Prof. Peter Walschburger

So besiegen Sie den Winter-Blues

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Experte erklärt den Winter Blues

Wenn in der Winterzeit das Licht fehlt, fühlen sich viele Menschen häufig schlapp und antriebslos. Auf EAT SMARTER erklärt Bio-Psychologe Prof. Peter Walschburger, wie das Licht unsere Stimmung beeinflusst und wie sich die trüben Gedanken vertreiben lassen.

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Aufstehen bei Dunkelheit, Feierabend im Dunkeln – und dazwischen ein paar Stunden von grauen Wolken gedimmtes Tageslicht. Die vergangenen Wochen haben vielen von uns nachhaltig auf die Stimmung geschlagen. Wir fühlen uns müde, lust- und energielos. Häufig fällt in diesem Zusammenhang auch der Name Winter-Blues.
Doch warum eigentlich erwischt der Blues jedes Jahr so viele Deutsche zur Winterzeit? Der Bio-Psychologe Professor Peter Walschburger von der Freien Universität Berlin kennt den Hauptgrund: „Es ist das fehlende Licht, das unsere Stimmung beeinflusst.“

Denn der Sonnenmangel hat Einfluss auf unseren Hormonhaushalt: Die Dunkelheit erhöht die Produktion von Melatonin, einem Hormon, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert und uns müde macht.
Normalerweise wird das Hormon bei Tageslicht wieder abgebaut. Wenn es aber im Winter nicht richtig hell wird, bleibt unser Körper länger im Nacht-Modus. Zusätzlich produziert der Organismus weniger Serotonin, das eigentlich unsere Stimmung hebt.
Zum Aufbau dieses Wohlfühl-Hormons wäre aber wiederum ausreichend Licht nötig. Und an typisch kurzen Wintertagen mit trübem, grauem Himmel gibt es davon zu wenig. „Winter-Blues ist zwar kein wissenschaftlicher Ausdruck“, sagt Prof. Walschburger, „doch er beschreibt die Situation ganz gut.“ Wir fühlen uns matt und schlapp, haben zu nichts mehr richtig Lust. Kommen dann noch Regen und Kälte hinzu, wird dieses Gefühl verstärkt. Der Wissenschaftler: „Viele Menschen haben dann noch schlechtere Laune, bleiben noch häufiger in Ihren Wohnungen und bekommen so noch weniger Tageslicht.“

Die gute Nachricht: Ein Stimmungstief im Winter ist nicht besorgniserregend. Die Müdigkeit ist keine Krankheit, sondern geht in der Regel wieder vorüber. Und außerdem sind im Januar wieder längere und hellere Tage zu erwarten.
Für das EAT SMARTER-Magazin hat Peter Walschburger zehn Tipps für die dunkle Jahreszeit zusammengestellt. Sein Motto: „Stehen Sie der dunklen Jahreszeit gelassen gegenüber und nutzen Sie das Tageslicht aus.“ Wie das geht, erfahren Sie hier.

Tanken Sie Tageslicht
Je weniger Licht der Körper bekommt, desto weniger stimmungsaufhellende Hormone produziert er. Und genau das sollten Sie in der Winterzeit verhindern. Versuchen Sie daher, mindestens einmal am Tag für 15 bis 30 Minuten vor die Tür zu gehen. Zum Beispiel zur Mittagszeit, wenn es am hellsten ist. So nutzen Sie das vorhandene Tageslicht am besten aus.

Solarien sind kein Ersatz
Klar, im Winter versprechen viele Sonnenstudios eine helle und angenehme Abwechslung zum dunklen Alltag. Allerdings kann das Solarium das Tageslicht nicht ersetzen. Denn die stimmungsaufhellenden Lichtreize werden über die Augen aufgenommen. Und die müssen im Solarium bekanntlich verdeckt werden.

Suchen Sie Geselligkeit
Gerade im Winter ziehen sich viele in ihre Wohnung zurück. Doch durch Stille und Einsamkeit werden negative Gefühle häufig noch verstärkt. Gerade jetzt sollten Sie Freunde sehen und ausgehen. Ein lustiges Treffen oder ein nettes Gespräch können die Stimmung sehr schnell aufhellen.

Machen Sie sich wetterfest
Neben dem fehlenden Licht schlagen uns häufig auch die kalten Temperaturen aufs Gemüt. Wenn Sie aber Ihre Thermoregulation trainieren, werden die Schwankungen Ihrem Körper weniger ausmachen. Setzen Sie sich bewusst Kälte- und Wärmereizen aus, zum Beispiel durch Wechselduschen oder Saunagänge. So wird der Körper wetterfest.

Trainieren Sie den Körper
Daneben lässt sich die Thermoregulation aber auch aktiv trainieren, indem Sie Ihren Körper regelmäßig anstrengen. Sie können dafür zum Beispiel – je nach Wetterlage – walken, laufen, schwimmen, Ski langlaufen oder Tennis spielen. Der Wechsel zwischen Anstrengung und Entspannung stärkt den Körper, das Training kann außerdem die Stimmung heben. Versuchen Sie daher, dreimal in der Woche Sport zu treiben.

Süße Sünden
Im Winter schmeckt Schokolade besonders gut, deswegen sollten wir sie uns ab und zu gönnen. Ob Schokolade wirklich im Körper Glückshormone auslöst, ist umstritten. Trotzdem kann ein Stück die Stimmung heben. Denn wir haben gelernt, süßen Genuss mit Glücksgefühlen zu verbinden.

Häufiger leicht essen
Generell ist die Lust auf Deftiges oder Herzhaftes im Winter größer. Aber man sollte es mit Braten und schweren Soßen nicht übertreiben: Ein gefüllter Bauch macht müde und träge. Und das kostet uns in der kalten Jahreszeit besonders viel Antriebskraft. Fordern Sie den Geist
Lassen Sie an den langen Winterabenden Fernseher oder Laptop mal ausgeschaltet. Wer seinen Geist aktiv fordert, ist weniger anfällig für Trübsinn und Winter-Blues. Also: Lesen Sie spannende Bücher, lösen Sie Denksportaufgaben oder spielen Sie mal wieder eine Partie Schach – notfalls auch gegen den Computer. Besonders wichtig: Stellen Sie sich neuen, ungewohnten Aufgaben, die Sie fordern, aber nicht überfordern.

Spüren Sie die Winterreize
Nutzen Sie die Tage, an denen der Schnee auch in der Stadt liegen bleibt. Schlittenfahrten und Schneeballschlachten wecken nostalgische Erinnerungen an glückliche Kindheitstage.

Gelassen bleiben
Erinnert sich jemand an den letzten Sommer? Nein? Kein Wunder: Dieses Jahr konnte man die schönen Tage fast an einer Hand abzählen. Und jetzt steht der düstere Winter an. Da kann es einem schon mal schwer ums Herz werden. Ganz wichtig: Gelassen bleiben und daran denken: Im Januar werden die Tage schon wieder länger und heller. (wil)

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