Gesundheitsreport 2012

Wie gesund leben die Deutschen?

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Wie gesund leben die Deutschen?
Wie gesund leben die Deutschen?

Die Deutschen werden dicker und depressiver: Das geht aus dem Gesundheitsreport 2012 hervor, dessen erste Ergebnisse das Robert-Koch-Institut in dieser Woche vorstellte. Im Vergleich zu 1998 hat die Zahl der Menschen zugenommen, die an Fettleibigkeit, Diabetes oder Depressionen leiden. Einziger Hoffnungsschimmer: Um gesund zu leben, bewegen sich die Deutschen häufiger.

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Wie gesund leben die Deutschen? Dieser Frage ging das Robert-Koch-Institut in seiner aktuellen Gesundheitsstudie nach und untersuchte mehr als 7000 Menschen im Alter von 18 bis 91 Jahren. Die Wissenschaftler maßen, wie viel die Teilnehmer wogen, prüften, ob sie an Diabetes mellitus litten und befragten sie nach ihrer psychischen Gesundheit und ihrer körperlichen Aktivität. Nachdem sie rund drei Jahre lang Daten erhoben hatten, stellten sie in dieser Woche nun erste Ergebnisse der "Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland" (DEGS) vor. Als Vergleich diente die erste Gesundheitsstudie des RKI's aus dem Jahr 1998, an der viele der Probanden schon teilgenommen hatten. Die Daten sollen zeigen, ob die Deutschen gesund leben, doch das Ergebnis ist wenig erfreulich.

Gesund leben in Deutschland: Jeder Vierte ist fettleibig.

Die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland ist seit Jahren auf einem hohen Niveau. Die Daten aus der aktuellen Untersuchung deuten nun zumindest darauf hin, dass sie nicht weiter steigt. Derzeit sind 67,1 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen übergewichtig. Als übergewichtig gilt, wer einen Body-Mass-Index von über 25 hat. Vergleicht man diese Zahlen mit den Daten von 1998, ist der Anteil sogar um 1,5 Prozentpunkte gesunken. Doch dass die Deutschen trotzdem nicht gesund leben, zeigt ein anderer Wert: Die Zahl der fettleibigen Deutschen mit einem BMI über 30 ist bei den Männern um 4,4 Prozentpunkte und bei den Frauen um 1,4 Prozentpunkte gestiegen. Mittlerweile ist nun jeder vierte Deutsche fettleibig. „Besorgniserregend ist, dass sich die Gruppe der Adipösen insbesondere im jungen Erwachsenenalter weiter vergrößert hat“, sagt Bärbel-Maria Kurth vom RKI. Das Übergewicht kann schlimme Folgen für die Gesundheit haben, gilt es doch als Risikofaktor für Herzerkrankungen und –infarkte.

Gesund leben in Deutschland: Zahl der Diabetiker steigt

Eine direkte Folge von Fettleibigkeit kann Diabetes Typ 2 sein. Insgesamt leben schon rund 4,5 Millionen Deutsche mit Diabetes Typ 1 oder 2, heißt es in der Studie. Daneben gehen die Forscher des RKI's davon aus, dass bei rund 2 Prozent der Deutschen ein noch unerkannter Diabetes vorliegt.
Gerade bei den Frauen und Männern mit Adipositas nahm auch bei der Untersuchung die Anzahl der Diabetiker zu. Im Vergleich zu 1998 stieg die Zahl der Diabetes-Kranken von 5,2 Prozent auf 7,2 Prozent. Das sind keine guten Voraussetzungen, um gesund leben zu können: Diabetes erhöht ebenfalls das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Nierenleiden.

Gesund leben in Deutschland: Die Deutschen bewegen sich mehr

In einer Sache sehen viele Experten zumindest einen Hoffnungsschimmer: Deutlich mehr Deutsche bewegen sich. 51,7 Prozent der Männer und 49,5 Prozent der Frauen gaben an, sich eine Stunde in der Woche körperlich zu bewegen. Im Vergleich zu 1998 stiegt der Anteil bei den Männern damit um 14 Prozentpunkte, bei den Frauen um 16 Prozentpunkte. Doch auch bei diesen Zahlen gibt es einen Haken: Nur 25 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen bewegen sich 2,5 Stunden pro Woche, wie es von der WHO empfohlen wird.

Gesund leben in Deutschland: Psychische Probleme nehmen zu

Daneben liefert die Studie auch Ergebnisse zur psychischen Belastung der Deutschen. Jeder vierte Mann und jede dritte Frau leidet nach Angaben der Forscher zumindest zeitweise an psychischen Problemen. Während der Studie waren 8 Prozent der Teilnehmer von Symptomen einer Depression betroffen. Besonders häufig waren es junge Menschen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren oder Menschen aus sozial schwachen Schichten. 4,2 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass bei ihnen ein Burn-Out-Syndrom festgestellt wurde. Hier stieg die Häufigkeit mit dem Einkommen und dem Alter der Teilnehmer. Jeder vierte Teilnehmer gab an, mindestens dreimal pro Woche unter Schlafstörungen zu leiden. Ob die psychischen Erkrankungen im Vergleich zu 1998 zugenommen haben oder ob man sie jetzt nur schneller erkennt, muss noch geprüft werden. Und erste Schlussfolgerungen formulieren die Forscher sehr vorsichtig. "Es gibt Hinweise, dass bei bestimmten psychischen Störungen gewisse Zunahmeeffekte zu erwarten sind", sagt Hans-Ulrich Wittchen von der TU Dresden, "das ist aber sicherlich keine Epidemie der Depression."

Gesund leben in Deutschland: Im Alter nimmt die Kraft ab

Wenig überraschend ist dagegen, dass bei vielen Deutschen die Kraft im Alter nachlässt. Die Forscher untersuchten die körperliche Aktivität der 65- bis 79-jährigen Teilnehmer. Die Fähigkeit, mit den Händen zu greifen, sich richtig aufzusetzen oder eine Strecke zu laufen, nahm mit dem Alter ab.

Gesund leben in Deutschland: Wie es nach der Studie weitergeht

Bei den Daten, die zeigen sollen, ob die Deutschen gesund leben, handelt es um eine erste Auswertung. Umfassende Ergebnisse werden ab 2013 erwartet. „Die gewonnen Daten zu Gesundheitsstatus, Versorgung, Gesundheitsverhalten und Lebensbedingungen sind eine solide Basis für die bedarfsgerechte Planung und die Weiterentwicklung der Präventionsmaßnahmen in Deutschland“, sagt Gesundheitsminister Daniel Bahr. Weitere Untersuchungen werden folgen. Das Ziel der Wissenschaftler: Künftig sollen Maßnahmen getroffen werden, damit mehr Deutsche gesund leben können. (wil)
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