Die größten Ernährungsmythen

Von Janina Darm
Aktualisiert am 01. Sep. 2025
© Unsplash/Pavel Subbotin
© Unsplash/Pavel Subbotin

Senf macht dumm, Kirschen zu Wasser verursachen Bauchweh und jede Schokolade macht happy. So weit die Theorie selbst ernannter Experten. EAT SMARTER hat die beliebtesten Mythen rund um die Ernährung untersucht und sagt, an welchen Weisheiten was dran ist.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Kaffee entzieht dem Körper Wasser
  2. Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall
  3. Schokolade macht glücklich
  4. Zu viel Bier verursacht einen Bierbauch
  5. Man soll täglich drei Liter Wasser trinken
  6. Eier erhöhen den Cholesterinspiegel
  7. Fruchtsäure greift den Zahnschmelz an
  8. Zucker macht süchtig
  9. Grüner Tee ist gesund und schützt vor Krebs
  10. Abends essen macht dick
  11. Wissen zum Mitnehmen

Sie haben doch sicher auch schon davon gehört, dass Schokolade glücklich machen soll, ein Gläschen Schnaps bei der Verdauung hilft und Vitamin C vor Erkältungen schützt, oder?

Gesundheits- und Ernährungsmythen gibt es viele. Doch welche stimmen wirklich? In unserer Mythen-Serie stellen wir Ihnen 100 spannende Thesen vor und klären darüber auf, ob sie richtig oder falsch sind.

1. Kaffee entzieht dem Körper Wasser

FALSCH! Das Gerücht, dass Kaffee den Körper dehy­driert, hält sich hartnäckig, ist aber unzutreffend, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betont.

Studien haben gezeigt, dass das im Kaffee enthaltene Koffein zwar einen harntreibenden Effekt hat, sodass die zugeführte Flüssigkeit den Körper schneller wieder verlässt. Der Einfluss auf den Wasserhaushalt ist allerdings so gering, dass er zu vernachlässigen ist und Kaffee ohne Probleme in die tägliche Flüssigkeitsbilanz einbezogen werden kann.

Dennoch rät die DGE: Genussmittel wie Kaffee und schwarzer Tee sollten nur in moderaten Mengen von drei bis vier Tassen getrunken werden.

Merke!
Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser. Zwar wirkt Koffein leicht harntreibend, doch das ist vernachlässigbar. Moderate Mengen von etwa 3 bis 4 Tassen pro Tag sind völlig in Ordnung.

2. Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall

FALSCH! Bei Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit und Mineralien. Die Symptome mit Cola und Salzstangen zu bekämpfen, ist jedoch kontraproduktiv und kann die Erkrankung verstärken.

Der Grund: Softgetränke enthalten viel Zucker, der die Wasserausscheidung forciert und den Flüssigkeitsverlust verstärkt. Auch der Verzehr von Salzstangen ist wenig hilfreich, da ihnen wichtige Salze wie Kalium und Citrate fehlen.

Die Münchener Ökotrophologin Monika Bischoff rät dazu, lieber viel Mineralwasser zu trinken und zwei zerdrückte Bananen zu essen: „Die sind reich an Mineralstoffen und Kalium und helfen viel besser als Cola und Salzstangen“.

Merke!
Cola enthält zu viel Zucker, der den Flüssigkeitsverlust verstärkt, und Salzstangen liefern nicht die nötigen Elektrolyte wie Kalium. Besser geeignet sind Wasser und kaliumreiche Lebensmittel wie Bananen, um den Mineralstoffhaushalt auszugleichen.

3. Schokolade macht glücklich

DIe Aussage stimmt teilweise. Beim Genuss von einem kleinen Stück dunkler Schokolade schüttet das Gehirn tatsächlich kurzzeitig Endorphine, Serotonin und Dopamin aus, die mit Wohlgefühl verbunden sind.

Doch Schokofans müssen jetzt tapfer sein: Die Behauptung, die süße Sünde sei eine Quelle des Glücks, ist leider falsch. Schokolade enthält zwar Tryptophan, einen Eiweißbaustein, der die Serotoninausschüttung im Gehirn stimulieren und ein wohliges Gefühl erzeugen soll.

Die Konzentration ist allerdings so gering, dass ein Effekt der Glücksnahrung wissenschaftlich nicht nachweisbar ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Inhaltsstoff Theobromin: Als Arzneimittel wirkt die Substanz leicht stimmungsaufhellend. In Schokolade ist sie jedoch eindeutig zu niedrig dosiert.

Merke!
Schokolade kann kurzfristig das Wohlbefinden steigern, da beim Genuss kleine Mengen Endorphinen und Serotonin ausgeschüttet werden. Die oft genannte Wirkung durch Tryptophan und Theobromin ist jedoch wissenschaftlich kaum relevant.

4. Zu viel Bier verursacht einen Bierbauch

FALSCH! Bier macht dick. Aber nicht primär am Bauch. Das haben Forscher anhand einer Studie festgestellt, an der 20.000 Deutsche teilnahmen.

Das Ergebnis: Wer viel Bier trank, legte an Gewicht zu. Ein Zusammenhang mit einer Zunahme in der Bauchregion konnte aber nicht nachgewiesen werden.

Merke!
Es konnte zwar nicht bestätigt werden, dass Bier insbesondere den Bauch wachsen lässt, dennoch kann ein regelmäßiger Konsum zu Übergewicht führen.

5. Sie sollten täglich drei Liter Wasser trinken

FALSCH! Wer viel trinkt, bleibt schlank und gesund. Die Drei-Liter-Empfehlung ist jedoch veraltet. „Tatsächlich kann jeder seinen Flüssigkeits­bedarf selbst errechnen“, sagt die Ökotrophologin Monika Bischoff aus München.

Dafür müssen Sie Ihr Körpergewicht mal 0,03 nehmen. Wiegt ein gesunder Mensch 60 Kilo, entspricht dies einem Bedarf von 1,8 Litern.

Merke!
Eine gesunde Flüssigkeitszufuhr entspricht folgender Formel: Körpergewicht in Kilogramm mit dem Faktor 0,03 multiplizieren. 

6. Eier erhöhen den Cholesterinspiegel

Dr. Carsten Lekutat, Allgemeinmediziner und TV-Arzt im WDR: FALSCH! Cholesterin an sich ist nichts Schlechtes. Wir brauchen den fettähnlichen Stoff, um zu existieren. Der Körper stellt Cholesterin selbstständig her. Eigelb enthält mit 190 Milligramm pro Ei relativ viel Cholesterin.

Bei einem Tagesbedarf von 300 Milligramm könnte man annehmen, dass der Verzehr von zwei Hühnereiern mehr als genug ist. Tatsache ist jedoch, dass der Körper die Cholesterinaufnahme reguliert und überflüssiges Cholesterin umwandelt und ausscheidet.

Insofern ist der Einfluss von Eiern auf den Cholesterinspiegel zu vernachlässigen. Dennoch reicht laut DGE ein Ei die Woche aus, um von den gesundheitlichen Vorteilen zu profitieren. 

Merke!
Zwar enthält Eigelb viel Cholesterin, doch der Körper reguliert die Aufnahme selbst. Deshalb hat der Verzehr von Eiern nur geringen Einfluss auf den Cholesterinspiegel.

7. Fruchtsäure greift den Zahnschmelz an

RICHTIG! Sie trinken mehrmals täglich Orangensaft, um sich und Ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun? Dann sollten Sie das Pensum in Zukunft vielleicht etwas reduzieren, denn Säure aus Lebensmitteln kann Zahnerosionen verursachen.

Die Fruchtsäure weicht den Schmelz auf, löst Calcium und Phosphor aus den Zähnen und sorgt dafür, dass diese dünn und brüchig werden. Vor allem Obst, Fruchtsäfte, Essig, Sekt, Wein und Sportgetränke können den Zahnschmelz angreifen.

Doch es gibt eine Möglichkeit, der Säure entgegenzuwirken: Kombinieren Sie säurehaltige und calciumhaltige Nahrungsmittel miteinander. So wird die Säure neutralisiert. Essen Sie Obst mit Joghurt und trinken Sie Orangensaft mit Calcium. So bleiben die Zähne kraftvoll und gesund.

Merke!
Fruchtsäure aus Saft und Co kann den Zahnschmelz angreifen und ihn dünn und brüchig machen. Besonders riskant sind Obst, Säfte, Essig, Wein oder Sportgetränke.

8. Zucker macht süchtig

FALSCH! Forscher haben entdeckt, dass Zucker im Gehirn die gleichen Areale aktiviert wie Drogen. Von einer Sucht wollen die Wissenschaftler jedoch nicht sprechen, da beim Verzicht auf den süßen Stoff keinerlei körperliche Entzugserscheinungen beim Menschen auftreten.

Gleichwohl, betont beispielsweise Prof. Falk Kiefer von der Universität Heidelberg, könne Zucker „suchtähnliches Verhalten“ auslösen.

Merke!
Zucker aktiviert im Gehirn ähnliche Areale wie Drogen, kann jedoch keine körperliche Sucht verursachen, sondern höchstens ein suchähnliches Verhalten.

9. Grüner Tee ist gesund und schützt vor Krebs

Der Inhaltsstoff Epigallocatechingallat (EGCG) macht den grünen Tee so gesund. Studien haben gezeigt, dass der Wirkstoff das Risiko für Prostatakarzinome vermindern kann. Er kann das Wachstum von Tumorzellen bremsen, wirkt entzündungshemmend und scheint schädigende freie Radikale im menschlichen Körper zu blockieren. 

Obwohl grüner Tee als gesund angesehen wird und EGCG vielversprechende Wirkungen zeigt, ist die klinische Bestätigung beim Menschen bislang nicht eindeutig. Es bleibt wissenschaftliche Unsicherheit, ob und wie stark EGCG das Krebsrisiko wirklich senkt. 

Merke!
Grüner Tee kann als Bestandteil eines gesunden Lebensstils mit möglichen Schutzwirkungen betrachtet werden, allerdings ohne garantierte Wirkung.

10. Abends essen macht dick

Nach 18 Uhr nichts mehr essen und voilà: Sie bleiben rank und schlank. Klingt himmlisch, ist durch wissenschaftliche Untersuchungen bislang aber nicht bewiesen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) geht vielmehr davon aus, dass die im Laufe eines Tages aufgenommene Kalorienmenge über das Gewicht entscheidet.

Allerdings gilt: Abends üppige Mahlzeiten können die Verdauung belasten und den Schlaf stören. Wer spät isst, greift außerdem oft zu kalorienreichen Snacks. Deshalb kann es sinnvoll sein, leichte Abendmahlzeiten zu bevorzugen und die Energiezufuhr insgesamt im Blick zu behalten.

Merke!
Entscheidend ist nicht die Uhrzeit, sondern die gesamte Kalorienmenge des Tages. Späte, schwere Mahlzeiten können jedoch Verdauung und Schlaf belasten, daher abends besser leicht essen und Snacks im Blick behalten.

Wissen zum Mitnehmen

Es gibt viele Ernährungs- und Gesundheitsmythen, doch nicht alle stimmen. Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser, Cola und Salzstangen helfen nicht bei Durchfall, und Schokolade macht nur bedingt glücklich.

Viele weitverbreitete Ernährungsmythen halten einer wissenschaftlichen Prüfung also nicht stand. Entscheidend für Gesundheit und Wohlbefinden sind keine einzelnen Wundermittel oder Verbote, sondern eine ausgewogene Ernährung, bewusster Genuss und die richtige Balance im Alltag.

 
Selten so viele Lügen gelesen...! MfG
 
als ich bauchgrippe und durchfall hatte, hat mir ein arzt hier sogar cola und salzhaltiges "verschrieben", war mein letzter besuch bei diesem sogenannten arzt.
 
Was ist mit 80% Schokolade? die enthält doch mehr..
 
Die 100 größten Ernährungsmythen – Teil 1 bis jetzt nur 5. wann gehts weiter? Ich hatte mit tgl. 5 gerechnet. Gruß Manfred
Bild des Benutzers EAT SMARTER
Lieber Herr Karcher, jeden Freitag klären wir fünf neue Mythen auf. Viele Grüße aus der EAT SMARTER-Redaktion!
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