Steffen Henssler: "So schnell und einfach war Kochen noch nie"
Mit leichten Blitz-Gerichten will TV-Koch Steffen Henssler Kochmuffel zurück an den Herd bringen. Im Gespräch mit EAT SMARTER erklärt Steffen Henssler, wie sich aus fast allen Lebensmitteln eine "schnelle Nummer" machen lässt.
Warum bringen Sie jetzt ein Buch zur schnellen Küche raus?
Für die Sendung Topfgeldjäger habe ich mal die „schnelle Nummer“ erfunden. Da stelle ich jedes Mal ein Gericht vor, das ruckzuck fertig ist. Bei den Zuschauern scheint das gut angekommen zu sein. Jedenfalls wurde ich immer wieder gefragt, ob es dafür nicht auch ein Kochbuch geben kann. Ich wollte wissen: Warum ist die „schnelle Nummer“ so beliebt? Als Antwort bekam ich immer: Ich habe keine Zeit zum Kochen.
So schlimm?
Na ja, ehrlich gesagt hatte Kochen in Deutschland noch nie so einen hohen Stellenwert. Die vielen Sendungen und Bücher mögen jetzt vielleicht das Interesse geweckt haben. Aber auf der anderen Seite werden wir überhäuft mit Fertiglebensmitteln und Werbeversprechen: Alles ist mundgerecht, frisch zubereitet – du brauchst es nur noch warm zu machen. Aber mal ehrlich: Du kannst doch nicht immer nur diesen Fertigkram kaufen. In dem neuen Buch findet man Gerichte, die in 10 oder 15 Minuten fertig sind. Die längste Kochzeit beträgt gerade einmal 25 Minuten. Das Kochbuch ist wirklich schnell
Welche Gerichte gehen denn fix?
Nudelsaucen, Sandwiches, Gerichte mit Geflügel oder Gemüse. Aber eigentlich kannst du jedes Lebensmittel schnell zubereiten. Nimm zum Beispiel Kartoffeln. Die meisten verbinden Kartoffeln ja damit, dass sie ewig lange kochen müssen. Aber es geht auch anders: Schneide sie in hauchdünne Scheiben und vermische sie mit gehackten Zwiebeln, Rosmarinnadeln, Knoblauch und ein bisschen Tiroler Speck. Das gibst du dann auf einen ausgerollten Blätterteig und steckst es 15 Minuten in den Backofen. Du wirst eine richtig geile Blätterteigpizza bekommen. Das bekommt wirklich jeder hin.
Kartoffeln, Zwiebeln, Rosmarin, Knoblauch – wie behält man den Überblick, wenn man schnell viele Zutaten verarbeiten will?
Lege dir die Zutaten auf die eine Seite, in der Reihenfolge, in der du sie zubereiten willst. Auf die andere Seite legst du deine Werkzeuge: Einen Sparschäler für die Kartoffeln, ein Messer für die Zwiebeln und was du sonst noch brauchst. Und dann arbeitest du alle Sachen einzeln ab – wie eine Art Kochroboter. Was ich damit sagen will: Versuche, die Sachen so aufzustellen, dass du sie im Überblick hast und schnell zugreifen kannst.
Also geht es beim schnellen Kochen eher um die Ordnung?
Klar, du musst deine Küche aufräumen. Ich spreche aus eigener Erfahrung: Meine eigene Küche war auch ein Sammelsurium von Briefen, Zetteln und anderen Sachen, die ich nicht wegschmeißen wollte. Aber die Küche ist eigentlich ein Arbeitsplatz und so muss sie auch aussehen. Also: Räum’ die Sachen raus und schaff’ dir Platz. Wenn Platz da ist, dann hast du auch Lust aufs Kochen.
Wenn die Küche nicht besonders groß ist, wird es automatisch eng. Wie kann man sich da helfen?
Meine eigene Küche hat selbst gerade einmal vier Herdplatten, das ist eine stinknormale Einbauküche. Natürlich müllt man sich in solchen Küchen schneller zu. Aber du kannst die Zutaten zum Beispiel in einzelne, stapelbare Schüsseln füllen. Dann verbrauchen sie weniger Platz. Und beim Schneiden oder Schälen hältst du am besten gleich eine Tüte bereit: Kartoffeln aufs Brett, Schale ab, gleich in den Plastikbeutel und weg damit.
Und wie geht es jetzt am schnellsten weiter?
Ich habe schon oft gesagt gesagt, dass die Pfanne der beste Freund des Menschen ist. Man schneidet die Sachen klein, schmeißt sie in die Pfanne und dann kann man sie
Wir haben jetzt über den Backofen und die Pfanne gesprochen – haben Sie noch einen Tipp, wie man Zeit beim Kochen spart?
Ich habe einen Tipp für Nudel-Fans. Man sagt ja immer: Nudeln darf man erst ins Wasser geben, wenn es kocht. Aber diese Weisheit ist längst überholt. Die Vorgabe stammt noch aus einer Zeit, in der man die Nudeln selbst gemacht hat.
Was ist heute anders?
Du hast ja heute meistens Industrienudeln, die werden ja nicht weich. Du kannst den Topf anstellen und die Nudeln sofort reinwerfen. Das spart mindestens die Hälfte der Zeit. Ich habe das selbst ausprobiert. Und in der Zeit schaffst du locker ein paar Avocado-Dipps. Wir sehen also: Ernsthaft kann niemand behaupten, dass Kochen zu lange dauert.
Es gibt ja Leute, die den Ansatz mit den schnellen Rezepten kritisch sehen. Sie sagen: Kochen braucht seine Zeit.
Ich will niemanden davon abbringen, dass er sich beim Kochen Zeit nimmt. Warum auch? Leuten, die gerne kochen, geht es doch gut. Aber ich möchte die Menschen erreichen, die vielleicht schon sehr lange nicht mehr am Herd standen. Wenn du denen sagst, dass ein Essen eine Stunde braucht, sagen die dir: Leck mich an den Füßen! Die Leute wollen schnelle Gerichte haben. Und vielleicht kann man sie durch solche Bücher wieder mehr fürs Kochen begeistern.
Zur Person: Steffen Henssler.
Schnell, einfach und lecker will es Fernsehkoch Steffen Henssler in seiner Küche haben. Seine Inspiration dafür holt er sich vor allem aus Kalifornien, wo Steffen Henssler 1999 eine Ausbildung an der Sushiakademie in Los Angeles machte. Die Ausbildung finanzierte sich der Koch durch einen Lottogewinn. Seit 2004 tritt Steffen Henssler im Fernsehen auf, in seiner aktuellen Sendung „Topfgeldjäger“ im ZDF kochen zwei Teams unter Zeitdruck um die Wette. Daneben betreibt Steffen Henssler zwei Restaurants in Hamburg. Nun ist sein neues Buch „Schnell, schneller, Henssler“ erschienen.
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