Gute Angewohnheiten – schlechte Angewohnheiten
Sich eine blöde Angewohnheit abzugewöhnen ist schwer. Verdammt schwer. Jeder weiß das – zum Beispiel in Bezug aufs Rauchen. Denn fast jeder kennt eine/n Raucher/in, die/der es einfach nicht schafft, das Rauchen aufzugeben. Oder die/der zumindest mehrere Anläufe gebraucht hat, bis sie/er erfolgreich war.
Seine Ernährung umzustellen bedeutet auch, sich bestimmte Angewohnheiten abzugewöhnen und andere anzugewöhnen. Glaubt nun wirklich irgendjemand, dass man das in zwei Wochen schaffen kann, so wie es manche „Wunderpläne“ versprechen? Never ever.
Zwischen 30 und 50 Prozent unseres täglichen Handelns wird durch Gewohnheiten bestimmt. Und das ist gut so, denn: Müssten wir jede Entscheidung jedes Mal aufs Neue treffen, wären wir (nicht nur zeitlich) vollkommen überfordert. Wenn man so will, sind Gewohnheiten also eine Art „Energiesparprogramm“ unseres Körpers, denn für bewusste Entscheidungen bedarf es Aufmerksamkeit und Konzentration. Leider unterscheidet unser Gehirn nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheiten. Und das wiederum ist blöd.
Denn Gewohnheiten sind extrem stabil, sie sind tatsächlich so etwas wie kleine Süchte. Die bloße Absicht etwas zu ändern, bringt dabei gar nichts. Wenn Sie versuchen, sich das Chipsessen vor dem Fernseher abzugewöhnen, dann gehen sie quasi auf Entzug. Verhaltensänderungen durchlaufen mehrere Stufen.
- Wenn Sie für sich ehrlich und unbeeinflusst zu dem Schluss gekommen sind, dass die Änderung beispielsweise des morgendlichen Nutellabrötchens in ein Müsli mit Früchten a) Ihnen gut tun wird, b) Sie sich den Schritt wirklich zutrauen und c) Sie die damit verbundenen Nachteile kleiner bewerten als die Vorteile – dann haben Sie den ersten Schritt getan.
- Schritt 2 und 3 sind das Fassen eines definitiven Entschlusses („Ich starte am Montag“) sowie die Planung (Obst + Müsli kaufen, Nuss-Nougat-Creme entsorgen). Beide Schritte sind störanfällig: Och, man könnte ja auch erst nach dem Urlaub anfangen... Oder: Nein, das Glas Nuss-Nougat-Creme wird erst aufgegessen, wäre ja zu schade drum...
- Schritt 4 einer Verhaltensänderung ist die sogenannte Initiierung – der Tag, an dem Sie wirklich morgens zum ersten Mal das Müsli essen. Auch hier kann viel schief gehen. Das Obst ist nicht reif, das Müsli schmeckt Ihnen nicht, der Mitbewohner hält Ihnen sein Nutellabrötchen unter die Nase etc. etc. Und schwups, wandert die Müslipackung in den Schrank und wird nie wieder rausgeholt.
- Wenn Sie allerdings diesen ersten Schritt erfolgreich gemeistert haben, dann folgt die Phase der Aufrechterhaltung. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Phase rund sechs Monate dauert. Sie essen nun zwar morgens ihr Müsli, aber Sie denken jeden Morgen darüber nach. Wägen Vor- und Nachteile ab, haben Gedanken nach dem Motto: Was würde wohl passieren, wenn ich jetzt einmal wieder ein Schokobrötchen äße...?! Solche Gedanken begleiten sie wochenlang. Jeder Tag birgt dabei aufs Neue das Risiko des Scheiterns. Und zwar nicht nur für diesen einen Tag, sondern auch endgültig.
- Routine – und damit eine erfolgreich gemeisterte Verhaltensänderung – haben Sie erst in dem Moment erreicht, in dem Sie nicht mehr drüber nachdenken. Wenn Sie morgens die Müslischlüssel aus dem Schrank holen und das Müsli zubereiten ohne dabei auch nur im Ansatz bewusst mitzudenken. So wie beim Zähneputzen.
Sollten Sie also eine Ernährungsumstellung planen, dann planen Sie umsichtig. Räumen Sie Störfaktoren aus dem Weg und seien Sie sich bewusst, dass Sie einen langen Atem und Geduld mit sich selbst brauchen werden. Rückschläge sind normal, lassen Sie deswegen nicht gleich das ganze Vorhaben scheitern!
Ein Tipp noch zum Schluss: Sich etwas anzugewöhnen ist leichter, als sich etwas abzugewöhnen. Vielleicht starten Sie einfach mit einer zusätzlichen Portion Gemüse oder Obst, bevor Sie die Chips aus dem Wohnzimmer verbannen.
Viel Erfolg wünscht Ihnen,
Alexa Iwan
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