Helfen Kompressionsstrümpfe beim Joggen?
Machen Kompressionsstrümpfe schneller, leistungsfähiger und gar gesünder? Fitness-Doc Ingo Froböse nimmt die bunten Wadenkompressen unter die Lupe.
(Foto: Zwei Läuferinnen beim Berlin Marathon 2017, Copyright SCC EVENTS/Petko Beier) Egal, ob Profiläufer oder Amateur, immer mehr Jogger schlüpfen vor dem Workout in Kompressionsstrümpfe. Bei meiner täglichen Joggingrunde sehe ich die Strümpfe in allen möglichen Farben und Formen.
Ursprünglich kommen die Strümpfe, die bei Läufern so en vogue sind, aus dem medizinischen Bereich. Entwickelt wurden sie für Menschen mit Venenleiden. Krampfadern waren zum Beispiel ein klassisches Einsatzgebiet für Kompressionsstrümpfe. Durch ihre enge Passform üben die Strümpfe Druck auf Muskulatur, Gewebe und Arterien aus. Dadurch verbessert sich der Blutfluss und auch die Sauerstoffversorgung der Beine.
Im Laufe der Zeit erkannte man, dass sich dieses Prinzip auch auf den Sport und die Regeneration übertragen lässt: Kompressionsstrümpfe sollen den Körper beim Sport in vielerlei Hinsicht positiv beeinflussen. Ein paar Beispiele: der Rückstrom des Bluts zum Herzen soll unterstützt werden, die Temperatur in den Muskeln konstant gehalten und die Regeneration verbessert werden.
Ich schreibe mit Absicht „soll“, da nicht alle Effekte, die den Kompressionsstrümpfen zugeschrieben werden, bislang wissenschaftlich gestützt werden können. Für den Rückstrom des Blutes zum Herzen beispielsweise konnte eine Studie der Universität Karlsruhe von 2014 keine signifikanten Ergebnisse feststellen. Einige positive Effekte ließen sich jedoch feststellen: So ermüdet die Muskulatur weniger schnell und ist besser vor Schädigungen geschützt. Auch die sogenannte Laufökonomie kann durch Kompressionsstrümpfe verbessert werden. Weiterhin kam es durch das Tragen der Strümpfe zu einer günstigen Beeinflussung der Temperatur im Muskel.
Nicht zu vergessen ist das positive subjektive Empfinden: Sportler fühlen sich durch Kompressionsstrümpfe häufig weniger erschöpft und sprechen von „leichten Beinen“.
Alles in allem also wird Sie das Tragen von Kompressionsstrümpfen nicht über Nacht zum Super-Läufer machen. Und auch Verletzungen durch Überbelastung lassen sich nicht dadurch vermeiden, dass Sie beim Joggen enge Kniestrümpfe tragen. Wenn Sie jedoch das Gefühl haben, dass die Strümpfe Ihnen beim Laufen gute Dienste leisten, dann spricht nichts gegen das Tragen.
Worauf man beim Kauf von Kompressionsstrümpfen achten muss
Wie bei den Laufschuhen gilt auch für Kompressionsstrümpfe: unbedingt gut anpassen lassen! Sind die Strümpfe zu weit, dann kann sich der Kompressions-Effekt nicht entfalten. Sind sie zu eng, ist es für Sie einfach unangenehm. Auch eventuelle Vorerkrankungen spielen bei der Wahl der Kompressionsstärke eine Rolle. Also: bitte nicht im Internet bestellen, sondern zum Orthopädie-Fachhändler des Vertrauens gehen. Hier finden Sie sowohl eine breite Auswahl als auch eine optimale Beratung!
Bei einem optimal angepassten Strumpf sollte die Kompression vom Knöchel bis zum Knie hin abnehmen.
Ob mit oder ohne Wadenbekleidung wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Start in Ihre Laufsaison 2018!
Ihr Ingo Froböse