TK Banner
Advertorial

Multiple Sklerose – Krankheit mit 1000 Gesichtern

Von Lina Nagel
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Multiple Sklerose

Jährlich erhalten in Deutschland 2500 Menschen die Diagnose „Multiple Sklerose“. Noch immer gibt es für die Krankheit keine Heilung. Doch der Verlauf kann ganz unterschiedlich sein und führt nicht zwingend in den Rollstuhl.

share Teilen
print
bookmark_border URL kopieren

Weil er ständig müde war und kalte Füße hatte, ging Sven Böttcher Ende 2005 zu seinem Hausarzt. Eine Routine-Untersuchung, dachte der Autor. Doch der Hausarzt verwies ihn an einen Spezialisten, der Böttcher schließlich sagte, er sei ein schwerkranker Mann.

Sven Böttcher hat Multiple Sklerose (MS), wie geschätzte 200.000 Menschen in Deutschland. „Multiple Sklerose“ bedeutet auf Deutsch „vielfache Vernarbung“. Das trifft es recht genau, denn bei der Krankheit handelt es sich um eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die Abwehrzellen des Körpers greifen dabei die Schutzschicht der Nervenfasern an, die sogenannten Myelinscheiden. Die betroffenen Nerven funktionieren nicht mehr richtig, geben Reize nicht mehr weiter. Seh- und Hörstörungen können eine Folge sein.

Die wichtigsten Fakten zu MS

Frauen erkranken etwa dreimal häufiger an Multipler Sklerose als Männer. Die Krankheit tritt in jedem Lebensalter auf, am häufigsten beginnt sie um das 30. Lebensjahr. Auch Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Derzeit sind etwa drei bis fünf Prozent der MS-Patienten unter 16 Jahre alt.

Warum genau es zu der Fehlsteuerung des menschlichen Abwehrsystems kommt, ist bislang noch unbekannt. Fachleute vermuten, dass verschiedene erbliche und äußerliche Umstände zusammenkommen müssen, damit die Krankheit ausbricht.

Entzündungsherde können sich in sämtlichen Regionen des zentralen Nervensystems entwickeln; daher sind die Symptome der Multiplen Sklerose sehr unterschiedlich. Allerdings gibt es recht typische frühe Anzeichen der Krankheit. Dazu gehören:

  • Störungen der Gefühlswahrnehmung in Armen und Beinen
  • Unsicherheit beim Gehen
  • Probleme beim Gleichgewicht und dem Sehen

Später können Beschwerden wie zum Beispiel starke Ermüdungserscheinungen, Schwäche in den Beinen, Blasenprobleme, Koordinationsstörungen oder Schmerzen hinzukommen. Bei vielen Patienten kommen außerdem Gedächtnisstörungen und psychische Veränderungen vor.

MS verläuft nicht immer gleich

Multiple Sklerose wird nicht umsonst „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“ genannt. Der Verlauf unterscheidet sich oft deutlich.

Je nachdem, ob der Patient Schübe hat oder nicht, kann man die MS in drei Verlaufsformen einteilen. Von einem MS-Schub spricht man, wenn Beschwerden neu oder wieder auftreten, mindestens 24 Stunden anhalten, nicht durch Fieber oder Infektionen erklärbar sind und wenn mindestens 30 Tage nach dem letzten Schub vergangen sind.

Varianten des MS-Verlaufes

  1. Schubförmiger Verlauf: Bei mehr als 80 Prozent der Patienten beginnt die Erkrankung mit Schüben. In den Intervallen zwischen den Schüben sind keine Beschwerden und kein Fortschreiten der Erkrankung zu verzeichnen. Bis ein neuer Schub auftritt, können Monate oder sogar Jahre vergehen.
  2. Sekundär fortschreitender Verlauf: Ohne Behandlung geht die MS bei mindestens der Hälfte der Patienten mit anfänglich schubförmigem Verlauf nach durchschnittlich zehn Jahren in einen Zustand der schleichenden Zunahme der bestehenden Beschwerden und Beeinträchtigungen über, mit oder ohne Vorkommen gelegentlicher Schübe. Ausmaß und die Schwere der Symptome nehmen dabei über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten ständig zu.
  3. Primär fortschreitender Verlauf: Bei zehn bis fünfzehn Prozent der Patienten beginnt die Krankheit bereits mit einer schleichenden Zunahme der Symptome, es treten keine Schübe auf. Gelegentlicher Stillstand des Fortschreitens und geringfügige Verbesserungen sind möglich.

Langfristig kann Multiple Sklerose zu schweren Behinderungen führen. Etwa ein Drittel der Patienten muss deshalb vorzeitig in Rente gehen.

Behandlung von MS

Bis heute ist die Multiple Sklerose nicht heilbar. Die Behandlung kann aber die Beschwerden während eines Schubs verringern, weiteren Schüben vorbeugen, das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und das Auftreten schwerer Behinderungen verhindern oder hinauszögern.

Akute Schübe lassen sich mit hoch dosiertem Kortison, das der Arzt in die Vene spritzt, behandeln.

Wenn die Kortisonbehandlung nicht ausreichend wirkt und die Beschwerden weiterhin bestehen oder sogar zunehmen, besteht die Möglichkeit, eine Blutwäsche (Plasmapherese) durchzuführen. Ziel der Blutwäsche ist es, Antikörper, die zur Schädigung der Nerven beitragen, aus dem Blut zu entfernen. Eine weitere Möglichkeit ist die Immunadsorption. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Blutwäsche, bei der die Beseitigung von Antikörpern und anderen Bestandteilen des körpereigenen Abwehrsystems aus dem Blut im Vordergrund steht. Die Behandlung erfolgt nur in spezialisierten MS-Zentren.

Bei sehr schweren Schüben kann der Arzt ein Medikament einsetzen, welches das Immunsystem beeinflusst.

Vorbeugen vor Schüben

Auf das Abwehrsystem wirkende Medikamente können den Verlauf der Krankheit günstig beeinflussen, indem sie die Entzündung hemmen sowie die Häufigkeit und Schwere von Schüben verringern. Die Patienten müssen sich diese Medikamente selbst in den Muskel beziehungsweise unter die Haut spritzen.

Wirken diese Medikamente nicht ausreichend, kann der Arzt einen biotechnologisch hergestellten Antikörper verordnen. Seit 2011 ist alternativ erstmals auch ein Wirkstoff zugelassen, den die Patienten als Tabletten einnehmen können. Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung mit einem Immunsuppressivum.

Vermutlich stehen bald weitere Medikamente für die Vorbeugung von Schüben zur Verfügung: Verschiedene Wirkstoffe in Tablettenform sowie weitere biotechnologisch hergestellte Antikörper zum Spritzen befinden sich derzeit in der klinischen Entwicklung.

Sport und Multiple Sklerose

Wurde MS-Patienten früher häufig empfohlen, sich zu schonen, so empfehlen Fachleute heutzutage moderate Bewegung. Denn leichtes Ausdauer- und Koordinationstraining tragen zur Nervenregeneration bei und lindern nachweislich auch Stress.

Verschiedene MS-Symptome wie Spastik, Schwächen oder auch Koordinationsprobleme können gezielt verbessert werden. Gezieltes Training hilft Menschen mit MS dabei, bei ihren spezifischen Symptomen und unterstützt sie dabei, ihren Alltag besser zu bewältigen.

Empfehlungen für einen Sporteinstieg von der Deutschen Multiple Sklerose-Gesellschaft finden Sie hier.

 

 
Hallo, ich lebe bereits seit 26 Jahren mit MS und bin mit Präparaten gut ein gestellt. Außer einer Seh-Nerv-Entzündung, die sich nicht zu 100 Prozent rück gebildet hatte, habe ich keine Beschwerden. Ich powere mich aus, wenn mir danach ist und liebe eher Wärme als die Kälte. Bin dankbar dass es so ist, wie es ist.
Schreiben Sie einen Kommentar