Prof. Froböse über die fünf größten Fitness-Mythen
Die Fettverbrennung beginnt erst nach 30 Minuten Sport. Vielleicht haben Sie von dieser These schon einmal gehört. Aber stimmt sie wirklich? Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln ist verschiedenen Fitness-Mythen auf den Grund gegangen.
Ich höre und lese es immer wieder: Erst nach 30 Minuten Sport geht der Körper an seine Fettreserven. 30 bis 45 Minuten Ausdauertraining seien der beste Weg, um Fette abzubauen – da sind sich viele Ratgeber-Autoren einig. Kann man sich ein kürzeres Training also sparen, weil es sowieso nichts bringt? Nein, liebe EAT SMARTER-Leser, verwerfen Sie diesen Gedanken! Heute kläre ich Sie über die fünf größten Fitness-Mythen auf.
1. Die Fettverbrennung beginnt erst nach 30 Minuten
Bleiben wir also gleich bei diesem Mythos. Ich versichere Ihnen: Er stimmt nicht. Von der ersten Sekunde an, in der wir Sport treiben, verbrennt unser Körper auch Fette. Das belegen zahlreiche Studien. Kohlenhydrate und Fette sind übrigens die wichtigsten Energiequellen – ganz gleich, ob man sich in Ruhe befindet oder aber hohen Belastungen ausgesetzt ist. Richtig ist allerdings, dass die Fettverbrennung zu Beginn eines Trainings noch gering ist. Sie steigert sich allmählich und erreicht meist nach 20 bis 30 Minuten gute Werte. In der Praxis bedeutet das: Auch ein kürzeres Workout oder ein Spaziergang an der frischen Luft sind effektiv für den Muskelaufbau und den Fettabbau. Zur Orientierung dient beim Sport übrigens ein einfaches Motto: Laufen – ohne zu schnaufen! Probieren Sie es einfach aus.
2. Jogging ist der beste Sport, um abzunehmen
Langsames Laufen ist ideal für die Gewichtsreduktion – so lautet die Maxime vieler Experten. Ihr Argument: Da beim Joggen viele Muskeln beansprucht werden, verschwinden die überflüssigen Kilos fast wie von selbst. Außerdem eigne sich das Laufen sowohl für Einsteiger wie auch für Fortgeschrittene. Da könne keine andere Sportart mithalten. Doch auch dieser Mythos ist fehlerhaft. Vor allem die Annahme, dass ein langsames Lauftempo ideal sei, ist noch immer weit verbreitet. Dabei ist inzwischen erwiesen, dass es keinen speziellen Fettverbrennungspuls gibt, der einen maximalen Fettabbau garantiert. Letztlich wird der Fettverbrauch neben dem Trainingszustand und dem Geschlecht vor allem durch den Energieverbrauch pro Zeiteinheit und durch die Trainingsdauer bestimmt. Das heißt: Auch eine kurze, intensive Belastung kann der Fettverbrennung dienen. Entscheidend für das Abnehmen ist neben dem Sport ohnehin auch die Ernährung. Eine Gewichtsreduktion durch Sport zu unterstützen, ist natürlich sinnvoll, doch ob Sie joggen oder radeln, ist völlig egal. Viel wichtiger ist, dass Ihnen der Sport Spaß macht und Sie am Ball bleiben!
3. Wer wenig schwitzt, ist gut trainiert
Nichtsportler geraten bei Belastung eher ins Schwitzen als trainierte Menschen – so lautet eine gängige Behauptung. Fakt ist aber: Sportler verfügen über aktivere Schweißdrüsen, die bei körperlichen Anstrengungen früh anfangen, Schweiß abzusondern, da sie durch regelmäßiges Training gelernt haben, dass bei einer anstehenden körperlichen Belastung eine Erhöhung der Körpertemperatur zu erwarten ist und der Körper folglich abgekühlt werden muss. Untrainierte verlieren beim Sport selbst bei höchster Anstrengung nur rund 0,8 Liter Schweiß, während trainierte Sportler bei intensiven Workouts ganze zwei bis drei Liter Schweiß absondern können. Wichtig ist es in jedem Fall, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und ausreichend zu trinken. Wasser ist dafür ideal.
4. Sport verhindert Cellulite
Orangenhaut ist ein Problem, das vor allem Frauen kennen. Mindestens 80 Prozent aller Frauen kämpfen gegen die Cellulite, auch sehr schlanke Frauen können betroffen sein. Die unschönen Dellen an Po und Beinen sind die Folge eines schwachen Bindegewebes. Wer behauptet, dass man Cellulite durch Sport wegtrainieren kann, der irrt allerdings. Das Einzige, was einen Effekt haben kann, ist die Kombination aus Bewegung und einer ausgewogenen, relativ fettarmen Ernährung mit Obst und Gemüse sowie viel Vitamin C (Kiwis, Paprika), das „Fette“ schmelzen lässt. Vermeiden Sie Fett, Zucker und auch Salz, denn dieses lagert Fette und Wasser ein und fördert so die Entstehung von Organgenhaut. Es gilt: Je mehr Fett der Körper speichert, desto mehr Fettzellen können durch das dehnbare Bindegewebe hindurchschlüpfen und Dellen und Knötchen in der Haut verursachen oder verstärken. Durch regelmäßigen Sport (drei- bis viermal wöchentlich, jeweils mindestens eine halbe Stunde) können Sie zudem Ihr Körpergewicht stabilisieren, das Bindegewebe straffen und Muskulatur aufbauen. Übrigens: Das Versprechen der Werbeindustrie, Cellulite verschwinde mithilfe von Cremes und Lotion, gehört ins Reich der Legenden. Die Haut fühlt sich bei der Anwendung zwar weicher an, die Dellen jedoch bleiben...
5. Dehnen verringert die Verletzungsgefahr
Dehnen schützt vor Verletzungen. So lassen sich Zerrungen & Co. vermeiden und sogar die Flexibilität und Muskelleistung durch das Verlängern der Muskeln steigern. Tatsache ist aber: Dehnen vor dem Sport ist meist nicht notwendig und manchmal sogar kontraproduktiv, denn die Toleranz der Muskulatur steigt gegenüber dem Dehnungsreiz, sodass die Gefahr für eine Überdehnung ansteigt. Nach dem Sport aber gibt es durchaus einige Gründe für das Dehnen – vor allem, wenn es dabei sich um ein Dehnprogramm zur Entspannung und Erholung handelt oder aber die Empfindlichkeit des „Dehnschmerzes“ nach einer Verletzung herabgesetzt werden soll. Finger weg vom Dehnen heißt es hingegen nach einem intensiven Krafttraining. Hier könnten andernfalls kleine Mikroverletzungen in den Muskeln verstärkt werden.
Protokoll: Janina Darm
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