Drei Wochen ohne Zucker – das Fazit
Ich habe es geschafft! Drei Wochen lang habe ich mich ohne zusätzlichen Zucker ernährt. Ohne Süßigkeiten, Kekse, Kuchen, Lakritz, Eis, Spaßgetränke, Müsli mit Zucker, Fruchtjoghurt und so weiter. Meine einzigen Zuckerquellen waren natürliche Früchte und natürliche Milchprodukte. Es war ein Experiment, ein Selbstversuch, eine Erfahrung.
Inhaltsverzeichnis
- Wie ging es nach dem Ende des Experiments weiter?
- Mein Fazit nach drei Wochen
- Was ist psychisch passiert?
- Das sagt die Wissenschaftlerin in mir
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Nun ist die dritte Woche rum und ich hatte eigentlich gedacht, dass ich total froh sein würde endlich wieder mein gewohntes Frühstück (unter das ich stets ein bisschen gezuckertes Crunchy Müsli gemischt habe) essen zu können. Doch... weit gefehlt. Etwas ganz anderes ist passiert. Etwas, womit ich nicht wirklich gerechnet habe, denn eigentlich finde ich ein bisschen Zucker in der Ernährung gar nicht so dramatisch.
Doch der Reihe nach. Wenn Sie den Anfang nicht mitbekommen haben, finden Sie hier meine Protokolle von Woche 1 + 2. Und nun erzähle ich Ihnen, wie es mir in der dritten Woche ergangen ist:
Tag 15 war wieder ein Montag. Ich stand morgens in der Küche und war schlecht gelaunt. Mein Müsli kam mir so langweilig vor. Irgendwie knusperte da nix mehr, seit ich auf gecrunchte Haferflocken verzichtete. In meinem Kopf war genau ein Gedanke, nämlich: „Ich bin echt froh, wenn diese Woche endlich rum ist.“ Auch der Tag zog sich schleppend dahin. Ich hatte zwar keine Heißhungerattacken, aber trotzdem war ich ständig auf der Suche nach etwas Essbarem.
Tag 16 war wieder ein QVC-Tag für mich (ich präsentiere dort Küchengeräte u.a. von Philips). Das Tagesangebot des Senders waren Backformen. Oh mein Gott! Das ganze Studio stand voll mit Kuchen, Torten und süßen Backwaren. Ich musste fast lachen über dieses Timing... Auch in den Vorbereitungsküchen standen überall Kuchen zum Probieren rum. Aber komischerweise hatte ich keinerlei Bedürfnis etwas davon zu essen. Ich weiß, wie Marmorkuchen schmeckt oder Sandkuchen oder Zitronenkuchen. Diese „normalen“ Kuchen machten mich echt überhaupt nicht an. Und Sahnetorte ist eh nicht mein Ding. Ehrlicherweise hatte ich dann aber auch genug mit der Vorbereitung meines eigenen Auftritts zu tun, als dass ich mich weiter mit den Kuchen hätte beschäftigen können.
An Tag 17 hatte ich nachmittags wieder so eine miese Heißhungerattacke. Echt ätzend. Ich glaube, das liegt zum Teil auch daran, dass ich es gewohnt bin, nachmittags etwas Süßes zu essen. Um mich abzulenken, ging ich einkaufen. Und zu meinem großen Glück hatte unser Bioladen gerade die ersten roten Weintrauben im Angebot. Ich kaufte sie, aß eine gute Hand voll davon und mir ging es ziemlich schnell besser. Kein Wunder: Weintrauben enthalten viel Glukose.
Am Donnerstag, Tag 18, wunderte ich mich zum wiederholten Male über etwas, das ich hier noch gar nicht erwähnt habe. Ich mache nämlich seit einigen Wochen mit meiner Tochter zusammen (fast) jeden Tag ein 12-Minuten-Workout. Nach meinen Erfahrungen beim Tennis (siehe Woche 1) wartete ich eigentlich täglich darauf, dass mir die Übungen schwerer fallen würden, ich nicht durchhalten oder an Kraft verlieren würde. Bis jetzt war das aber nicht passiert. Ich habe mich zwar auch nicht in Tempo oder Wiederholungsanzahl steigern können – aber immerhin: schwerer als vorher fielen mir die Übungen auch nicht.
Tag 19 war kein so schöner Tag. Mein Onkel wurde beerdigt. Nach einem leichten Mittagsimbiss gab es Käsekuchen und Kirschkuchen. Wie gerne hätte ich so ein Stück Käsekuchen gegessen! Hier zu verzichten, ist mir wirklich sehr, sehr schwer gefallen. Und ich war sehr froh, als meine Cousine am Nachmittag Salzstangen und Salzgebäck auf den Tisch stellte. Ob das Zeug jetzt allerdings im Endeffekt besser ist als Käsekuchen, bezweifele ich doch sehr...
Am Samstagabend, meinem Tag 20, waren wir auf einer Geburtstagsparty eingeladen. Nach einem großartigen Sushi-Buffet gab es ein genauso großartiges Dessert-Buffet. Wie gut, dass ich Sushi so gerne esse und danach bereits pappsatt war. Trotzdem stellte ich auch an diesem Abend wieder erstaunt fest, dass mir der Nachtisch eigentlich völlig wurscht war. Ich verspürte überhaupt kein Bedürfnis zu probieren. Und da es ein Buffet war, fiel es auch überhaupt nicht auf, dass ich nichts davon aß.
Ganz anders dagegen am offiziell letzten Tag meines Experiments. An diesem Tag 21 waren wir auf einer Taufe. Es gab Essen im Restaurant, alle Gäste saßen am Tisch. Und zum Nachtisch wurden Tabletts mit kleinen Schweinereien serviert. Hier „nein, danke“ zu sagen, wäre echt unhöflich gewesen. Ich entschied mich also für eine Mini-Crème-brulée. Die Portion in dem Schälchen war wirklich winzig, gerade einmal zwei Teelöffel voll. Nach dem ersten Bissen dachte ich: boah, wie unglaublich süß! Und nach dem zweiten Bissen war ich froh, dass das Schälchen keinen dritten Bissen mehr hergab.
Kann man sich von „süß“ entwöhnen? Ja, das kann man. Und an diesem Punkt war ich offenbar gerade. Am Abend lag ich im Bett und war ein bisschen stolz auf mich selbst.
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Wie ging es nach dem Ende des Experiments weiter?
Der Montag „danach“ startete wie gewohnt morgens in der Küche. Ich wollte gerade endlich (!) wieder mein geliebtes Crunchy-Müsli in meine Frühstücksschale schütten, als ich plötzlich eine ganz starke Abneigung dagegen empfand. Das ist jetzt keine Koketterie und auch keine absichtlich eingebaute Dramatik, sondern ich hatte in diesem Moment wirklich ganz stark das Gefühl: DAS will ich eigentlich (noch?) gar nicht wieder essen.
Warum, kann ich nicht sagen. Aber das Gefühl hatte sicher weniger physiologische, als viel mehr psychologische Gründe. Vielleicht wollte ich meinen subjektiv empfundenen „Erfolg“ einfach noch ein bisschen verlängern bzw. auskosten?
Ich habe also an diesem Tag und auch an allen sechs bislang nachfolgenden Tagen weiterhin so gut wie keinen zusätzlichen Zucker gegessen. Ohne dass ich mich groß bemüht oder darüber nachgedacht hätte. Im Gegenteil: Mitte der Woche fuhr ich wieder eine längere Strecke im Zug und hatte mir neben einem belegten Brot und gerösteten Nüssen auch ein paar Vollkornkekse eingepackt.
Zwei davon habe ich gegessen – allerdings sehr lustlos. Ich hatte echt keine Freude daran, sodass ich den Rest der Kekse nach meiner Rückkehr zurück in den Küchenschrank gelegt habe. Verrückt, oder?!
Mein Fazit nach drei Wochen
- Ich bin verblüfft. Wirklich. Ich bin schon immer sensibel mit Zucker umgegangen, aber ich hätte nicht erwartet, dass ich mich so schnell fast komplett davon würde verabschieden können.
- Was ist körperlich passiert?
- Ich habe in diesen drei Wochen etwa eineinhalb Kilo abgenommen. Was bei Menschen meiner Gewichtsklasse nicht unbedingt erstrebenswert ist
- Meine Haut zeigte keinerlei Veränderung
- Meine Verdauung lief schon immer problemlos, aber in den vergangenen drei Wochen hatte ich mitunter das Gefühl, dass unten mehr raus kam, als ich oben rein schüttete – was sicherlich dem Umstand geschuldet war, dass ich sehr viel mehr Nüsse gegessen habe als vorher
- Dass ich mich insgesamt in irgendeiner Weise besser oder leistungsfähiger gefühlt habe, kann ich nicht behaupten
- Ausdauersport mit Leistungsspitzen blieb bis zum Schluss eine große Herausforderung. Hier habe ich die richtige Art der Kohlenhydrat-Versorgung noch nicht gefunden
Was ist psychisch passiert?
- Am Anfang war ich oft genervt. Dieses ständige Überlegen, was ich essen kann oder sollte, fand ich lästig
- Mit der Zeit gewöhnte ich mich an neue Routinen
- Irgendwann stellte sich ein Gefühl des Stolzes ein. Nach dem Motto: ich schaffe hier etwas, das manch’ anderer nicht hinkriegt
- Gleichzeitig kamen aber auch Momente des schlechten Gewissens hinzu, wenn ich doch irgendeinen zuckrigen Nachtisch oder Ähnliches gegessen hatte
Das sagt die Wissenschaftlerin in mir
Die Dosis macht das Gift. Dies gilt auch für Zucker. Natürlich können wir unseren Glukosebedarf über Getreide, Reis oder Quinoa decken. Wir müssen keinen echten Zucker essen, um unser Gehirn mit Glukose zu versorgen. Zucker in kleinen Mengen schadet aber auch nicht.
Wer gar keine Produkte mit zugesetztem Zucker isst, schießt sich ein bisschen aus der Gesellschaft. Denn er/sie muss oft verzichten. Das Unterfangen der Zuckersucht zu entkommen, kann dabei recht schnell zu einer neuen Sucht werden. Das sehe ich durchaus kritisch. Wer zu verbissen an einer zuckerfreien Ernährung klebt, verliert seine Gelassenheit und das Maß für Normalität.
Angesichts steigender Übergewichtszahlen und diverser Krankheiten, die mit Zucker in Verbindung gebracht werden, ist es natürlich absolut sinnvoll, seinen Zuckerkonsum zu überprüfen und so weit wie möglich zu reduzieren. Und für einige Menschen ist es sicher einfacher Dinge gar nicht zu tun, als sie nur ein bisschen zu tun. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, welcher Weg für ihn ganz persönlich der Richtige ist.
Was mich angeht, so habe ich mir im Internet ein zuckerfreies Müsli zusammengestellt und liefern lassen. Damit komme ich morgens prima klar. Aber meine geliebten Lakritzfische haben inzwischen ihren Weg zurück in mein Leben gefunden. Und ich glaube auch nicht, dass ich während der letzten Sommertage 2017 nicht irgendwann noch einmal ein Eis essen werde.
Herzlichst
Dr. Alexa Iwan
Dipl. Ökotrophologin