Immunsystem stärken: So schützen Sie sich vor Sommer-Schnupfen
Unerwartet kühl und feucht war dieser Sommer in weiten Teilen Deutschlands. Und auch die klassische Herbst- und Winter-Krankheit Erkältung ließ nicht lange auf sich warten. Einfach umsetzbare Tipps, wie Sie Ihr Immunsystem stärken und den Viren trotzen, gibt Fitness-Doc Ingo Froböse.
Ausgerechnet im August, dem Monat, der uns gerne mit Hitze verwöhnt, hörte ich in diesem Sommer um mich herum vermehrt Niesen und Husten, liebe EAT SMARTER-Leser. Das Wetter spielte vielerorts verrückt, für Ende August wurden bereits die ersten Nachtfröste erwartet. Diese nasskalte Witterung schlug sich vielfach nicht nur in langen Gesichtern, sondern auch in langwierigen Erkältungen nieder.
Dabei haben die Außentemperatur und die Erkältungshäufigkeit nicht immer etwas miteinander zu tun: Man bekommt nicht schneller eine Erkältung, wenn man zum Beispiel in einen der häufigen Gewitterschauer geraten und komplett nass geworden ist. Es sind eher unsere Verhaltensweisen, die in Herbst und Winter das Ausbreiten von Erkältungsviren fördern: So werden an kalten, nassen Tagen eher die öffentlichen Verkehrsmittel als das Fahrrad genutzt, und das Leben spielt sich vermehrt drinnen ab – optimale Voraussetzungen für Viren, um sich zu verbreiten. Zudem haben Forscher der Universität Yale bei einem Experiment mit Mäusen herausgefunden, dass bei Kälte gewisse Abwehrmechanismen schlechter funktionieren – daher dürfte auch die ungewohnte Kälte der diesjährigen Sommertage eine Rolle bei der hohen Zahl schniefender Mitbürger spielen.
Um so wichtiger ist es, dass wir schon jetzt darauf achten, unser Immunsystem zu stärken und es optimal auf die Erkältungs-Attacken in Spätsommer, Herbst und Winter vorbereiten.
So arbeitet unser Immunsystem
Kurz gesagt, verhindert unser Immunsystem, dass verschiedensten Viren und Erreger in unserem Körper dauerhaften Schaden anrichten.
Der Kampf gegen die Eindringlinge läuft dabei mehrstufig ab: Einen ersten Schutz bieten die mechanischen Barrieren, zum Beispiel die Haut, die Schleimhäute und auch die Magensäure, die verhindern, dass Erreger überhaupt in den Körper eindringen.
Im nächsten Schritt nehmen die sogenannten Fresszellen die Erreger auf und schließen sie in ihrem Inneren ein. Dieser Vorgang nennt sich „unspezifische angeborene Immunabwehr“. Es gibt aber auch die „spezifische Immunabwehr“, die sich gezielt gegen bestimmte Erreger richtet. Teilweise bestehen diese aus Immunzellen, die Antikörper gegen den Erreger bilden können. Diese Antikörper bleiben auch nach der überstandenen Infektion im Körper und können bei einem erneuten Angriff der gleichen Erreger schnell reagieren.
Sie sehen: Unsere Immunabwehr ist ein komplexes System. Leider funktioniert es nicht immer perfekt, und daran sind meist unsere Lebensumstände schuld! Wer sich schlecht ernährt, ständig unter Stress steht oder zu wenig schläft, schwächt die körpereigene Abwehr, und Infekte können sich schneller einnisten. Mit diesen Tipps unterstützen Sie Ihr Immunsystem bei der täglichen Arbeit.
1. Immunsystem stärken: Essen Sie ausgewogen
Auch wenn die Werbung es oft suggeriert: Um ihr Immunsystem zu stärken, brauchen gesunde Menschen keine Nahrungsergänzungsmittel. Der Nährstoffbedarf lässt sich ganz alleine über eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse decken. Diese ausgewogene, „bunte“ Kost gewährleistet, dass Sie genügend Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen. Um die Erreger zu bekämpfen, benötigen die Fresszellen ausreichend Eisen und Zink. Zudem unterstützen Selen, Vitamin C, Vitamin E und sekundäre Pflanzenstoffe den Abbau von freien Radikalen, die sonst Zellen und Gewebe angreifen können.
Auch eine gesunde Darmflora ist wichtig für das Immunsystem. Denn im Darm leben viele Bakterienkolonien, deren Gleichgewicht es schädlichen Erregern und Keimen erschwert, sich zu vermehren. Diese „guten“ Bakterien brauchen Nahrung – am besten in Form von Ballaststoffen, die in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten stecken. Probiotische Milchprodukte können ebenfalls unterstützend wirken.
2. Immunsystem stärken: Ausreichend trinken
Flüssigkeit ist für alle Prozesse unseres Körpers lebenswichtig, so auch für die Immunabwehr. Zum einen sorgt ein ausgeglichener Wasserhaushalt dafür, dass alle Bereiche unseres Körpers gut durchblutet werden. Das kommt den Schleimhäuten zu Gute, die eine erste Immunbarriere herstellen. Besonders wenn wir uns viel in geheizten Räumen aufhalten, neigen die Nasenschleimhäute zum Austrocknen. Hier müssen wir aktiv gegensteuern, damit Viren keine Chance haben.
Zum anderen ist Wasser unverzichtbar für Reinigungs- und Entgiftungsprozesse im Körper, durch die schädliche Erreger schnell wieder „ausgespült“ werden können.
Wenn medizinisch nichts dagegen spricht – das wäre zum Beispiel bei einem Nierenleiden der Fall – sollten Sie eine Trinkmenge von zwei Litern pro Tag anpeilen.
3. Immunsystem stärken: Öfter rausgehen
Wer viel Zeit draußen verbringt – sei es beim Sport, beim Spazierengehen oder bei der Fahrt mit dem Rad zur Arbeit – tut nicht nur Gutes für seinen Vitamin-D-Haushalt, sondern hält Kreislauf und Blutgefäße auf Trab. Eine schnelle Arbeit der Blutgefäße ist für die Immunabwehr sehr wichtig: Bei Kälte ziehen diese sich zusammen, bei Wärme weiten sie sich wieder. Dieser Mechanismus kann träge werden, wenn wir uns fast nur in warmen Räumen aufhalten. Die Folge. Das Blut und damit auch die Abwehrzellen können nicht mehr schnell genug transportiert werden. Mit regelmäßigen Spaziergängen oder Outdoor-Sporteinheiten beugen Sie also aktiv vor.
4. Immunsystem stärken: Warm-Kalt-Kontraste
Sauna, Wechselduschen und kalte Güsse stellen die „Turbo-Version“ des winterlichen Spaziergangs dar. In komprimierter Form sorgen sie dafür, dass unsere Blutgefäße elastisch und leistungsfähig bleiben. Aber nicht nur das: In einer aktuellen Studie der Universität Jena wurde nachgewiesen, dass sich die Zahl bestimmter Abwehrkörper sogar erhöht, wenn regelmäßig kalte Güsse durchgeführt werden.
Was die Güsse, auf deren Prinzip die beliebte Kneipp-Kur basiert, so effektiv macht, ist vermutlich ihre durchblutungssteigernde Wirkung – so vermuten es zumindest die Experten. Denn je besser eine Schleimhaut durchblutet ist (im Test Nasen- Mund- und Rachenschleimhaut), desto mehr Abwehrzellen werden dort auch gebildet.
5. Immunsystem stärken: Ausreichend Schlaf
Nur wenn wir unserem Körper genug Schlaf gönnen, kann er optimal funktionieren, Denn im Schlaf finden wichtige Erholungs- und Regenerationsprozesse für Körper und Geist statt. Der Körper baut Gifte, Schlacken und Säuren ab, welche die Zellen unnötig belasten würden. Neue Zellen werden gebildet, so auch Immunzellen.
Zwischen sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht sind optimal – versuchen Sie, diese Zeit einzuhalten. Ihr Immunsystem wird es Ihnen danken!
Ich wünsche Ihnen einen schönen, erkältungsfreien Spätsommer!
Ihr Ingo Froböse