Abnehmen durch Alkohol?!
Eine gewagte These. Aber als Schlagzeile taugt sie – oder weshalb haben Sie diesen Artikel angeklickt? Spaß beiseite: Abnehmen durch Alkohol funktioniert natürlich nicht. Aber die Frage wurde mir neulich von einer Journalistin gestellt, weil angeblich "eine Reihe von Studien" zu diesem Ergebnis gekommen seien. Soso ... Ich habe mir die Untersuchungen dann mal etwas genauer angeschaut.
Vor etlichen Jahren schon hatten einige wissenschaftliche Experimente ergeben, das Reservatol – ein antioxidativer Stoff aus Früchten, der typischerweise auch in Rotwein vorkommt – möglicherweise helfen könnte das Risiko für Adipositas zu senken. Unklar war allerdings bislang geblieben, welche Rolle genau das Reservatol in diesem Prozess spielt. Forscher an der Washington State Universität haben deshalb ein weiteres Experiment gestartet. Und zwar mit Mäusen.
Weibliche Mäuse bekamen sehr fettreiches Futter. Die Hälfte der Mäuse bekam zusätzlich konzentriertes Reservatol ins Futter. In einer Menge, die für uns Menschen etwa 340 Gramm Obst täglich entsprechen würde. Das Ergebnis war, dass die Mäuse, die das reservatolhaltige Futter bekommen hatten, ein 40 Prozent geringeres Risiko hatten fettleibig zu werden im Vergleich zu den Mäusen, die kein Reservatol im Futter hatten.
Die Forscher erklären das Ergebnis damit, dass Reservatol offenbar in der Lage ist die sogenannten weißen Fettzellen (das dickmachende Speicherfett) in energiefressende beige Fettzellen umzuwandeln. Deshalb nahm die eine Gruppe der Mäuse, trotz Überfütterung, nicht so viel an Gewicht zu wie die andere Gruppe. Das ist ja erstmal eine erfreuliche Erkenntnis.
Allerdings gilt es im Hinterkopf zu behalten, dass man Tierexperimente in der Regel nicht 1:1 auf den Menschen übertragen kann. Und was den Rotwein angeht, so reichen die enthaltenen Mengen an Reservatol nicht aus, um den beschriebenen Effekt zu erzielen. Reservatol ist eine wasserunlösliche Substanz, die bei der Weinherstellung nur in kleinen Mengen in den Wein übergeht. Der im Wein enthaltene Alkohol und sein damit zusammenhängender Kaloriengehalt sind größere Figurkiller als das Reservatol ausgleichen könnte.
Der offenbar figurschmeichelnde Effekt des Reservatols lässt sich am ehesten noch durch einen hohen Verzehr an bestimmten Obstsorten erzielen. 340 Gramm entsprechen etwa drei Portionen pro Tag. Wenig ist das nicht, aber es soll Menschen geben, die das schaffen. Besonders reservatolhaltig sind Blaubberen, Erdbeeren, Himbeeren, rote Trauben und Äpfel.
I’m sorry – es tut mir wirklich leid, dass ich hier die Illusion „Rotwein macht schlank“ zerstören musste und stattdessen einmal mehr mit dem platten Ratschlag „Essen Sie mehr Obst“ um die Ecke komme. Aber genau das ist die Wirklichkeit: Wundermittel, um mit einem Fingerschnippen schlank zu bleiben, gibt es einfach nicht. Es geht einzig und allein über eine ausgewogene und energiebewusste Ernährung und ausreichend Bewegung.
Deshalb genießen Sie jetzt die wohlverdienten Feiertage mit leckerem Essen und vielleicht auch leckerem Rotwein. Balance heißt ja nicht, dass alles immer auf einer Linie bleiben muss. Manchmal, wie jetzt an Weihnachten, schlägt unser Ess-Pendel ein bisschen nach oben aus und danach wieder ein bisschen nach unten. Letzteres dürfen Sie nur nicht vergessen.
Frohe Weihnachten & bleiben Sie gesund, herzlichst
Dr. Alexa Iwan (Dipl. Ökotrophologin)
Quelle: https://news.wsu.edu/2015/06/18/wsu-scientists-turn-white-fat-into-obesity-fighting-beige-fat/
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