Zähneknirschen: Ursachen und Maßnahmen
Pressen, Mahlen, Klappern – etwa jeder Dritte zeigt einen solchen sogenannten Bruxismus. Bevor Zähne und Kiefer Schaden nehmen, kann eine Aufbissschiene helfen. Erfahren Sie mehr über das Zähneknirschen, was das Problem verursacht und was Sie selbst tun können.
Inhaltsverzeichnis
- Was verursacht Zähneknirschen?
- Knirschen ist nicht gleich Knirschen
- Wie erkennt man Zähneknirschen?
- Welche Folgen kann Bruxismus haben?
- Zähneknirschen: Was tun?
- Regelmäßig Stress abbauen
- Bei Wachbruxismus auf Selbstbeobachtung setzen
- Wissen zum Mitnehmen
Unsere Zähne kommen beim Essen immer nur für Sekunden in Kontakt, in der restlichen Zeit kann sich die Kaumuskulatur entspannen – normalerweise. Wenn nachts wieder die Probleme vom Tag durchgekaut werden, pressen oder reiben Betroffene ihre Zähne 20 Minuten oder länger aufeinander. Und zwar mit einer Kraft von bis zu 800 Newton; normalerweise beißen wir mit etwa 30 Newton zu. Aber was löst das Phänomen eigentlich aus?
Was verursacht Zähneknirschen?
Früher galt eine Fehlstellung des Gebisses als Auslöser. Mittlerweile ist bekannt, dass nicht jeder Mensch zwangsläufig knirscht, wenn die Zähne nicht perfekt zueinander stehen. Das unnötige Beißen kann auch schlicht eine Angewohnheit sein.
Insbesondere Ängste, nervliche Anspannung und Stress werden im Schlaf verarbeitet und durch das Zermahlen "entschärft". Fest steht zudem, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen und sich Alkohol, Kaffee sowie Nikotin nachteilig auswirken. Außerdem können bestimmte Medikamente oder Drogenkonsum Gründe sein.
Knirschen ist nicht gleich Knirschen
In Deutschland zeigt etwa jeder Dritte einen Bruxismus, also das ständige, unbewusste Aufeinanderpressen oder Reiben der Zähne. Dabei gibt es nicht nur den Schlafbruxismus, also das Zähneknirschen nachts, sondern außerdem den Wachbruxismus. Dann werden tagsüber in Stressmomenten sprichwörtlich die Zähne zusammengebissen.
Und wie viele Menschen sind davon betroffen? Da schwanken die Angaben. Aber Experten gehen davon aus, dass etwa 13 Prozent es im Schlaf tun und bis zu 31 Prozent sogar am helllichten Tag (1).
Dagegen sind sich alle einig: Bruxismus tritt in allen Altersgruppen auf, das schließt Jugendliche, Kinder und sogar Babys ein. Allerdings ist das Phänomen bis zum dritten Lebensjahr ganz normal und Teil der Entwicklung. Dann stimmen die Kleinen ihre ersten Beißerchen aufeinander ab. Wenn der letzte Milchzahn ausgefallen ist, verschwindet meist auch das Zähneknirschen bei Kindern.
Wie erkennt man Zähneknirschen?
Manche Betroffene werden erst von ihrem Lebenspartner oder ihrer Familie auf ihr Zähneknirschen nachts aufmerksam gemacht, manche wachen mit zusammengepresstem Kiefer auf. Aber der Großteil ist sich gar nicht bewusst, was er mit seinen Zähnen anstellt.
Spuren erhöhter Aktivität fallen ebenso dem Zahnarzt auf. Er entlarvt Knirscher unter anderem an ihrem abgeschliffenen Gebiss, Abdrücken an Wange und Zunge oder vergrößerten Kaumuskeln. Das Mahlen im Schlaf kann außerdem den Kiefer belasten. Insbesondere morgens ist dieser Bereich verhärtet und tut weh. Solche Verspannungen werden mitunter als Kopfschmerzen wahrgenommen.
Welche Folgen kann Bruxismus haben?
Die schlechte Angewohnheit schädigt nicht nur die Beißerchen, ferner werden Brücken, Füllungen, Implantate, Kronen oder Prothesen in Mitleidenschaft gezogen. Wenn außerdem der Zahnhalteapparat überlastet ist, zieht sich das Zahnfleisch zurück, die Zähne werden empfindlich und schmerzhaft. Es droht eine Parodontitis, in deren Folge sich die Zähne lockern und ausfallen können.
Die Überbeanspruchung kann zudem zu der sogenannten craniomandibulären Dysfunktion (CMD) führen. Dabei ist die natürliche Kieferbewegung gestört. Der Mund lässt sich dann nicht mehr richtig öffnen, das Kiefergelenk knackt oder schmerzt. Mitunter tauchen Ohrengeräusche (Tinnitus) auf.
Zähneknirschen: Was tun?
Bei morgendlichen Zahn- und Kieferschmerzen oder ersten Abnutzungserscheinungen ist der Zahnarzt die erste Anlaufstelle, der am Ende auch immer über Diagnostik und Therapie entscheidet. Liegt die Ursache beispielsweise in einer zu großen Krone oder Füllung, kann der Mediziner diese abschleifen. Um weitere Schäden zu vermeiden, kann der Arzt zudem eine Aufbissschiene (Knirscherschiene) verordnen. Sie ist aus Kunststoff, soll die Muskulatur entlasten und den Zahnschmelz vor (weiteren) Schäden schützen.
Wie oft und wie lange die Aufbissschiene getragen werden muss, entscheidet der behandelnde Arzt. Oft empfiehlt sich der intervallartige Einsatz: Etwa an fünf Tagen tragen und dann ein paar Tage aussetzen. Das soll die Muskelaktivität besser als bei dauerhaftem Gebrauch reduzieren.
Regelmäßig Stress abbauen
Da Zähneknirschen oftmals durch Nervosität, Stress oder Sorgen bedingt ist, stellen Entspannungsverfahren einen weiteren Lösungsansatz dar. Dann wird versucht, zum Beispiel mit Progressiver Muskelrelaxation (PMR) den inneren Druck zu lindern. Dazu werden verschiedene Muskelgruppen für etwa zehn Sekunden an- und im Anschluss wieder entspannt. So können auch im Alltag unbewusst herbeigeführte Anspannungen gezielt behoben werden.
Ebenso ist das Biofeedback einen Versuch wert. Hierbei geht es darum, Kieferbewegungen bewusst wahrzunehmen und zu kontrollieren – selbst wenn das Leben kompliziert wird.
Begegnen Sie dem täglichen Einerlei mit körperlichem Ausgleich. Dazu eignen sich nicht nur Yoga und Pilates, auch Joggen, Fahrradfahren oder ein Waldspaziergang bauen Stresshormone effektiv ab. Wer es mal gemütlicher angehen möchte, schaltet besser nicht mit Fernsehen oder Smartphone ab. Gönnen Sie sich stattdessen ein heißes Bad, ein gutes Buch oder eine Tasse Tee.
Bei Wachbruxismus auf Selbstbeobachtung setzen
Wer tagsüber merkt, dass er mal wieder auf Granit beißt, sollte die Stellung korrigieren: Normalerweise befindet sich der Kiefer in einer Art Schwebehaltung, die Zahnreihen berühren sich nicht und die Kaumuskeln sind entspannt. Öffnen Sie dazu leicht den Mund und lassen Sie den Unterkiefer wieder bewusst locker. Dabei können Sie ihn ganz zwanglos von links nach rechts bewegen.
Bringen Sie für die Selbstbeobachtung farbige Klebepunkte (im Bürobedarf) auf Gegenstände in ihrer Umgebung an, die Sie häufiger anschauen. Also Armbanduhr, Autorückspiegel, Computermonitor oder Handy. Immer wenn Sie die Markierung sehen, gilt es gleichzeitig den Biss zu kontrollieren und gegebenenfalls zu verbessern.
Wissen zum Mitnehmen
Zähneknirschen, medizinisch als Bruxismus bezeichnet, tritt nicht nur nachts, sondern auch tagsüber auf. Viele sind sich dessen gar nicht bewusst; erst Angehörige machen Betroffene auf das Reibegeräusch aufmerksam oder der Zahnarzt stellt abgenutzte Zahnsubstanz oder Abdrücke an Wangen oder Zunge fest. Dann kann eine Aufbissschiene verordnet werden. Hier entscheidet der Zahnarzt hinsichtlich Diagnostik und Therapie.
Ebenso sollte das Thema Stress angegangen werden – denn der löst häufig den Bruxismus aus, seltener ist eine fehlerhafte Gebissstellung daran schuld. Entspannung bringen mitunter Progressive Muskelrelaxation, Biofeedback, Yoga, Fahrradfahren oder ein heißes Bad.
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