Wie gesund ist Leitungswasser?
Kistenschleppen oder Hahn aufdrehen: Die einen bevorzugen Mineralwasser aus dem Supermarkt, die anderen vertrauen dem kühlen Nass aus dem Rohr – doch können wir das eigentlich bedenkenlos trinken? Erfahren Sie hier, ob Leitungswasser gesund ist.
Inhaltsverzeichnis
- Prüfung von Trinkwasser
- Blei durch hauseigene Leitungen
- Nitrat durch Düngereinsatz
- Keime im Stagnationswasser
- Rückstände von Medikamenten
- Wie gesund ist Leitungswasser?
- Wissen zum Mitnehmen
Wir wissen es, doch die wenigsten von uns bekommen es hin: täglich rund 1,5 Liter trinken. Laut TK-Studie "Trink Was(ser), Deutschland!" gelingt es nur sechs von zehn Frauen, den täglichen Mindestbedarf an Flüssigkeit zu decken. Bei den Männern sind es immerhin 73 Prozent (1). Es gibt einige Gründe, warum Menschen die Empfehlung nicht erreichen, aber einer der wichtigsten ist Stress. Gut die Hälfte aller Berufstätigen vergisst häufiger mal zum Wasserglas zu greifen, wie die TK-Studie zeigt.
Wenn wir aber zu wenig trinken, nimmt unsere geistige und körperliche Leistungsfähigkeit ab: Wir können uns schlechter konzentrieren, unsere Reaktionsfähigkeit lässt nach, wir fühlen uns schlapp und träge. Um fit zu bleiben, müssen wir daher ausreichend trinken. Hier setzt das interaktive ErnährungsCoaching der Techniker Krankenkasse an und vermittelt Ihnen, wie Sie Ihr Trinkverhalten beobachten und verbessern können.
Dabei ist der beste Durstlöscher Wasser – aber ist Leitungswasser gesund? Um diese Frage ranken sich zahlreiche Halbwahrheiten. So greifen einige von uns lieber auf Mineralwasser zurück, da sie glauben, es enthielte mehr Mineralien als die Rohrperle. Manche Menschen befürchten eine Belastung mit Blei, Nitrat oder Rückständen von Arzneimitteln und meinen, dass sie nicht bedenkenlos den Hahn aufdrehen können. Doch was ist dran an den Vorurteilen?
Prüfung von Trinkwasser
Leitungswasser ist ein Naturprodukt und wird zu 70 Prozent aus Grund- und Quellwasser gewonnen, 13 Prozent stammen aus Oberflächenwasser wie Seen, Talsperren sowie Flüssen und die übrigen 17 Prozent sind ein Mittelding: Oberflächenwasser, das durch eine Bodenpassage oder Uferfiltration fast wie Grundwasser ist. Je nachdem, welche Mineralien sich aus dem jeweiligen Untergrund lösen, schmeckt das Lebenselixier in jeder Gegend etwas anders.
Aber unabhängig von den geschmacklichen Unterschieden regelt seine Qualität die Trinkwasserverordnung – die sogar strenger ist als die Mineralwasserverordnung. Sie besagt, dass Leitungswasser klar, geruchlich sowie geschmacklich einwandfrei sein muss. Auch sind die Grenzwerte für Schadstoffe so angelegt, dass wir es unser Leben lang täglich trinken können, ohne davon krank zu werden. Die Grenzwerte werden permanent von Kommissionen überwacht. Damit ist unser Trinkwasser das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland.
Lesen Sie auch: Trinken: Wie viel Wasser am Tag ist gesund?
Blei durch hauseigene Leitungen
Im Allgemeinen ist das Trinkwasser von sehr guter Qualität. Die Sorge, es könnte erhöhte Bleigehalte aufweisen und dadurch unsere Gesundheit gefährden, ist im Allgemeinen unbegründet: Bleileitungen sind heutzutage nicht mehr zulässig, denn seit Dezember 2013 gilt in Deutschland der strengere Grenzwert von 0,01 Milligramm Blei pro Liter – und diesen kann Wasser, das durch entsprechende Rohre fließt, nicht einhalten. Aus diesem Grund müssen entsprechende Leitungen getauscht werden.
Außerdem besitzen Häuser, die nach 1973 errichtet wurden, keine Bleileitungen mehr. Praktisch frei davon ist der gesamte süddeutsche Raum, weil man dort seit über hundert Jahren darauf verzichtet. Zudem sind in den übrigen Gebieten Deutschlands längst nicht alle Altbauten betroffen, weil auch dort früher häufig andere Materialien zum Einsatz kamen.
Wenn Sie dennoch unsicher sind, fragen Sie bei Ihrer Vermieterin oder Ihrem Vermieter nach, wann die Leitungen installiert wurden und aus welchem Material sie bestehen. Im Zweifelsfall können Sie Ihr Leitungswasser auf das Schwermetall untersuchen lassen oder sich an das Gesundheitsamt wenden.
Nitrat durch Düngereinsatz
Damit Getreide, Obst oder Gemüse gut wächst, bringen Landwirt:innen Gülle, Mist oder Kunstdünger auf ihren Feldern aus. Das enthaltene Nitrat benötigen die Pflanzen für ihr Wachstum und nehmen es über die Wurzeln auf. Wird mehr gedüngt, als die Pflanzen verarbeiten können, gelangt überschüssiges Nitrat ins Grundwasser. Das wird insbesondere in Gegenden mit intensiver Tierhaltung etwa in Niedersachsen, in Teilen Nordrhein-Westfalens und Schleswig-Holsteins zum Problem, da die Betriebe mehr Gülle produzieren, als auf dem vorhandenen Land aufgebracht werden kann und darf.
Nitrat selbst ist für uns weitgehend unbedenklich. Allerdings wandeln Bakterien aus Mundhöhle und Darmflora es zu Nitrit um, was zwei Arten von Gefahren birgt: Zum einen reagiert Nitrit im Körper mit einer anderen Stoffklasse zu Nitrosaminen, die als krebserregend gelten. Zum anderen kann Nitrit bei Säuglingen den Sauerstofftransport im Blut behindern.
Enthält das Grundwasser zu viel Nitrat, wird es bei der Aufbereitung herausgefiltert oder mit unbelastetem Wasser aus anderen Gebieten vermischt, damit der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter eingehalten wird. Eine weitaus höhere Nitratdosis liefern überdies Blatt- und Wurzelgemüse, darunter Kohlrabi, Radieschen, Rettich, Rucola, Rote Bete und Spinat. Aber auch hier gelten gesetzliche Höchstgehalte. Dieser ist zum Beispiel für frischen Freilandspinat auf 3.500 Milligramm Nitrat pro Kilogramm festgelegt (2).
Keime im Stagnationswasser
In Deutschland wird Trinkwasser entweder chemisch oder physikalisch entkeimt. Allerdings ist es nicht mehr frisch, wenn es längere Zeit in den Rohen stand. Dieses Stagnationswasser ist anfällig für eine mögliche Verkeimung, etwa mit Legionellen. Sie werden durch zerstäubtes oder vernebeltes Wasser übertragen, zum Beispiel beim Duschen. Atmen wir diese Bakterien ein, können sie grippeartige Beschwerden verursachen; gefährdet sind vor allem Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr.
Die Gefahr ist aber gebannt, wenn Sie nach einer längeren Abwesenheit – etwa nach dem Urlaub – ein paar Liter ablaufen lassen, bis es kühl aus der Leitung fließt. Drehen Sie auch morgens kurz den Hahn auf, denn bedenkliche Metalle wie Kupfer oder Nickel können im Stagnationswasser ebenfalls vermehrt auftreten. Den ersten Schwall können Sie etwa zum Blumengießen, Spülen oder Putzen benutzen. Danach können Sie die Rohrperle problemlos trinken.
Wichtig ist, dass Sie regelmäßig den sogenannten Perlator reinigen. Dieser Teil sorgt dafür, dass Wasser in einem gleichmäßigen Strahl aus dem Hahn sprudelt. Leider bietet er mit seinem feinen Plastiknetz einen idealen Nährboden für Bakterien oder Kalk verstopft ihn. Gegen Verkalkungen hilft ein Essigbad, das gleichzeitig die Keime abtötet.
Rückstände von Medikamenten
Arzneimittelwirkstoffe und deren Abbauprodukte können über den Urin und bei Salben mit der nächsten Dusche ins Abwasser gelangen. Kläranlagen sind jedoch nicht darauf ausgelegt, diese Stoffe zu entfernen, weshalb Rückstände auch in Flüsse und Seen geraten. Allerdings sind die Konzentrationen, die in Oberflächengewässern nachgewiesen wurden, sehr gering. Im Trinkwasser wurden bisher keine oder nur Spuren einzelner Medikamentenrückstände in Nanogramm-Bereich gefunden, die nach heutigem Kenntnisstand für den Menschen unbedenklich sind.
Da aber die Bevölkerung immer älter wird und damit der Verbrauch an Arzneien steigt, besteht Handlungsbedarf. Aus diesem Grund fordert die Umweltbehörde eine zusätzliche Klärstufe, die solche Stoffe noch mal besser herausfiltert. Aber auch wir selbst können etwas unternehmen, indem wir unverbrauchte oder abgelaufene Arzneien nicht in die Toilette oder Spüle werfen. Wie Sie diese in Ihrem Wohnort am besten beseitigen, erfahren Sie aus der interaktiven Entsorgungslandkarte.
Wie gesund ist Leitungswasser?
Viele von uns greifen zu Mineralwasser, da sie annehmen, dass es seinen Namen verdient. Zwar war bis 1980 ein Mindestgehalt an 1.000 Milligramm gelöster Mineralstoffe pro Liter vorgeschrieben, diese Regelung gibt es aber heute nicht mehr. Ein aktueller Vergleich von Stiftung Warentest zeigt, dass viele Mineralwässer nicht mal auf 500 Milligramm pro Liter kommen. Da sprudeln in manchen Regionen sogar mehr Mineralien aus dem Hahn.
Der Grund ist: Wie bereits erwähnt, wird Leitungswasser unter anderem aus Grundwasser gewonnen, dass auf seinem langen Weg durch das Erdreich wertvolle Mineralien aufnimmt, darunter Calcium, Kalium, Magnesium, Natrium und Chlorid. Im Übrigen bestimmen ihre Anteile den sogenannten Härtegrad. Hartes Wasser enthält mehr Magnesium und Calcium als weiches. Diese Elemente sind wichtige Mikronährstoffe für den Körper – und es ist ein Mythos, dass hartes Wasser unsere Gefäße verkalken lässt.
Leitungswasser ist nicht nur gesund, es fließt zudem unschlagbar günstig aus dem Hahn und kostet im Schnitt nur etwa 0,2 Cent pro Liter. Gleichzeitig schonen Sie die Umwelt, denn lange Transportwege und Verpackungsmüll entfallen, die ansonsten Energie und Ressourcen verbrauchen würden. Und wer die Flaschen nur wegen der Kohlensäure kauft, kann auch auf Selbstsprudler umsteigen, deren Anschaffungskosten sich mit der Zeit relativieren.
Ihnen fällt es schwer, genügen zu trinken oder sich ausgewogen zu ernähren? Das TK-ErnährungsCoaching bietet Ihnen ein strukturiertes, wissenschaftlich fundiertes Programm, mit dem Sie Ihr Essverhalten nachhaltig und gesund umstellen können. Dazu führen Sie ein digitales Ernährungsprotokoll – schon nach kurzer Zeit erhalten Sie Auswertungen zum TK-ErnährungsIndex, Nährwerten und Trinkmenge.
Wissen zum Mitnehmen
Das TK-ErnährungsCoaching hilft Ihnen dabei, sich ausgewogen zu ernähren und genügend zu trinken. Der beste Durstlöscher ist Wasser, auch Leitungswasser ist gesund. Zudem ist es preiswert, umweltfreundlicher als Mineralwasser und wird ständig durch die Wasserwerke kontrolliert. Maßgebend ist dabei die Trinkwasserverordnung, die zahlreiche Grenzwerte zum Schutz unserer Gesundheit festlegt, etwa für Blei. Seit Dezember 2013 gilt für das Schwermetall sogar ein strengerer Grenzwert und Bleileitungen müssen ausgewechselt werden.
Das Naturprodukt stammt zum Teil aus Grundwasser, das in manchen Gebieten Deutschlands durch intensive Landwirtschaft mit Nitrat aus Düngern belastet ist. Aber Wasserwerke filtern und bereiten es auf, damit Leitungswasser gesund bleibt und den festgelegten Grenzwert für Nitrat nicht überschreitet. Ebenso wird es chemisch oder physikalisch entkeimt. Allerdings ist es nicht mehr frisch, wenn es zu Hause längere Zeit in den Rohren stand. Lassen Sie es ablaufen, bis es eine konstant kühle Temperatur hat. So werden mögliche Verunreinigungen weggespült.
Rückstände von Tabletten und Salben können über Urin, Duschen oder falsche Entsorgung ins Ab- und Flusswasser geraten. Im Trinkwasser wurden allerdings keine oder nur Spuren von Medikamentenrückständen gefunden, die nach heutigem Kenntnisstand für uns unbedenklich sind. Werfen Sie aber zum Schutz der Gewässer keinesfalls Arzneien in Toilette oder Spüle.
Smarte Partner – TK und EAT SMARTER
Gemeinsam mit der TK haben wir großes Interesse daran, Sie über wichtige Themen rund um Gesundheit und Ernährung aufzuklären. Mehr über die Zusammenarbeit und die TK erfahren Sie hier.
- Antworten
- Melden
- Antworten
- Melden