Wie viel ist eigentlich eine Portion?
Auf welche Portionsmengen beziehen sich eigentlich die Nährwertangaben auf Getränkeflaschen? Nicole Oschwald vom SGS Institut Fresenius klärt auf.
Ein Glas Apfelschorle, eine Tasse Kaffee – Portionsangaben wie diese werden im Alltag schnell mal daher gesagt. Wie viel aber ist eigentlich ein Glas oder eine Tasse? 200 Milliliter, vielleicht mehr oder auch weniger. Werden allerdings Portionsangaben auf Lebensmittelverpackungen mit Nährwertinformationen verknüpft, muss klar sein, wie groß eine Portion ist. Nur: Von Hersteller zu Hersteller darf diese Angabe variieren. Das mag unsinnig erscheinen, hat aber gute Gründe.
Wer wissen will, wieviel Kalorien oder Zucker seine Lieblings-Apfelschorle enthält, hat gute Chancen, auf dem Etikett fündig zu werden. Fast jedes vorverpackte Lebensmittel trägt mittlerweile eine Nährwerttabelle, in der diese und ein Reihe weiterer Nährwertinformationen aufgelistet sind. Sie beziehen sich dann auf 100 Milliliter beziehungsweise 100 Gramm. Manche Hersteller bieten noch eine Zusatzinformation: Ergänzend den Angaben pro 100 Milliliter steht beispielsweise auch in der Tabelle, wie viel Zucker ein Glas – das heißt eine Portion – Apfelschorle enthält. Dann muss vor dem Genuss erst gar nicht viel gerechnet werden.
Werden die Nährwerte pro Portion angegeben, dann muss natürlich auch auf der Packung stehen, wie groß eine Portion ist. Sonst hilft die Angabe kaum weiter. Das schreibt auch die EU-Lebensmittelinformationsverordnung vor. Und noch mehr: Es muss außerdem in der Nähe der Nährwerttabelle angegeben werden, wie viele Portionen die betreffende Verpackungseinheit beinhaltet. Bei einer 750 Milliliter-Flasche Apfelschorle steht dann beispielsweise „enthält 3 Portionen“. Ein Glas Apfelschorle würde in diesem Fall also 250 Milliliter enthalten.
Hersteller dürfen Portionsgrößen selbst bestimmen
Die Krux dabei: Ein anderer Hersteller ist der Meinung, eine Portion Apfelschorle entspricht nicht 250, sondern 200 Millilitern. Er bezieht sich daher also bei seinen ergänzenden Nährinformationen auf diese Menge. Wieder ein anderer bringt seine Schorle in 330-Milliliter-Flaschen in den Handel. Für ihn ist diese Verkaufseinheit eine Portion. Rein rechtlich ist das vollkommen in Ordnung. Denn zu Portionsgrößen äußert sich der Gesetzgeber nicht. Die darf der Hersteller selbst bestimmen – nach besten Wissen und Gewissen. Vollkommen abwegig dürfen solche Portionsgrößen aber nicht sein. So hat in der Vergangenheit etwa die Festlegung, eine halbe Tierkühl-Pizza sei eine Portion, für kontroverse Diskussionen gesorgt.
Ein direkter Nährwertvergleich von Produkten fällt angesichts der vielen individuell festgelegten Portionsgrößen schwer. Deshalb sind die Nährwertinformationen pro Portion auch nur als freiwillige Ergänzung der Nährwerttabelle erlaubt. Um Angaben auf unterschiedlichen Lebensmittelverpackungen einander gegenüberzustellen, helfen die Nährwertinformationen pro 100 Milliliter beziehungsweise 100 Gramm. Mit dieser einheitlichen Bezugsgröße ist ein Produktvergleich ohne großes Rechnen leicht möglich.
Über die Autorin dieses Beitrags
Nicole Oschwald ist staatlich geprüfte-Lebensmittelchemikerin und Leiterin der Kundenbetreuung am Freiburger Standort von SGS Institut Fresenius. Das dortige Labor ist Kompetenzzentrum für die Analyse von alkoholhaltigen und alkoholfreien Getränken, Fleisch- und Wurstwaren und Tierarzneimittelrückständen. Eine weitere Spezialität des Standorts ist die Aromaanalyse, die für die Getränke- und Lebensmittelindustrie eine große Rolle spielt. Mehr über die Dienstleistungen der SGS erfahren Sie auf www.sgsgroup.de und www.sgs-institut-fresenius.de.