Was Sie über Bio-Lebensmittel wissen müssen
Bio boomt! In den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil an verkauften Bio-Lebensmitteln beinahe verdoppelt. Aber ist die ökologisch erzeugte Nahrung tatsächlich ihren Preis wert? Und ist dort, wo es draufsteht, auch wirklich immer Bio drin? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Inhaltsverzeichnis
- Was bedeutet eigentlich bio?
- Warum sind Bio-Produkte teurer?
- Welche Bio-Siegel gibt es und wofür stehen sie?
- Sind Bio-Lebensmittel weniger mit Schadstoffen belastet?
- Sind Bio-Produkte vom Discounter schlechter?
- Was ist besser: bio oder regional?
- Ist Bio-Fleisch wirklich von glücklicheren Tieren?
- Sind Bio-Produkte gesünder?
- Verderben Bio-Lebensmittel schneller?
- Wäre es überhaupt möglich, dass alle Menschen bio essen?
- Wissen zum Mitnehmen
Der folgende Artikel stammt aus der dritten Ausgabe 2018 unserer Zeitschrift. Hier haben wir eine kleine Leseprobe für Sie, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten. Möchten Sie in Zukunft noch früher informiert sein? Dann empfehlen wir Ihnen ein Abonnement unserer EatSmarter!-Zeitschrift.
Wie gut ist Bio wirklich? Die Bio-Diskussion wird heute überall geführt. In den Medien, privat, in der Schlange an der Supermarktkasse. „Bio ist einfach besser!“, hört man immer wieder. So kaufen Kunden Bio-Lebensmittel und Bio-Produkte in der Hoffung, sich gesünder zu ernähren und gutes für die Umwelt zu tun. Doch nicht alles, was man sich über Bio erzählt, ist richtig.
Wir haben hier 10 Fakten für Sie zusammengestellt, die Sie über Bio und Bio-Lebensmittel wissen sollten.
1. Was bedeutet eigentlich bio?
Welche Anforderungen mindestens erfüllt sein müssen, damit sich ein Lebensmittel bio nennen darf, legen Gesetze der Europäischen Union fest: nämlich, dass es aus ökologisch kontrolliertem Anbau stammt, nicht gentechnisch verändert und ohne den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln oder Düngern hergestellt wurde.
Tiere, die Milch, Eier oder Fleisch liefern, müssen artgerecht aufgezogen und gehalten werden – in der Regel ohne den Einsatz von Antibiotika oder Wachstumshormonen.
Bio-Produkte dürfen außerdem nicht ionisierend bestrahlt werden und es sind weniger Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen (nämlich nur rund 50 statt über 300). Kleiner Wermutstropfen: In Bio-Lebensmitteln dürfen bis zu fünf Prozent nicht ökologisch erzeugte Zutaten enthalten sein.
2. Warum sind Bio-Produkte teurer?
Die Kosten und der Aufwand ökologisch erzeugter Lebensmittel sind höher. Verwendet man etwa keine Chemikalien zur Unkrautvernichtung, muss dieses von Hand gejätet werden. Gleichzeitig sind die Erträge pro Hektar Land geringer, wenn die Anbauflächen nachhaltig bewirtschaftet werden. Statt künstliche Dünger zu verwenden, werden ökologische Nutzflächen natürlich wiederaufbereitet – etwa durch eine Fruchtfolge, welche die Böden verbessert.
Bio-Fleisch, -Milch und -Eier sind teurer, weil die Tiere mehr Platz haben und vor der Schlachtung länger leben dürfen. Statt auf hohe Leistung und schnellen Fleischansatz gezüchtete Rassen werden robuste Tiere gehalten, die weniger krankheitsanfällig sind.
Saisonales Obst und Gemüse aus der Region ist jedoch auch in Bio-Qualität günstig. Wer hier beim Einkauf zugreift und Exoten aus Übersee links liegen lässt, der schont nicht nur seinen Geldbeutel, sondern wird auch mit Lebensmitteln in bester Qualität belohnt.
3. Welche Bio-Siegel gibt es und wofür stehen sie?
Bio-Siegel ist nicht gleich Bio-Siegel. Das bekannteste, das EU-Biosiegel, findet sich auf fast allen Bio-Produkten. Ein Kriterium: 95 Prozent der Zutaten aus landwirtschaftlicher Erzeugung müssen aus ökologischem Anbau stammen. 100 Prozent Bio ist das nicht. So kommt es, dass vor allem die günstigen Bio-Produkte vom Discounter häufig nur mit diesem einen Siegel ausgestattet sind.
Wer mehr will, muss meist auch mehr ausgeben. Strenger geht es zum Beispiel bei Siegeln wie Bioland, Naturland oder auch Demeter zu. Die ökologischen Standards gehen hier teils weit über die von der EG-Öko-Verordnung vorgeschriebenen Richtlinien hinaus.
Ein Beispiel: die EG-Ökoverordnung erlaubt rund 45 Zusatzstoffe in von ihr ausgezeichneten Produkten. Bioland begrenzt auf 22, Demeter gar auf nur 20 Zusatzstoffe.
Diese ökologischen Anbauverbände haben mitunter weit strengere Regeln, als das Gesetz vorgibt. Hier die wichtigsten Siegel im Überblick:
EU-BIO-LOGO: Dieses Siegel kennzeichnet, dass die gesetzlichen Mindestanforderungen für verpackte Bio-Produkte nach EU-Recht erfüllt sind.
DEUTSCHES BIO-SIEGEL: Es galt in Deutschland, bevor das EU-Bio-Siegel 2010 eingeführt wurde. Heute darf es nur noch zusätzlich zu diesem verwendet werden.
BIOLAND: Ein geschlossener Betriebskreislauf, Erhaltung der Böden, eigenes Futter und Homöopathie statt Antibiotika zeichnen Bioland aus.
NATURLAND: Naturland hat Betriebe in 46 Ländern, auch außerhalb der EU. Tierwohl, Nachhaltigkeit und Menschenrechte sind streng geregelt.
DEMETER: Der Hof als Kreislauf – so wird in Demeter-Betrieben gearbeitet. Es werden weniger Zusatzstoffe eingesetzt als gesetzlich erlaubt.
Mehr Infos finden Sie in diesem Artikel: "Was die Bio-Siegel aussagen".
4. Sind Bio-Lebensmittel weniger mit Schadstoffen belastet?
Untersuchungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zeigen, dass Bio-Obst und -Gemüse deutlich weniger Rückstände aus chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln aufweisen als konventionelle Ware. Gerade bei leicht verderblichen Sorten wie Beeren oder Trauben ist die künstliche Verlängerung der Haltbarkeit durch Chemikalien gang und gäbe.
Die Schalen von Zitrusfrüchten etwa sind so gut wie immer gespritzt, sofern sie nicht als unbehandelt gekennzeichnet sind. Bei Bio-Produkten ist der Einsatz solcher Spritzmittel hingegen nicht erlaubt.
Insbesondere beim „dreckigen Dutzend“ der am stärksten mit Pestiziden belasteten Lebensmittel sollten Sie daher zu Bio-Qualität greifen: Dazu gehören beim Obst Erdbeeren, Nektarinen, Äpfel, Pfirsiche, Birnen, Kirschen, Weintrauben und beim Gemüse Spinat, Sellerie, Tomaten, Paprika und Kartoffeln.
5. Sind Bio-Produkte vom Discounter schlechter?
Wo bio draufsteht, ist auch bio drin – das gilt genauso für Discounter, denn die Gesetzgebung der EU gilt auch für die Öko-Eigenmarken im Lebensmitteleinzelhandel. Das heißt: Alles, was im Discounter ein Bio-Siegel trägt, erfüllt die gesetzlichen Mindestanforderungen.
Wer allerdings auf noch strengere Regeln Wert legt, etwa bei Tieraufzucht und -haltung, ist mit Produkten der ökologischen Anbauverbände besser bedient, da sie oft weit über das Mindestmaß hinausgehen.
Zu den ökologischen Anbauverbände zählen unter anderem Demeter und Bioland. Diese Produkte kosten allerdings auch mehr und werden daher eher in Bio-Läden, auf Wochenmärkten oder in Supermärkten mit großem Sortiment angeboten.
6. Was ist besser: bio oder regional?
Regional bedeutet nicht automatisch, dass ein Produkt nachhaltig ist. Konventionelle Eier aus der Region stammen wahrscheinlich aus einem Großbetrieb, regionales Gemüse kann mit Pestiziden behandelt sein. Bei Bio-Lebensmitteln ist dies ausgeschlossen. Gleichzeitig liegt vielen Bio-Händlern die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern am Herzen.
Auch auf die Umwelt wirkt sich der ökologische Landbau positiver aus als der konventionelle. Bio-Anbau hat sogar positive Effekte wie geringere Verluste und Versauerung der Böden, Förderung der Artenvielfalt und Schonung von Grundwasser und Gewässern.
Bio-Rinder leben zwar länger und verursachen pro Tier eine höhere CO2-Freisetzung, aber da erheblich weniger Tiere pro Fläche gehalten werden, ist der Gesamtausstoß geringer. Wer gleichzeitig saisonal einkauft, erhält aus Bio-Anbau weniger belastete, nachhaltigere Produkte.
7. Ist Bio-Fleisch wirklich von glücklicheren Tieren?
Auch bei der Bio-Aufzucht gibt es kleine und große Betriebe, aber keine Massentierhaltung. Hält ein Bio-Bauer zum Beispiel 3000 Hühner, hat er, verglichen mit konventionellen Anlagen, die über 200 000 Hühner fassen können, einen nahezu winzigen Bestand. Die artgerechte Haltung mit angemessenem Platz für jedes Tier inklusive Freigang, wie es gesetzlich für Bio-Betriebe vorgeschrieben wird, ist so gut umsetzbar – artspezifische Bedürfnisse können ausgelebt werden.
Das Futter muss ebenfalls aus Bio-Anbau stammen, bevorzugt aus dem eigenen Betrieb. Der vorbeugende Einsatz von Antibiotika ist dagegen verboten, behandelt wird nur, wenn Tiere wirklich krank sind.
Die ökologischen Anbauverbände gehen übrigens noch über die gesetzlichen Vorgaben hinaus, um ihren Tieren ein gutes Leben zu ermöglichen.
8. Sind Bio-Produkte gesünder?
Der Nährstoffgehalt von Obst und Gemüse hängt von vielen Faktoren ab, etwa Wetter, Lichteinfall, Luft- und Bodenqualität. Gesünder ist hier bei der Bio-Variante vor allem das Fehlen chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel – bei durchschnittlich etwa gleichem Nährstoffgehalt.
Bio-Fleisch, -Milch und -Eier haben ebenfalls einen Vorteil: Es stecken keine zusätzlichen Hormone oder Antibiotika darin.
Dank artgerechter Fütterung, etwa mit frischem Gras und mehr Auslauf, weisen Erzeugnisse vom Bio-Tier außerdem andere Fettsäuren auf – nämlich mehr gesundheitsfördernde Omega-3-Fettsäuren.
9. Verderben Bio-Lebensmittel schneller?
Weil Bio-Obst und -Gemüse nicht mit Wachsen und Pestiziden behandelt wird, kann es schneller schlecht werden als konventionell angebaute Erzeugnisse.
Auch andere Bio-Produkte wie etwa Wurst, Feinkostsalate, Teigwaren oder Konserven können durch den Verzicht auf Konservierungsstoffe eine kürzere Haltbarkeit haben.
Kaufen Sie am besten öfter ein und verzehren Sie die Lebensmittel frisch und so schnell wie möglich, um unangenehme Überraschungen abgelaufener Lebensmittel zu vermeiden.
10. Wäre es überhaupt möglich, dass alle Menschen bio essen?
Der Weltagrarbericht stellte fest, dass es zur Bekämpfung des Welthungers nicht entscheidend sei, deutlich mehr Lebensmittel herzustellen, sondern eine bessere Verfügbarkeit vor Ort zu erreichen.
Nahrung muss dort erzeugt, verarbeitet und verteilt werden, wo sie gebraucht wird – mit ökologischen und kleinbäuerlichen Methoden. Nur so sei eine nachhaltige Versorgung aller Menschen langfristig möglich.
Es ist also nicht bedeutsam, dass die ökologische Landwirtschaft etwas kleinere Erträge bringt als die konventionelle. Im Gegenteil: Regionale, nachhaltige Anbaukonzepte sollten die Zukunft sein.
Wissen zum Mitnehmen
Ob Sie Bio-Lebensmittel kaufen oder nicht, ist Ihnen selbst überlassen. Zu sagen, dass nur Bio-Ernährung eine gesunde Ernährung ist, stimmt nicht. Denn diese ist auch nicht gesund, wenn Sie sich nicht ausgewogen ernähren.
Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und essen Sie in Maßen. Denn drei Tafeln Schokolade am Tag, auch wenn sie Bio ist, ist definitiv nicht gesund. Erst dann können Sie sich mit der Frage auseinandersetzen, ob Sie Lebensmittel mit Rückständen von Chemikalien kaufen wollen oder nicht.
Die besten Bio-Lebensmittel können Sie frisch vom Hof auf dem Wochenmarkt oder im Bioladen kaufen. Dort finden Sie überwiegend Produkte von Anbauverbänden wie Demeter oder Bioland. Diese halten sich an noch strengere Richtlinien als die der EG-Öko-Verordnung. Aber auch gut geführte Supermärkte bieten Bio-Produkte an, die mit dem EG-ÖKO-Siegel gekennzeichnet sind.
Eins steht fest: Bio tut Ihnen gut - und auch der Umwelt. Biobauern verwenden keinen Dünger, der Nitrat enthält, und belasten daher das Grundwasser nicht. Weil chemische Pflanzenschutzmittel etc. nur sehr begrenzt eingesetzt werden, haben diese Produkte eine positivere Ökobilanz.
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