Autophagie – Selbstreinigung der Zellen
Was passiert mit Zellen, die geschädigt sind und ihre Funktion nicht mehr ausüben können? Wie kann sich der Körper von diesem „Zellmüll“ befreien und wie entstehen neue Zellen? Erfahren Sie, was hinter dem Prozess der Autophagie steckt und wie dieser aktiviert werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Autophagie?
- Wie funktioniert die zelluläre Wiederverwertung?
-
So regen Sie die Autophagie an
- Fasten
- Sport
- Sirtfood
- Spermidin
- Verschiedene Lebensmittel
- Autophagie als Therapie?
- Wissen zum Mitnehmen
Was ist Autophagie?
Dabei handelt es sich um ein körpereigenes Recyclingprogramm, das beschädigte Zellbestandteile sowie Krankheitserreger abbaut und anschließend wiederverwertet. Dieser Mechanismus dient der Reinigung des Körpers von geschädigten Zellen, um den Menschen eine gesunde Lebensweise zu ermöglichen (1).
Neben der Eliminierung von Viren, die Infekte auslösen, fördert die Autophagie die zelluläre gesunde Alterung und Immunabwehr, kann vor Krebs schützen und verhindert Nekrosen (das Absterben von Zellen in bestimmtem Körperregionen). Somit spielt dieser Prozess eine Schlüsselrolle bei der Prävention von Krankheiten wie Diabetes, Leber- und Autoimmunkrankheiten und Infektionen (2).
Wie funktioniert die zelluläre Wiederverwertung?
Durch ein Signal der Zellmembran bilden Proteine und Fette eine Hülle. Diese Hülle umschließt anschließend Zellbestandteile, die beschädigt sind und ihre Funktion nicht mehr ausüben können.
Dieser „Zellschrott“ wird verwertet und kann dann als Nährstoffe oder zum Aufbau anderer Zellen dienen (1).
So regen Sie die Autophagie an
Die Autophagie ist bei den meisten Zelltypen grundlegend aktiv, wird aber gezielt in Stresssituationen – durch positiven Stress – stimuliert. Allerdings nimmt die Autophagie mit zunehmendem Alter ab. Mit den folgenden Methoden können jedoch solche positiven Stresssituationen herbeigeführt werden, um die Selbstreinigung anzutreiben:
1. Fasten
Unter den Stressreizen, die Autophagie herbeiführen, sind Fasten und Kalorienreduktion die stärksten Stimulatoren.
Autophagie wird durch Hungern stark angeregt und ist eine Schlüsselkomponente der Reaktion des Körpers auf Nährstoffentzug, die das Überleben fördert, bis wieder Nährstoffe verfügbar sind (2). Deswegen werden Nahrungsentzug und Kalorieneinschränkung traditionell als Mittel zur Verlangsamung des Alterns und der Erhöhung der Langlebigkeit angesehen. Nach einer ca. 12 bis 16 Stunden langen Esspause wird der Prozess der Autophagie aktiviert.
Ein weiterer positiver Effekt des Fastens ist die Ketogenese. Hierbei werden Fettreserven zu Ketonkörpern abgebaut, die Energie liefern und entzündungshemmend wirken.
2. Sport
Durch Bewegung werden die Glykogen- und Fettspeicher angeregt, mehr Energie freizusetzen, um den Körper leistungsfähig zu halten. Dies stimuliert und unterstützt zusätzlich die Autophagie, da der Körper durch den Sport in eine Art Stresszustand beziehungsweise Hungerzustand versetzt wird.
3. Sirtfood
Sirtfoods sind Lebensmittel, die mithilfe bestimmter Inhaltsstoffe Stoffwechsel- sowie Alterungsprozesse beeinflussen können. Besonders reich an solchen Sirtuin-Aktivatoren sind beispielsweise folgende Lebensmittel: Kurkuma, Blaubeeren, Grünkohl, Walnüsse, dunkle Schokolade (mindestens 85 Prozent Kakaoanteil), Buchweizen, Soja, Petersilie, natives Olivenöl, Grüntee, Chicorée, Kaffee, Kapern, Datteln, Erdbeeren, Rotwein, Zwiebeln, Chilis und Rucola. Da bei der Sirtfood-Diät der Fokus außerdem auf einer Kalorienreduktion liegt, werden dank der Sirtuine und der reduzierten Kalorienzufuhr der Hungerzustand und somit auch die Autophagie aktiviert.
4. Spermidin
Spermidin ist eine Substanz, das ursprünglich in menschlichem Samen entdeckt wurde, da es dort besonders konzentriert vorliegt. Dieses außergewöhnliche Molekül kommt aber auch in allen anderen Zellen des Körpers vor, jedoch nimmt die Konzentration in den Zellen im Laufe des Lebens ab. Spermidin verlangsamt die Alterung der Zellen, da die Substanz die Menge der Proteine erhöht, welche die Autophagie stimulieren (3).
Lebensmittel, die besonders reich an Spermidin sind, sind zum Beispiel Weizenkeime und Nattō (traditionell japanisches Gericht aus fermentierten Sojabohnen), Pilze, Hülsenfrüchte und gereifter Käse. Spermidin kann als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, allerdings raten Wissenschaftler und Ärzte im Allgemeinen davon ab, da Spermidin mit einer pflanzenbetonten Ernährung ausreichend aufgenommen wird.
5. Verschiedene Lebensmittel
Eine Vielzahl von Lebensmitteln aktiviert die Autophagie, wie zum Beispiel Nüsse, Pilze, Sojabohnen, Apfel, Birnen und schwarzer Kaffee. Im Kaffee ist es jedoch nicht, wie häufig gedacht das Koffein, sondern die sekundären Pflanzenstoffe, welche die besondere Wirkung entfalten. Polyphenole im Kaffee stimulieren den heilenden Prozess nach ca. 1 bis 4 Stunden. Aber Vorsicht bei tierischem Eiweiß, wie es zum Beispiel in der Milch vorkommt! Dieses hemmt die Autophagie.
Autophagie als Therapie?
Die Bedeutung von nicht funktionierender Autophagie für Krankheit und Alterung wird durch zunehmende Studien deutlich. Der Zusammenhang zwischen Mutation oder Funktionsverlust wichtiger Autophagie-Gene und Krankheiten wie Krebs, Herzkrankheiten, Autoimmunerkrankungen, Alzheimer, Diabetes und anderen Erkrankungen wurde nachweislich in Studien belegt (2).
Mutierte Proteine, die verklumpt im Gehirn vorliegen können, werden mit verschiedenen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson assoziiert. Grund ist ein Defekt, der verhindert, dass die fehlerhaften Proteine abgebaut werden können (4). Bei Krebs treten besonders falsch programmierte Zellen in den Vordergrund. Durch eine unzureichende „Entmüllung“ der überproduzierenden Zellen können sich diese ungestört vermehren und so zu Tumoren führen.
Wissen zum Mitnehmen
Autophagie ist das körpereigene Anti-Aging-System und hilft, Zellen zu recyceln. Durch bestimmte Lebensmittelinhaltsstoffe kann der Selbstreinigungsprozess aktiviert werden. Dazu zählen vor allem Spermidin und Sirtuin-Aktivatoren.
Auch durch Fasten wird der Mechanismus stimuliert. Das Intervallfasten kann hierfür als perfekte Grundlage dienen. Eine defekte Autophagie führt zu einer Anhäufung von mutierten und fehlerhaften Proteinen, welche die Grundlage für die Entstehung verschiedener Krankheiten bilden.
Exklusiv bei EAT SMARTER
Dr. Riedl ist unser Experte für den Bereich "Ernährung bei Krankheiten". Er gibt Tipps, wie Sie mit der richtigen Ernährung Beschwerden lindern können.
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