Top 30 Menschen, die unsere Welt verändern
Wie werden wir künftig essen? Die Antwort auf diese Frage braucht Menschen mit Visionen – und dem Mut, diese umzusetzen. Gemeinsam mit dem Food Campus Berlin, Europas führendem Zentrum für die Zukunft der Ernährung, und der dfv Mediengruppe, einem der größten unabhängigen Fachmedienunternehmen, haben wir 30 Persönlichkeiten nominiert, die mit ihrer Arbeit einen echten Unterschied machen. Hier stellen wir sie Ihnen vor.
Der Klimawandel, eine wachsende Bevölkerung, veränderte Bedürfnisse: Das sind nur ein paar der Herausforderungen, vor denen wir aktuell stehen. Gemeinsam mit Food Campus Berlin und der dfv Mediengruppe hat EAT SMARTER anhand eines definierten Kriterienkatalogs und Interviews Vertreter:innen aus Wissenschaft, Politik, Gesellschaft, etablierten Unternehmen, NGOs, Future-Food-Start-ups sowie Landwirtschaft in Deutschland auserwählt. Das Ziel: Wertschätzung für innovative Lösungen auszudrücken – und den Menschen hinter diesen Lösungen zeigen und ihre Stimme hörbar machen.
Felix Ahlers, Vorstandsvorsitzender von FRoSTA
Gesunde, zukunftsorientierte Ernährung: Das war nicht das, was der gelernte Koch vorfand, als er 1999 bei FRoSTA begann. Schnell wurde ihm klar, dass er etwas ändern musste. Über zwei Jahre hinweg entwickelte er das FRoSTA-Reinheitsgebot, das 2003 eingeführt wurde. Seitdem kommen die Produkte vollständig ohne Zusatzstoffe aus – darunter Geschmacksverstärker, Bindemittel, Aromen und Farbstoffe. Sogar nicht deklarationspflichtige Inhaltsstoffe werden konsequent ausgeschlossen. „Der Verzicht auf Zusatzstoffe und die bessere Verwertung von Resten, wie etwa in Gemüse- und Fischfonds, ist nicht nur smart, sondern auch nachhaltig“, erklärt Felix Ahlers. Transparenz steht für das Unternehmen ebenfalls an erster Stelle: Die Herkunftsländer aller Zutaten und der CO2-Fußabdruck sind direkt auf den Packungen angegeben. „Das sollte zur Normalität werden“, findet Ahlers, „denn es schafft Vertrauen bei den Verbrauchern.“
Melanie Speck, Professorin für Sozioökonomie in Haushalt und Betrieb an Hochschule Osnabrück
Für Nachhaltigkeit hat Melanie Speck sich schon immer interessiert – und hat vor allem durch Wissenszuwachs schon im Studium viele Schlüsselmomente erlebt. Aber auch praktische Erfahrungen zahlten darauf ein: „Durch meine Arbeitserfahrungen, unter anderem in Großküchen, habe ich außerdem Einblicke gewonnen, warum es vor 15 Jahren und bis heute in den Großküchenbetrieben so schwer ist, Nachhaltigkeit umzusetzen: das Wirtschaftssystem und das organisatorische System sind einfach nicht auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.“ Heute forscht sie zu nachhaltigen Ernährungssystemen unter anderem mit Fokus auf die Gemeinschafts- und Außer-Hausverpflegung. Denn gerade in diesem Bereich sieht sie einen wichtigen Hebel für eine zukunftsträchtige, nachhaltige Ernährung: „Ich sehe auch großes Potenzial in der Verpflegung von Senioreneinrichtungen und Reha-Kliniken, denn dort finden oft lebensphasenverändernde und einschneidende Erlebnisse statt. Hier sehe ich ein Gelegenheitsfenster, um im großen Rahmen Veränderungen zu erzeugen. Das ist ja, was die Außer-Haus-Verpflegung so interessant macht – dass man einen sehr großen Hebel für Transformation hat. Denn wenn ich 35 Tausend nachhaltig gekochte Essen mit gesunden Zutaten produziere, habe ich so viel größeren Impact, als wenn ich versuche, mit Privathaushalten zu arbeiten.“
Moritz Mack, Geschäftsführer der Mercedes Benz-Gastronomie
Gemeinschaftsgastronomie ist auch ein Thema, das Moritz Mack bewegt. Er ist seit zwölf Jahren in der Gastronomie bei Mercedes Benz tätig, seit 2020 Geschäftsführer. Seine Verantwortung ist ihm bewusst: „In der Branche haben wir einen großen Stellhebel. Als zukunftsgerichtete Gemeinschaftsgastronomie möchten wir dieses Potential nutzen und gehen deshalb seit Jahren, Schritt für Schritt, einen konsequenten Weg in Richtung eines klimaschonenden Speiseangebots.“ Um die Ernährungswende aktiv mitzugestalten, suchen er und seine Mitarbeitenden kontinuierlich nach neuen Trends, Entwicklungen und Methoden. Seit diesem Jahr richten sie ihr Speisenangebot an der Planetary Health Diet aus, welche die Gesundheit von Mensch und Planet berücksichtigt. Ende 2025 soll der Speiseplan überwiegend aus pflanzenbasierten Komponenten bestehen. Seine Vision? „Eine zukunftsfähige Food-Branche ist gleichzeitig modern, aber auch verwurzelt. Alte und neue Konzepte treffen aufeinander und schaffen innovative Ansätze.“
Janka Alwon, Foodbloggerin
Foodwaste ist ein Thema, das uns alle betrifft – und auf das jeder von uns Einfluss hat. Auf ihrem Blog „Jankalicious“ und den dazugehörigen Social Media-Kanälen setzt Janka Alwon sich für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln ein und teilt Rezepte, praktische Tipps sowie unterhaltsam aufbereitetes Wissen. „Das Thema Foodwaste soll Mainstream werden“, beschreibt sie ihr Ziel. „Es soll cool sein, Essen zu retten oder Reste kreativ zu verwerten.“ Sie möchte dazu beitragen, dass es keine Aufgabe ist, sich gegen Foodwaste einzusetzen, sondern vielmehr ein Trend. Dafür hat sie unter dem Namen ‚Food Heroes‘ 2024 einen Verein gegründet, um Menschen auf einem weiteren Weg und auch offline auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen. Das Problem ist häufig Unwissen, deswegen ist für die Bloggerin Wissensvermittlung unerlässlich. Genau an diesem Punkt knüpfen ihre Inhalte an und machen Lust drauf, selbst zum ‚Food Hero‘ werden.
Stefanie Wunder, Leiterin des Teams Ernährung und Nachhaltige Lebensmittel bei Agora Agrar
Agora Agrar ist der erste unabhängige Thinktank, der sich mit Zukunftsfragen wie der, wie wir Ernährung, Land- und Forstwirtschaft stärker als bisher zu demokratisch vereinbarten Nachhaltigkeitszielen, wie zum Beispiel Klimaneutralität und Biodioversitätsschutz, beitragen können, integriert befasst. „Da wir an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik angesiedelt sind, ist der Austausch mit Stakeholdern für unsere Arbeit von besonderer Bedeutung. In meiner Rolle als Leiterin des Teams „nachhaltige Ernährung“ sehe ich mich vielfach als Brückenbauerin zwischen verschiedenen Akteursgruppen und Interessen: eine spannende Stelle, um den Weg in Richtung Nachhaltigkeit zu gestalten“, erklärt Stephanie Wunder. Dafür sieht sie zwei Hebel: die Reduzierung von Lebensmittelabfällen und eine stärker pflanzenbasierte Ernährung. "Aber während sich alle Gruppen schnell darauf einigen können, dass es weniger Lebensmittelabfälle geben sollte, wird die Frage, wie es Menschen erleichtert werden kann, mehr Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte zu essen, oft sehr polarisierend und wenig sachlich diskutiert. Ich wünsche mir daher, dass wir in Zukunft mehr über die Chancen einer gesunden Ernährung, insbesondere für Kinder, diskutieren.“
Philipp von der Wippel, Gründer von projecttogether
Projecttogether ist eine gemeinnützige Organisation, die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ins gemeinsame Handeln bringt – um so gemeinsam Lösungen für die drängendsten Fragen unserer Zeit zu finden. Zu den aktuellen Missionen gehören zum Beispiel das Projekt „Farm-Food-Climate“. Dabei geht es darum, Landwirtschaft und Ernährungssysteme gemeinsam zu transformieren: Mehr als 100 innovative Initiativen aus dem Agrar- und Lebensmittelsektor sind beteiligt.
Maya Leinenbach, vegane Influencerin und Kochbuchautorin
Nachhaltigkeit war für die begeisterte Sportlerin schon immer wichtig. Der Auslöser für ihr Engagement kam in der Schulzeit: „Als ich mich für ein Referat mit den Auswirkungen von Fleischkonsum auf das Klima auseinandergesetzt habe, bin ich auf schockierende Zahlen gestoßen, zum Beispiel, wie viel Wasser in einem Kilogramm Rindfleisch steckt.“ Seitdem lebt sie vegan und begeistert auf ihrem Instagramprofil @fitgreenmind fast vier Millionen Follower weltweit mit plant-based-Rezepten. Ihre Mission: pflanzliche Ernährung für alle zugänglich machen. Deshalb setzt sie auf leckere, simple Gerichte mit Zutaten, die überall erhältlich sind. „So können viele Menschen, egal wo sie herkommen, meine Ideen nachkochen. Und ohne großen Aufwand direkt etwas gegen den Klimawandel tun.“
Regina Birner, Vorsitzende der Zukunftskommission Landwirtschaft
Wie kann die Landwirtschaft zur Erreichung der Klimaziele beitragen? Wie können die Haltungsbedingungen für Nutztiere verbessert werden, ohne die wirtschaftliche Belastung der Betriebe zu erhöhen? Wie kann die Landwirtschaft trotz Klimawandel und begrenzter Ressourcen eine ausreichende Nahrungsmittelproduktion sicherstellen? Das sind nur einige der Fragen, die die Zukunftskommission Landwirtschaft beschäftigen. Sie widmet sich unter der Leitung von Regina Birner der Herausforderung, die Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten, ohne die ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte aus den Augen zu verlieren. Die Kommission entwickelt dabei Lösungen, um die Branche zukunftsfähig zu machen – im Einklang mit den dringenden Erfordernissen von Klimaschutz, Tierwohl und Ernährungssicherung.
Nikola Steinbock, Sprecherin des Vorstands der Landwirtschaftlichen Rentenbank
Nikola Steinbock ist seit 2022 im Vorstand der Rentenbank und seitdem auch Sprecherin des Vorstands. Die Rentenbank ist spezialisiert auf Förderangebote an Produktionsbetriebe der Land- und Forstwirtschaft sowie des Wein- und Gartenbaus, an Hersteller landwirtschaftlicher Produktionsmittel und an Handels- und Dienstleistungsunternehmen, die in enger Verbindung zur Landwirtschaft stehen. Dabei ist Nachhaltigkeit dass Leitmotiv – und gesellschaftlich verantwortliches Handeln und der Schutz der Umwelt hat für die Rentenbank einen besonders hohen Stellenwert.
Felix Bernd, Arzt und Ernährungsexperte
Mit den Begriffen Nachhaltigkeit und Gesundheit verbinden viele Menschen Verzicht. Das möchte der Arzt ändern. Anstatt: Was darf ich nicht?, sollte die Leitfrage sein: Was kann ich heute alles Leckeres essen? Auf seinem Instagramprofil @doc.felix inspiriert er seine fast 800.000 Follower zu einem gesunden und glücklichen Lifestyle und wirft dabei einen medizinischen Blick auf die Themen Ernährung, Sport und mentale Gesundheit. „Ich glaube, dass die Fitness oft wie die eigene Rente dargestellt wird“, sagt er. „Wir müssen jetzt auf etwas verzichten, damit es uns später gut geht. Ich aber möchte den Leuten klarmachen, dass sie sich gerade jetzt um ihre Gesundheit kümmern müssen, damit es ihnen direkt gut geht.“ Die Beschäftigung mit dem eigenen Wohlbefinden hat immer auch eine Auseinandersetzung mit dem individuellen Essverhalten zur Folge. Der Arzt teilt daher zum größten Teil vegetarische Rezepte – das leistet nicht nur einen Beitrag zur Lebensqualität, sondern trägt zur Schonung unserer Ressourcen bei.
Hermann Lotze Campen, Professor für Nachhaltige Landnutzung und Klimawandel, Leiter der Forschungsabteilung „Klimaresilienz“ am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Auch nach über 20 Jahrena als Leiter der Abteilung Klimaresilienz bleibt Hermann Lotze-Campen optimistisch:. „Wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, kann ich feststellen, dass sich zum Beispiel in der öffentlichen Debatte zu Klimawandel und Klimaschutz schon sehr viel getan hat. Das macht mich immer noch einigermaßen optimistisch, dass wir mit der notwendigen Transformation des Agrar- und Ernährungssektors weiter vorankommen werden.“ Mit dem globalen Landnutzungsmodell MAgPIE schafft das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wichtige Grundlagen. „Wir stellen mit unseren 'Food System Transformation Pathways' plausible Entwicklungspfade bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zur Verfügung, die dabei helfen können, wichtige international vereinbarte Ziele zu erreichen.“ Der Professor betont die Bedeutung der Zusammenarbeit: „Veränderung gelingt mit mehr Wissen, besserer Kommunikation, mehr Kooperation sowie geeigneten politischen Rahmenbedingungen und Investitionen. Wenn diese Aspekte nicht zusammengreifen und aufeinander abgestimmt sind, wird eine groß-skalige Veränderung sehr schwierig.“
Fabio Ziemßen, Vorstand des Bundesverbands für Alternative Proteine e.V. & Partner des VC-Funds Zintinus
Alternative Proteine sind ein riesiges – und wichtiges – Thema. Der Bundesverband, dem Fabio Ziemßen vorsteht, ist dabei eine unabhängige Plattform für einen Austausch zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sowie eine Anlaufstelle für Innovatoren und Multiplikatoren. Dabei geht es vor allem darum, Alternativen zu tierischen Proteinquellen zu finden und zu helfen und für neue Technologien zu deren Erschließung einzutreten. Ohne dabei individuelles Ernährungsverhalten zu ideologisieren oder den Konsum tierischer Lebensmittel einzuschränken.
Godo Röben, Investor und Berater für die 16 modernsten veganen Food-Start-ups
Fortschritt heißt, Unbekanntes zu wagen. Dass er selbst den Mut dazu hat, bewies Godo Röben, als er Europas zweitgrößten Wursthersteller Rügenwalder zum führenden Anbieter pflanzlicher Lebensmittel verwandelte. Sein Erfolgsrezept? Leidenschaft, Durchhaltevermögen – und exzellente Produkte. Dabei denkt Röben konsequent ganzheitlich: „Die Innovation ist die gesamte Ernährungswende – ich will nicht nur einzelne Bereiche verändern, sondern das große Ganze.“ Als Berater für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie als Vorstand des Bundesverbands für Alternative Eiweißquellen treibt er die Entwicklung stetig voran. Sein Plan: „In den nächsten zehn Jahren verdoppeln wir den Anteil alternativer Proteine weltweit.“
Marketa Schellenberg, Produktmanagerin bei Transgourmet und Vizepräsidentin Verband der Köche e.V.
Die Köchin hat eine Gabe: komplexe Themen so zu vereinfachen, dass sie damit ihre Kollegen und Kolleginnen in der Küche erreichen kann. „Dies unterstützt durch jahrelange Praxis ergibt genau das, was wir benötigen: weitere ausgebildete Multiplikatoren, die aus Überzeugung die eigene Handlungsweise hinterfragen und vor Ort die notwendigen Schritte gehen.“ Sie beschäftigt sich nicht nur mit der Ausbildung von jungen Köchen und Köchinnen, sondern hat auch in ihrer Funktion bei Transgourmet die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. „Die Notwendigkeit sehen wir selbst: Unsere Kunden fragen Bio Produkte an, suchen nach regionalen Lebensmitteln und auch die Nachfrage nach Plant based-Gerichten ist ungebrochen. Ich kann durch eine gezielte Auswahl der Produkte die Kunden beraten und animieren die pflanzliche Küche hochwertig zu gestalten. Die Reichweite ist hier groß: KiTa, Schulcaterer, Krankenhäuser, Einrichtungen für Senioren, Gastro – die Nachhaltigkeit meiner Arbeit wird sich direkt auf den Tellern der Gäste zeigen.“
Emilie Bourgoin, Group Director Public Affairs bei Rewe
Die Französin arbeitet bereits 20 Jahre in der Foodbranche – langweilig fand sie es nie. „Sie ist bereits heute ein enorm vielfaltiger, innovativer und nachhaltiger Sektor. Wir sind Trendsetter, mit großen und kleinen Unternehmen, Start-ups und Traditionshäusern. Es gibt immer neue Produkte, neue Kooperationen, neue Ideen. Wir sind alle in der Kette aufeinander angewiesen und deshalb müssen wir lernen, immer besser miteinander zu arbeiten und neue Perspektiven zulassen.“ Mit dem Kompetenzzentrum Landwirtschaft, das 29023 gegründet wurde, tut die REWE Group genau das. Soie arbeiten gemeinsam mit Praktiker:innen aus Wissenschaft, Erzeugung und Handel an den Herausforderungen der Landwirtschaft. „Wir sind Überzeugungstäter und denken out of the box. Alle engagieren sich für die Branche und denken nicht nur an ihre Partikularinteressen. Gemeinsam wollen wir zukunftsweisende Projekte entwickeln, seien es neue Vertragsformen oder konkrete Produkte.“
Cathy Hutz, Co-Founder Infinite Roots
Pilze sind ein Klassiker auf unserem Speiseplan, bislang allerdings nur der oberirdische Fruchtkörper. Cathy Hutz geht mit ihrem Unternehmen einen Schritt weiter. Auf der Basis von Pilzmyzel, dem unterirdischen Wurzelgeflecht, entwickelt Infinite Roots Fleischersatzprodukte, die mit einem hohen Proteingehalt, Ballaststoffen und ihrem intensiven Umamigeschmack punkten. „Wenn es uns gelingt, mit der Einführung unserer Produkte bis 2030 nur 2,5 Prozent der aktuellen Fleischerzeugnisse in Europa zu ersetzen, könnte dies zu einer Einsparung von 200 Megatonnen CO2 führen. Das entspricht der Emission von etwa 48 Millionen Autos“, erklärt die Gründerin. Ihre Vision: Einen positiven Beitrag zur Lösung globaler Ernährungs- und Umweltprobleme zu leisten. Dafür sind, findet sie, verstärkte Kooperationen zwischen Biotech-Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Politik und der Lebensmittelindustrie nötig. Nur so kann nachhaltige Veränderung erreicht werden.
Freya von Cetritz, CEO der DLG Holding GmbH
Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) setzt sich dafür ein, die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie zu stärken, die Qualität von Lebensmitteln zu sichern und nachhaltige Produktionsmethoden zu fördern. Die DLG Holding GmbH ist eine Tochtergesellschaft, die als wirtschaftliches Rückgrat der Organisation agiert. Als CEO verantwortet Freya von Cetritz Themen wie das Veranstaltungsmanagement, zum Beispiel Messen, den Betrieb von DLG-Testzentren, in denen zum Beispiel landwirtschaftliche Maschinen oder Lebensmittel auf Qualität und Sicherheit getestet werden, aber auch den Blick auf Markt- und Branchenentwicklung sowie Innovation und Digitalisierung.
Simon Tress, Sternegastronom
Das Motto von Deutschlands nachhaltigstem Bio-Sternekoch: „Die Natur macht den Teller!“. Gemeinsam mit seinem Bruder führt er mehrere Bio-Restaurants, unter anderem das Bio-Fine-Dining-Restaurant 1950, in dem er 2024 vom Guide MICHELIN mit einem Stern ausgezeichnet wurde. Für ihn das Wichtigste: Ehrlichkeit und Authentizität – und das lebt er auch in seiner Küche. Denn alles, was dort verarbeitet wird, stammt aus ökologischem Anbau und ist zu 100 Prozent bio-zertifiziert.
Tim Breker, Gründer von Vytal
Veränderung funktioniert, so Tim Breker, mit motivierten Menschen. Er ist einer davon – und das Technologieunternehmen Vytal ein Wegbereiter für die Kreislaufwirtschaft. „Im Pfandsystem gibt es keinen Anreiz, die Behältnisse schnell zurückzubringen“, erklärt er. „Bei unserem System ist das anders. Die Ausleihdauer ist auf 14 Tage begrenzt, wer sie überschreitet, muss bezahlen.“ Vytal nutzt dabei smarte Technologie und Daten, um für ihre Kunden das beste Mehrwegsystem zu bieten. Vor allem im Event-Geschäft ist das attraktiv: „Die Organisatoren können sehen, wo wie viele Behältnisse auf dem Gelände hingehen, welcher Stand wie viele benötigt und wie viel Einweg eingespart wurde.“ In der App sind bisher über 680.000 Personen registriert. Eine Community, die zeigt, dass ressourcenschonendes Handeln auch unter den aktuellen Regularien möglich ist – und jede Menge Müll sparen kann.
Jens Tuider, Chief Strategy Officer bei ProVeg
ProVeg International hat eine Vision: „Eine Welt, in der sich alle für genussvolles und gesundes Essen entscheiden, das gut für alle Menschen, Tiere und unseren Planeten ist." Die Ernährungsorganisation setzt sich für eine Transformation des globalen Ernährungssystems ein und hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 rund die Hälfte der tierischen Produkte durch pflanzliche zu ersetzen. Dabei arbeiten sie mit vielen relevanten Akteuren zusammen.
Christoph Schmitz, Gründer und Geschäftsführer von Acker
Er weiß, wovon er spricht: Christoph Schmitz ist selbst auf einem Bauernhof groß geworden und hat Agrar- und Wirtschaftswissenschaften studiert. 2012 bereits entwickelte er die erste Idee, aus der dann 2014 das heutige Sozialunternehmen Acker wurde. Ein Wandel des Bildungssystems und mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel – das ist es, was dem dreifachen Vater wichtig ist. Dafür setzt sich auch sein Unternehmen ein. Acker bietet Programme für Kinder und Erwachsene an, bei denen sie aktiv erleben können, wie Lebensmittel wachsen und produziert werden. Acker fördert das Bewusstsein für Ernährung, Nachhaltigkeit und den Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Margaretha Büning-Fesel, Präsidentin der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Behörde und Innovation – geht das? „Oh ja!“ sagt Margaretha Büning-Fesel. „Als Projektträger betreut die BLE viele zukunftsweisende Forschungsvorhaben, bei denen es um mehr Tierwohl, gesunde Böden, biologische Vielfalt oder um Ernährungsthemen geht.“ Die promovierte Ernährungswissenschaftlerin beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit nachhaltiger Ernährung, seit 2023 ist sie Präsidentin der BLE. Aktuell im Fokus: „Wir müssen uns um ein Mehr an pflanzlichem Eiweiß kümmern. Daher bauen wir derzeit das Kompetenzzentrum ‚Proteine in der Zukunft‘ auf.“ Dazu gehört das sogenannte ‚Chancenprogramm Höfe‘. Denn die Betriebe brauchen eine ökonomische Verlässlichkeit. „Wichtig ist aber, dass sich alle Beteiligten darüber klarwerden, dass sie ihren Beitrag leisten müssen und ein Bewusstsein für den Ernst der Lage entwickeln.“
Christian Henning, Gründer von Permarobotics
Der Claim von Permarobotics lautet passend: „Wir unterstützen Euch bei der Umstellung auf regenerative Landwirtschaft.“ Denn gemeinsam mit Partnern aus verschiedenen Bereichen entwickeln sie einfach zu bedienende und miteinander vernetzte Lösungen, die die Arbeiten in der Landwirtschaft erleichtern sollen, vor allem in Hinblick auf regenerative Bewirtschaftungsweisen, aber auch Wassermanagement oder Anpassung an den Klimawandel. Dabei gibt es zum Beispiel den „Feldwächter“, der Landwirt:innen direkt auf dem Handy informiert, wenn der Boden bereit ist für die Aussaat, Düngung oder Pflanzenschutz.
Prof. Dr. Maja Göpel, Honorarprofessorin für Nachhaltigkeitstransformationen an der Leuphana Universität Lüneburg
Maja Göpel ist Politökonomin und Expertin für Nachhaltigkeitspolitik sowie Transformationsforschung. Die Verknüpfung von Umweltthemen mit sozialer Gerechtigkeit hat sie schon immer interessiert. Sie hat erzählerische Sachbücher geschrieben und arbeitet neben der akademischen Forschung auch in den Feldern der politischen Beratung und Wissenschaftskommunikation. Als Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen und Mitglied des World Future Council engagiert sie sich für zukunftsweisende Politik. Ihr Fokus liegt auf systemischen Veränderungen und der Förderung einer nachhaltigen Transformation durch praktische und ethische Ansätze.
Jan Plagge, Vorstand von Bioland e. V.
Bioland e. V. zählt mit mehr als 10.000 Betrieben zu den führenden ökologischen Anbauverbänden in Deutschland. Als Präsident des Verbandes setzt Jan Plagge sich dafür ein, die Interessen der Mitglieder zu vertreten und den Ökolandbau voranzutreiben. „Die Bio-Bewegung wird immer größer“, sagt er, „aber sie könnte noch an Tempo zulegen.“ Eines seiner zentralen Projekte ist die Umsetzung der Empfehlungen des Strategischen Dialogs auf EU-Ebene und in Deutschland. Dabei geht es darum, Landwirtschaft und Ernährung innerhalb der planetaren Grenzen zu gestalten und zugleich die wirtschaftliche Grundlage der Betriebe zu sichern. „Ich möchte Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven für einen gemeinsamen Weg gewinnen“, erklärt Plagge – und hat damit Erfolg. „Wenn biologisches Wirtschaften attraktiv und wettbewerbsfähig wird, leisten wir einen wesentlichen Beitrag. Denn je mehr Betriebe zeigen, dass es funktioniert, desto selbstverständlicher wird der Wandel akzeptiert.“
Jürgen David, Metzger
„Fleischer des Jahres“, „bester Metzger Deutschlands“, „Landesehrenpreis“: Der Metzger aus Worms-Hochheim hat einige Auszeichnungen vorzuweisen – zu recht! Der Familienbetrieb arbeitet in fünfter Generation nach selbst gesetzten, hohen Qualitätsansprüchen und achtet vor allem auf artgerechte Haltungsbedingungen, gesunde Fütterung und saubere Verarbeitung.
Marie Hoffmann, Landwirtin und Agrarinfluencerin
830.000 Follower:innen verfolgen auf Marie Hoffmanns Instagramaccount @marie_hfmn97, wie sie über Moderne Landwirtschaft, aber auch über aktiven Aktiver Natur-, Arten und Klimaschutz berichtet und ihren Beruf mit allen spannenden Bereichen anaschaubar erklärt. Ihr ist es wichtig, die ganzheitlichen Facetten der Landwirtschaft zu zeigen, nicht nur den Verbraucher:innen, sondern auch anderen Landwirt:innen.
Sebastian Rakers, Co-Founder von BLUU Seafood
Der promovierte Meeresbiologe war schon immer fasziniert vom Meer. „Aber das, was wir mit ihm und seinen Bewohnern machen, ist oft ausbeuterisch und nicht nachhaltig“, sagt er. Nach zwölf Jahren in der angewandten Forschung wechselte er in die Praxis. „Ein entscheidender Moment war sicherlich die Gründung des ersten Start-ups für zellbasierten Fisch in den USA. Da dachte ich, das können wir in Europa auch- wenn nicht besser.“ BLUU Seafood nimmt das Tier aus der Gleichung. Statt Fische zu halten oder zu fangen, kultivieren sie deren Stammzellen, aus denen sie dann Fischprodukte herstellen können. „Das bietet viele Vorteile: eine komplette Produktionskontrolle, kurze Fertigungswege, weniger negativer Umwelteinfluss und natürlich kein Tierleid.“ Die ersten Schritte in Richtung Zulassung sind gemacht, der Weg ist jedoch noch weit. Ein Problem ist die Bürokratie: „Natürlich wollen wir sichere Lebensmittel. Aber dass Neuzulassungen bis zu fünfJahre dauern können, ist nicht akzeptabel.“
Dr. Manon Sarah Littek, Co-Gründerin des Green Generation Fund
Dr. Manon Sarah Littek ist eine führende europäische Investorin im Bereich FoodTech und GreenTech. Als Mitbegründerin des Green Generation Fund konzentriert sie sich auf Frühphaseninvestitionen in nachhaltige Technologien und Lösungen. Der 2021 gegründete Green Generation Fund mit Sitz in Berlin investiert in innovative Start-ups, die nachhaltige und technologische Lösungen für Umweltprobleme entwickeln. Das Ziel dabei: visionäre Gründer im Bereich GreenTech und FoodTech zu unterstützen.
Prof. Dr. Carolyn Hutter, Professorin für BWL Food Management, Nachhaltigkeitsberaterin
Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin verfasste ihre Dissertation zum Thema unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategien in der Automobilindustrie. Als Leiterin CSR und Nachhaltigkeit bei Lidl Deutschland war sie unter anderem für die Veröffentlichung des ersten Nachhaltigkeitsberichts des Unternehmens verantwortlich. Ihre fachlichen Schwerpunkte liegen bei Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility, Kulinaristik, Agrar- und Ernährungspolitik und Lebensmittelwirtschaft.