Essen & Arzneimittel
Auf einer ernährungsmedizinischen Tagung habe ich neulich einen sehr interessanten Herrn kennengelernt: Prof. Dr. rer. nat. Martin Smollich – Professor für klinische Pharmakologie und Pharmakonutrition und in persona sehr viel jünger als all seine Titel vermuten lassen ☺ Dieser Herr brennt für ein Thema: nämlich die Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln.
Okay, dachte ich – die meisten von uns wissen, dass einige Antibiotika (Tetracycline) nicht wirken, wenn man gleichzeitig Milchprodukte trinkt oder isst. Muss man noch mehr wissen? Oh ja! Nämlich zum Beispiel, dass:
- Grapefruitsaft die Wirkung von verschiedenen Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen extrem verstärken kann (und deshalb während der Therapie nicht getrunken werden sollte)
- Alkohol in Verbindung mit nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), die als Schmerzmittel in fast jedem Haushalt zu finden sind, zu Magen-Darm-Blutungen führen kann
- Sojaprodukte die Wirkung des Schilddrüsenhormons Levothyroxin (welches bei Schilddrüsen-Unterfunktion verabreicht wird) vermindern bzw. verhindern
- die Gerbstoffe im Kaffee die Aufnahme von Antidepressiva und Neuroleptika unmöglich machen
- Chininhaltige Getränke (Bitter Lemon, Tonic Water) die Wirkung von Muskerelaxantien und einigen Herzmedikamenten unkontrolliert verstärken können
- Goji-Beeren die gerinnungshemmende Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten derart verstärken können, dass es zu gefährlichen Blutungskomplikationen kommen kann
Alles in allem ein Aufruf den Beipackzettel eingenommener Medikamente wirklich genau zu studieren. Umso mehr, je regelmäßiger oder öfter ein Medikament eingenommen wird. Und im Zweifelsfalle den Arzt fragen.
Die Inhaltsstoffe unserer Lebensmittel sind extrem stoffwechselaktive Substanzen – und das ist auch gut so! Aber wer krank ist und um bestimmte Arzneimittel nicht herumkommt, der sollte den Genesungsprozess nicht durch unbeabsichtigt „falsche“ Ernährung gefährden. Manche Arzneistoffe und manche Lebensmittelinhaltsstoffe vertragen sich nun mal leider nicht.
Herzlichst,
Ihre Alexa Iwan (Dipl. Ökotrophologin)
(Literaturhinweis & Quelle: Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln, Smollich/Podlogar, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, ISBN 978-3-8047-3520-0, http://www.wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de/titel/60896.html)