Das richtige Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren

Von Prof. Dr. med Thomas Kurscheid
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Blog Kurscheid

Bei meinem vorletzten Beitrag zum Thema Öle und Fette hatte ein Leser gefragt, was denn nun das richtige Verhältnis von Omega 6- zu Omega 3-Fettsäuren sei. Das ist schon eine sehr spezielle Frage, die ich allerdings auch immer wieder von meinen Patienten höre. Der Zusammenhang ist folgender.

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Ungesättigte Fettsäuren werden auch als Omega Fettsäuren bezeichnet. Zwei Omega-Fettsäuren sind sogar essentiell, d.h. sie müssen von außen zugeführt werden, weil der Körper sie nicht herstellen kann. Eine davon ist die 2-fach ungesättigte Omega-6-Fettsäure Linolsäure. Die andere essentielle Fettsäure ist eine Omega-3-Fettsäure, die sogar 3-fach ungesättigt ist, die α-Linolensäure. Pflanzliche Omega-3-Fettsäuren (α-Linolensäure, „ALA“) werden zur Energiegewinnung verstoffwechselt, in Zellmembranen eingebaut und sind Vorläufer von Gewebshormonen (Prostaglandinen). Generell kommen Omega -Fettsäuren in Pflanzen (Leinsamen, Raps, Chiasamen)und Fett-Fischen vor (Aal, Lachs, Sardine). Der Körper kann allerdings pflanzliche Omega-3-Fettsäuren wie die Linolensäure (reichlich vorhanden im Leinöl) in die noch wertvolleren „tierischen“ Omega-3-Fettsäuren umwandeln: in EPA(Eicosapentaensäure), DHA (Docosahexaensäure) und DPA (Docosapentaensäure). Diese haben, im Gegensatz zu α-Linolensäure die Eigenschaft, den Blutdruck und die Blutfette (Triglyceride) zu senken.

Es scheint so, als würde diese Umwandlung durch Zufuhr von Omega-6-Fettsäuren gebremst und durch gesättigte Fettsäuren gefördert. Deswegen werden Öle empfohlen, die ein Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 von 6:1 bis 4:1 oder besser aufweisen. Eine Studie des Royal Adelaide Hospital in Australien zeigt, dass α-linolensäurereiches Pflanzenöl (zusammen mit einer linolsäurearmen Ernährung) ähnlich den EPA-Spiegel im Gewebe steigen lässt wie Fischöle. Isst man also wenig Fett-Fisch, wird das Verhältnis der Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren wichtig.

Maiskeimöl weist ein Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 von ca. 50:1 auf, Sonnenblumenöl von 120:1 und Distelöl von 150:1. Sie sind daher nach heutiger Erkenntnis also weniger empfehlenswert. Aber neben diesem Verhältnis der einzelnen Fettsäuren zueinander ist auch der absolute Gehalt an Omega-3-Fettsäuren wichtig. Empfehlenswert sind also vor allem bei fischarmer Ernährung: Leinöl und Leindotteröl, Rapsöl und Hanföl. Und diese am besten „nativ“ und „bio“ einkaufen und bei der Zubereitung möglichst wenig erwärmen.

Ihr Dr. Kurscheid

 
Sehr geehrter Herr Dr. Kurscheid, ich leide von Geburt an an einer angeborenen "Fischeiweiss-Unverträglichkeit" Sie schreiben in Ihrem Artikel, dass Omega³ Fettsäuren aus dem Fisch am wertvollsten sei, was kann ich aber tun bei der o.g. Unverträglichkeit um zu den sog. MUF's zu kommen, ich nehme täglich Omega³ FS in Form von Kapseln ein, das schon seit einigen Jahren/Jahrzehnten. Haben Sie mir eine andere Alternative? Mit freundlichem Gruss Doris Tschanz
Bild des Benutzers EAT SMARTER
Guten Morgen Frau Tschanz, Dr. Kurscheid übermittelte uns folgende Antwort zu Ihrer Frage: In Ihrem Fall sind die Fischölkapseln eine gute Alternative. Aber selbst wenn Sie diese mal nicht einnehmen: Der Körper könnte die benötigten Fettsäuren aus α-Linolensäure (kaltgepresstes, natives Leinöl!) selbst herstellen. Herzliche Grüße von EAT SMARTER
 
ist es richtig, dass es Studien gibt, die die Blase um die Linolensäure relativieren, d.h. dieses Säure sei durchaus nicht so gesundheitsfördernd, wie ausgesagt, im Gegenteil?
 
Lieber Thomasius, Dr. Kurscheid übermittelte uns folgende Antwort zu Ihrer Frage: „Im Augenblick gilt (noch) folgendes: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt umgerechnet eine tägliche Aufnahme von 1 - 1,5 g Gramm alpha-Linolensäure pro Tag. Bei chronischen Erkrankungen könnte es sinnvoll sein, die Zufuhr zu erhöhen. Besprechen Sie dies dann bitte immer mit Ihren behandelnden Arzt.“ Ihr EAT-SMARTER-Team
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