Was tun bei Frühjahrsmüdigkeit?
Erste Knospen sprießen, Vögel zwitschern, die Sonne strahlt: Der Frühling ist da. Trotzdem fühlen sich viele Menschen müde und abgeschlagen. Doch was tun bei Frühjahrsmüdigkeit?
Was tun bei Frühjahrsmüdigkeit?
Diese Frage stellen sich viele Menschen im Frühjahr. Sie fühlen sich abgeschlagen, sind müde. Doch es gibt Mittel und Wege, die Frühjahrsmüdigkeit aktiv zu bekämpfen. EAT SMARTER hat bei dem Internisten Prof. Dr. Michael Stimpel nachgefragt und ein paar interessante Antworten erhalten.
Warum sind im Frühjahr so viele Menschen müde?
Prof. Dr. Michael Stimpel: Eine allgemeingültige Antwort gibt es leider nicht. Wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Ein Grund ist sicherlich die Zeitumstellung. Wir stehen eine Stunde früher auf, gehen am Abend aber meist zur gleichen Zeit wie sonst ins Bett. Daraus entwickelt sich ein Schlafdefizit. Hinzu kommt die hormonelle Umstellung. In langen, dunklen Winternächten bildet der Körper verstärkt Melatonin. Werden die Tage wieder länger und heller, entsteht ein Überschuss des Schlafhormons. Der Körper hinkt also der neuen Jahreszeit hinterher. Auch die körpereigene Temperatur muss erst wieder angepasst werden. Im Winter ist diese ein paar Zehntel Grad niedriger als im Sommer. Wird es draußen wärmer, weiten sich die Gefäße und der Blutdruck sackt ab. Schwindel, Abgeschlagenheit und Müdigkeit sind häufig die Folge.
Was kann man gegen die Schläfrigkeit unternehmen?
Prof. Stimpel: Empfehlenswert ist es, seinen Schlaf an die neuen Gegebenheiten anzupassen und wenn möglich, eine Stunde früher ins Bett zu gehen. Außerdem sollte man so viel Sonne wie möglich tanken. An der frischen Luft werden belebende Hormone wie Serotonin, Testosteron und auch Endorphine ausgestoßen. Wichtig bei den ersten Frühlingsspaziergängen: Tragen Sie lieber keine Sonnenbrille. Das Licht sollte die Netzhaut erreichen, sonst können die Hormone nicht aktiviert werden. Vermeiden Sie es jedoch, direkt in die Sonne zu schauen. Ansonsten kann man sich bei Müdigkeit mit etwas kaltem Wasser erfrischen.
Kann man der Frühjahrsmüdigkeit auch vorbeugen?
Prof. Stimpel: Ja, sehr gut sogar. Und zwar ganz einfach mit Ausdauersport. Wer auch im Winter aktiv ist, verhindert, dass sein Kreislaufsystem auf die jahreszeitlichen Veränderungen allzu stark reagiert. Saunagänge sind ebenfalls empfehlenswert. Und auch Kneipp’sche Güsse und warm-kalte Wechselduschen haben sich bewährt. Menschen, die allzu starke Probleme mit der Frühjahrsmüdigkeit haben, können zudem eine Lichttherapie machen. Sie fördert die Serotonin-Produktion.
Ist eine bestimmte Ernährungsweise hilfreich, um wieder fit zu werden?
Prof. Stimpel: Man sollte sich vollwertig ernähren, viel Fisch, frisches Obst und Gemüse essen, damit der Körper ausreichend Vitamine und Mineralstoffe bekommt. Schwere Kost in der Kantine ist dagegen tabu, denn die löst meist ein Gefühl der Trägheit aus und verstärkt das Schlappheitsgefühl noch.
Betrifft die Frühjahrsmüdigkeit eigentlich alle Menschen in gleichem Maße?
Prof. Stimpel: Nein. Jemand, der trainiert ist und regelmäßig Ausdauersport treibt, wird vom Jahreszeitenwechsel normalerweise nichts spüren. Gleiches gilt auch für Menschen, die ihr Gefäß und Immunsystem regelmäßig durch kneippsche Güsse trainieren. Ältere und körperlich wenig aktive Menschen leiden dagegen eher unter Herz-/Kreislaufsymptomen im Frühjahr, da die Beinmuskulatur schwach ist.
Wozu raten Sie Menschen, wenn sich ihre Abgeschlagenheit nicht legt?
Prof. Stimpel: Sie sollten in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Die Umstellung des Körpers vom Winter auf den Sommer dauert in der Regel zwischen einer und vier Wochen. Wer sich darüber hinaus schlapp und lustlos fühlt, über Konzentrationsmängel klagt und freudlos wirkt, sollte sich untersuchen lassen. Neben ernsthaften Erkrankungen können auch depressive Verstimmungen eine Ursache für diese Symptome sein. Wichtig ist, den Arztbesuch nicht immer wieder hinauszuzögern und die vermeintliche Frühjahrsmüdigkeit vorzuschieben. Gerade, wenn die Antriebslosigkeit plötzlich und unerwartet aufkam und sich keinerlei Besserung zeigt, sollte man dies besser abklären lassen.
„Was tun gegen Frühjahrsmüdigkeit“ – Interview: Janina Darm