass ausgewogene Ernährung kein Hexenwerk ist und dass man dafür auch kein/e Heilige/r sein muss. Damit Sie sehen, dass auch ErnährungswissenschaftlerInnen Süßigkeiten essen. Und damit Sie ggf. einen Vergleich zu Ihrem eigenen Tagesablauf anstellen können.
Los geht´s!
Sie können meinen hier beschriebenen Tag übrigens auch auf Instagram auch in Bildern verfolgen.
Ich stehe unter der Woche um 06.45 Uhr auf.
- 07.00 Uhr: ein Glas frisch gepresster Saft aus einer Orange und einer Grapefruit.
Anschließend schmiere ich Schulbrote, bringe die Kinder auf den Weg, räume die Spülmaschine aus und die Waschmaschine ein, ziehe mich an und bearbeite die Emails, die gestern liegen geblieben sind.
- 09.00 Uhr: Ich frühstücke. Und zwar jeden Tag. Eine Schüssel frisches Obst (gestern: ein geriebener Apfel und ein paar Trauben) mit 200 g Naturjoghurt (3,8% Fett), 2 EL Haferflocken, 1 EL Weizenkeime, 3 EL Crunchy-Müsli, ein paar Walnüssen und ½ TL Matcha-Teepulver (Letzteres ist Geschmackssache – ich mag´s :))
Jetzt setze ich mich mit einer großen Kanne grünem Tee (ohne Zucker!) an den Schreibtisch.
- 12.00 Uhr: Mein Körper hat eine innere Uhr – um Punkt zwölf knurrt mein Magen. Ich esse in der Regel ein paar Vollkornkekse.
Dann arbeite ich noch etwa eineinhalb Stunden weiter und fange gegen 13.30 Uhr an, das Mittagessen zu kochen.
- 14.15 Uhr: Es gibt Hühnchen aus dem Wok mit Nudeln, Kokossauce, viel Gemüse (Möhren, Zuckerschoten, Brokkoli, Frühlingszwiebeln) und Ananas.
Der Nachmittag geht mit Schularbeiten, Hausarbeit, Einkaufen, Besorgungen und Telefonaten ins Land. Wieder begleitet mich meine Teekanne. Diesmal ist Rotbuschtee drin.
- Ca. 17.00 Uhr: Oft haben die Kinder jetzt wieder Hunger. Wir kochen Grießbrei (klar, Vollkorn) oder machen einen Smoothie bzw. Milchshake (z.B. TK-Blaubeeren, Kefir, etwas Honig, ein paar Minzblätter, mixen, superlecker). Manchmal gibt es auch ein Eis oder Kuchen.
Ich selbst esse diese Zwischenmahlzeit nicht jeden Tag mit, da ich mich bei den Hauptmahlzeiten wirklich satt esse und am Nachmittag oft nichts weiter brauche.
Gegen 19 Uhr fange ich mit dem Abendessen an.
- 20.00 Uhr: Es gibt Spinatquiche mit Speckwürfeln und Pinienkernen. Dazu einen Salat aus Tomaten, Gurken und Oliven. Ich trinke eine Fassbrause dazu (ca. 5% Zucker).
Irgendwann später am Abend esse ich noch eine Hand voll Lakritz.
Und jetzt kann ich quasi schön hören, was Sie denken.... „Boah, macht die sich eine Arbeit.“ „Nee nee, soviel Zeit zum Essenmachen habe ich nicht.“ „Die Zutaten muss man ja auch alles erst mal im Haus haben...“ „Das muss man aber schon wollen...“ Jawohl, alles richtig! Ich kaufe recht häufig und viel ein und ich mache mir die Arbeit (soviel ist es gar nicht!), denn ich WILL das. Ich WILL einfach kein blödes Zeug essen.
Ich kann Ihnen übrigens aus dem Kopf nicht sagen, wie viele Kalorien dieser Tag hatte. Ist mir aber auch wurscht, es spielt für mich keine Rolle. Denn das Wichtigste, was Sie sich merken sollten – vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Ich snacke nicht. Keine Bonbons im Auto, keine Flips am Küchentresen, keine Apfeltaschen bei der Arbeit, keine Tütchen mit irgendwelchen Kräckern unterwegs. Mein Körper braucht das nicht, ich habe keinen Jieper nach Süßem und auch keine Heißhungerattaken. Durch das gute und regelmäßige Essen laufen mein Stoffwechsel und mein Blutzucker sehr gleichmäßig. Ich habe überhaupt kein Problem mit Essenspausen. Und das – glauben Sie mir – ist der eigentliche Schlüssel zum Erfolg: Frisches Essen versorgt einen Menschen mit ausreichend Nährstoffen, so dass man den ganzen Snack-Kram nicht braucht und irgendwann auch nicht mehr will. Denn das sind die Dinge, welche uns am Ende das Gefühl für gesunde Sättigung und die Figur kaputt machen.
Herzlichst, Ihre Alexa Iwan
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