Gesundheitstipps fürs Frühjahr
Sonnenstrahlen erwecken die Natur zu neuem Leben: Blumen blühen, Bienen summen – der Frühling kann einfach herrlich sein. Wer jetzt noch ein wenig an seiner Fitness und Ernährung arbeitet, ist für die Frühjahrsmonate bestens gewappnet, weiß der Kardiologe und Präventivmediziner Dr. Tomas Stein. Der EAT SMARTER-Experte verrät seine besten Gesundheitstipps fürs Frühjahr.
Fit und gesund ins Frühjahr starten – das ist nach einem langen und kalten Winter der Wunsch vieler Deutscher. Doch was sollte man beachten, wenn man Körper und Geist etwas Gutes tun möchte? EAT SMARTER-Experte Dr. Tomas Stein gibt zahlreiche wertvolle Gesundheitstipps fürs Frühjahr und verrät, welche Ziele Sie sich unbedingt setzen sollten.
Was sind die wichtigsten Gesundheitstipps fürs Frühjahr?
Dr. Tomas Stein: Wichtig ist erst einmal ein intaktes Immunsysten. Zur Stärkung der Immunabwehr empfehle ich vor allem Bewegung, eine gesunde Ernährung und ruhige Nächte. Erwachsene sollten etwa acht Stunden schlafen und während der Arbeitswoche nicht später als 23 Uhr ins Bett gehen. Meinen Patienten empfehle ich auch, genügend Vitamin C zu sich zu nehmen und sich mindestens eine halbe Stunde am Tag draußen aufzuhalten. Der Grund: Das Sonnenlicht bzw. die darin enthaltenen UVB-Strahlen sind notwendig, damit unser Körper genügend Vitamin D produziert. Es hilft unter anderem bei der Regulierung des Calciumspiegels im Blut sowie beim Knochenaufbau. Wer nicht genug Zeit hat, spazieren zu gehen, sollte Vitamin D in Form von Tabletten zu sich nehmen – andernfalls drohen im Extremfall Knochenerweichungen sowie ein schwaches Immunsystem, das Erregern Tür und Tor öffnet.
Was tun Sie selbst, um fit und gesund zu bleiben?
Stein: Ich persönlich achte sehr darauf, dass ich mich ausreichend bewege. Das ist der wichtigste Ratschlag, den man beherzigen sollte. Machen Sie Sport, gehen Sie an die frische Luft, suchen Sie sich ein aktives Hobby. Bewegung ist entscheidend für den Knochenbau und die Muskulatur. Deshalb fahre ich jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit – 25 Minuten Hinweg, 25 Minuten Rückweg – und das auch bei schlechtem Wetter. Zudem bin ich Mitglied eines Ruderklubs. Jeden Dienstag ist Training angesagt – ob auf dem Wasser oder im Kraftraum. Ich kann nur jedem raten, sich ebenfalls einen festen Sporttag in der Woche zu suchen – natürlich in Absprache mit der Familie. Sie werden sehen: Wenn man seine Muskeln spürt, löst das regelrechte Glücksgefühle aus.
Doch nicht jeder hat genug Zeit und Muße, um nach der Arbeit noch zum Sport zu gehen.
Stein: Es muss nicht immer Training im Verein sein. Studien haben gezeigt: Allein zweieinhalb Stunden strammes Spazierengehen jede Woche kann die Lebensdauer um mehr als drei Jahre erhöhen. Wer unter der Woche viel zu tun hat, sollte sich die Zeit für Sport oder Spaziergänge am Wochenende freischaufeln. Außerdem kann man Bewegung auch wunderbar in den Alltag integrieren: Nehmen Sie statt des Fahrstuhls die Treppe. Und laufen Sie kürzere Strecken zu Fuß anstatt sich ins Auto zu setzen. Klar, das fällt nicht immer leicht. Aber jeder Sieg über den inneren Schweinehund ist auch ein Sieg für die eigene Gesundheit.
Was empfehlen Sie neben Sport noch zur Entspannung und zum Stressabbau?
Stein: Zunächst muss man definieren, was unter Stress zu verstehen ist. Es gibt positiven und negativen Stress. Unter negativem Stress verstehen wir beispielsweise Zeitdruck, Wettbewerbssituationen im Beruf oder fehlende Anerkennung. All dies lässt unseren Adrenalinhaushalt steigen. Das beste Rezept, um negativem Stress entgegenzuwirken, ist ein harmonischer Wechsel von Aktivität und Entspannung. Schalten Sie nach der Arbeit Ihr Handy ab und lassen Sie den Computer aus. Das gilt auch in der Urlaubszeit. Sie müssen lernen, Entspannung zuzulassen. Suchen Sie sich Genussmomente – sowohl kulinarischer Art als auch bei Ihren Freizeitaktivitäten. Gehen Sie öfter mal ins Kino oder Theater, gönnen Sie sich Saunabesuche und pflegen Sie Freundschaften. All das kann Stress reduzieren und Entspannung schaffen.
Wie erkenne ich den Unterschied zwischen Stress und Burnout?
Stein: Ein Burnout ist ein Erschöpfungssyndrom. Patienten, die darunter leiden, sind in der Regel schnell reizbar und leiden unter Schlafstörungen. Nicht durchschlafen zu können, ist übrigens eines der ersten Anzeichen für Burnout. Weitere Symptome können Ohrensausen, Herzrhythmusstörungen oder Beklemmungsgefühle sein. Die größte Herausforderung besteht darin, dass sich die Betroffenen ihre Erkrankung selbst eingestehen und zum Arzt gehen. Je eher das geschieht, desto besser lassen sich die Symptome und ihre Ursachen identifizieren und behandeln.
Was kann man sonst noch tun, um fit und gesund ins Frühjahr zu starten?
Stein: Setzen Sie sich realistische Ziele. Jemand, der sich bislang kaum bewegt hat, wird im Herbst sicher keinen Marathon laufen. Außerdem ist es wichtig, sich die eigenen Ziele und den damit verbundenen Nutzen konkret vor Augen zu führen. Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, sollte sich immer wieder daran erinnern, dass ein Jahr lang auf Nikotin zu verzichten, das Herzinfarktrisiko bereits um die Hälfte senkt. Wer fünf Jahre keinen Glimmstängel in die Hand nimmt, halbiert sein Lungenkrebsrisiko. Diese Dinge sollte man sich bei der Umsetzung seiner Ziele deutlich machen.
Viele Leute nehmen sich vor, Gewicht zu verlieren, um eine knackige Bikini-Figur zu bekommen. Was raten Sie denen?
Stein: Auch hier sollte man sich keine zu hohen Ziele setzen. Wenn man innerhalb von drei Monaten fünf Kilo abnehmen möchte, ist das okay. 20 oder 30 Kilo hingegen sind utopisch. Außerdem ist es wichtig, ein paar Regeln zu beachten: Viele Abnehmwillige verzichten aufs Frühstück oder essen kaum etwas zu Mittag. Doch der Körper kann auf diese Weise nichts verbrennen und gewöhnt sich an die geringe Energiezufuhr. Abnehmwilligen empfehle ich, morgens wenigstens ein Müsli zu essen und sich zwischendurch einen Apfel oder ein gesundes Brot zu gönnen. Entscheidend ist es, abends nicht zu spät zu essen und weitgehend auf Kohlenhydrate zu verzichten. Vorsicht ist auch im Hinblick auf versteckten Zucker geboten. Wenn wir die für uns sichtbare Menge der süßen Substanz bei der Ernährung weglassen, sparen wir nur 30 Prozent der Gesamtzuckermenge, die wir täglich zu uns nehmen. Also: Achten Sie genau auf den Zuckergehalt Ihrer Lebensmittel!
Und wie sieht es mit dem Thema Vorsorge im Frühjahr aus?
Stein: Das ist ein wichtiger Punkt. Jeder zweite Deutsche nimmt Vorsorgeuntersuchungen nicht wahr, obwohl diese von den Krankenkassen bezahlt werden. Ich kann nur jedem raten: Scheuen Sie sich nicht und haben Sie keine Angst! Wenn man nach den Untersuchungen weiß, dass alles in Ordnung ist, fühlt man sich prima. Wird hingegen etwas Auffälliges entdeckt, kann man meist frühzeitig reagieren. Ich rate dringend zu regelmäßigen Check-ups – auch im Frühjahr 2014.
Tomas Stein, 58, ist seit 1998 ärztlicher Direktor des Diagnostik Zentrums Fleetinsel in Hamburg. Der Kardiologe hat sich auf Echokardiographie (Ultraschall des Herzens) und Elektrophysiologie (Herzrythmusstörungen) spezialisiert und führt gemeinsam mit Kollegen des Präventionszentrums jährlich etwa 1500 Check-ups durch. Weitere Informationen unter www.diagnostik-zentrum.de
Interview: Janina Darm
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