Der Good-Food-Blog
Unverhofft kommt oft

Hopfentee und seine besondere Wirkung

Von Dr. Alexa Iwan
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
Hopfentee

Ich habe einen wirklich schönen Garten. Er ist grün und ungeordnet und natürlich, alles wächst wild durcheinander. Ich finde das gut. Nur eins hat mich immer genervt: Im Laufe eines jeden Sommers macht sich eine krautige Kletterpflanze in allen Hecken und Büschen breit. So ein Zeug, welches sich an der anderen Pflanze festklebt und dann kreuz und quer daran hochwächst, bis sie so sehr mit der ersten Pflanze verwoben ist, dass man sie nicht mehr auseinander bekommt. Ich wusste nie, was das für eine Pflanze ist. Blödes Unkraut – dachte ich – und hab sie herausgerupft, wo ich nur konnte.

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Dieses Jahr hatte ich allerdings nicht so viel Zeit für den Garten und die „Schmarotzerpflanze“ hat sich so richtig breitgemacht. Ende August hatte sie dann so kleine Dolden an den Zweigen und ich dachte: Oh Gott, jetzt werde ich sie nie mehr los.

Eines Tages nun stand ich in der Küche und sah, wie sich irgendjemand von außen an unserer Hecke zu schaffen machte, daran herumzerrte und Zeug herausriss. Ich rief ein paar Mal über den Zaun, aber der Störenfried ließ sich nicht aufhalten und rupfte weiter Zweige aus der Hecke. Etwas erzürnt ging ich hinaus in den Park, der an unseren Garten grenzt. Ich erwartete ein paar Jugendliche, die sich einen Streich erlauben.

Stattdessen stand dort ein sehr, sehr, sehr (!) alter kleiner Mann mit einem Fahrrad und zog tatsächlich einzelne Zweige aus unserer Hecke. Ich sprach ihn an und bat ihn, die Hecke doch bitte nicht kaputtzumachen. Er reagierte total nett und sagte: „Ich mache hier nichts kaputt, ganz im Gegenteil – ich betreibe Heckenpflege.“ Hä?

„Sie haben hier total viel Hopfen. Das ist die Kletterpflanze mit den kleinen grünen Zapfen. Man kann einen wunderbaren Tee aufbrühen, wenn man die kleinen Zapfen trocknet.“ Nun war meine Neugier geweckt und ich unterhielt mich eine ganze Weile mit dem Mann. Er war tatsächlich 92 Jahre alt und wusste jede Menge über Naturheilkunde. Das war seine Passion.

Hopfenpflanze

Er hätte sehr gerne Medizin studiert, erzählte er mir, aber er wurde im Krieg verletzt und war zu lange krank. Am Ende half ich ihm alle überhängenden Zweige zu erreichen, abzuschneiden und in seinem Fahrradkorb zu verstauen. Dann tat ich das Gleiche noch einmal drinnen in unserem Garten und erntete alle Hopfenzapfen, die ich erreichen konnte. Jetzt trocknet bei mir im Hauswirtschaftsraum ein großes Sieb mit der Ernte einer Kletterpflanze, die ich bis dato nicht leiden konnte.

Hopfentee wirkt beruhigend und ist gut bei Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Auch bei Verdauungsbeschwerden und nervösen Magenproblemen soll er gut sein. Allerdings tritt die Wirkung nicht von jetzt auf gleich ein: Man muss den Tee regelmäßig trinken.

Hier ist das Rezept, so wie der alte Mann es mir erklärt hat: 1 – 2 Teelöffel Hopfenzapfen mit etwa 200 ml heißem Wasser übergießen, 10-15 Minuten ziehen lassen und dann durch ein Sieb abseihen. Vor dem Schlafengehen trinken.

Leider habe ich den alten Mann nie wieder gesehen. Aber ich muss immer an ihn denken, wenn ich die Hopfenreste im Garten sehe. Und wer weiß, vielleicht kommt er Ende des nächsten Sommers ja wieder. Zur nächsten Hopfenernte. Ich reiße die Kletterpflanze jetzt jedenfalls nicht mehr raus.

Herzlichst

Dr. Alexa Iwan
Dipl. Ökotrophologin

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