Schlacken gibt es nicht
Besonders im Frühjahr ist die Sehnsucht nach einem "sauberen" Start in das Jahr groß, Entgiftungskuren und allerlei Detox-Getränke boomen. Doch unser Körper reinigt sich perfekt selbst. Warum Schlacken ins Reich der Mythen gehören und eine konstant gute Ernährung besser ist als Detox-Phasen, erklärt EAT SMARTER.
Zu viel Alkohol, zu viel Pizza, zu viele Zigaretten, zu wenig Schlaf – keine Frage, was wir unserem Körper zuweilen antun, ist ganz schön heftig. Dementsprechend schlapp fühlen wir uns in Phasen, bei denen der gesunde Lebenswandel zu kurz kommt. Blasse Haut, Pickel, abbrechende Fingernägel und Schatten unter den Augen zeugen davon, dass wir uns nicht gut ernähren und unserem Körper zu viel zumuten.
Sehr verlockend sind da die Versprechungen, die uns Anbieter von Fastenkuren, von Detox-Smoothies oder speziellen Anwendungen machen: Indem der Körper "entgiftet" wird, sollen all die schlechten Stoffe, die sich im Verdauungstrakt und anderswo eingelagert haben, hinausgespült und ausgeschieden werden; wir sollen uns danach pudelwohl fühlen und haben im Idealfall sogar noch das ein oder andere Kilo verloren haben.
Diese Vorstellung ist verlockend, nach aktuellem Forschungsstand jedoch leider nicht zu belegen.
Unser Körper, ein Wunderwerk der Selbstreinigung
Der Arzt Otto F. Buchinger war es, der in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts den Begriff der Schlacken prägte, die sich im Darmtrakt festsetzen.
Einen wissenschaftlichen Beweis für Buchingers Theorie gibt es bis heute nicht. Unseren Darminhalt darf man sich nicht als zähe, schwarze Schlacke vorstellen, sondern eher als elastischen, mit Verdauungssäften durchsetzten Brei. Bei seinem Weg durch den Körper wird dem Darminhalt peu à peu die Flüssigkeit entzogen; ein fein austarierter Vorgang, der keine Hilfe von außen nötig hat.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellt klar: "In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden über den Darm und die Nieren ausgeschieden."
Und was ist mit dem Geruch beim Fasten?
Wer schon einmal gefastet hat, musste vielleicht feststellen, dass der Körper nach einigen Tagen beginnt, eigenartig zu riechen. Viele nehmen diesen Geruch so ähnlich wie Nagellackentferner wahr. Das muss doch ein Beleg dafür sein, dass Giftstoffe ausgeschieden werden, oder? – Die Antwort lautet nein. Der Geruch ist das Resultat einer Stoffwechselveränderung, die eintritt, wenn man einige Tage hungert.
Und was ist mit diesen Pflastern, die man sich unter die Fußsohlen klebt und die angeblich schlechte Stoffe aus dem Körper ziehen? Nichts ist erwiesen, sagen die Wissenschaftler von "Voice of Young Scientists"; außer, dass der Schweiß unserer Füße das im Pflaster enthaltene Puder bräunlich färbe. Ein billiger Trick, der dem Anwender suggeriert, er habe seinen Körper von Schlacken und Schadstoffen gereinigt.
Warum "Entschlacken" sogar schädlich sein kann
Den Körper zu "entgiften" nützt also gar nichts. Im schlimmsten Fall können die Versuche, den Körper von vermeintlichen Schlacken zu befreien, sogar schädlich sein.
Als Folge eines ausgedehnten Fastens können sich zum Beispiel Nierensteine bilden, es können Kreislaufstörungen, Herzrhythmusstörungen und Schwindel auftreten. Daher sollen Fastenkuren nur nach vorheriger Rücksprache mit dem Arzt und idealerweise sogar unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.
Und zu guter Letzt ist auch der Glaube an die jederzeit mögliche Entgiftung nicht gerade förderlich für die Gesundheit: Wer glaubt, seinen Körper jederzeit von den Folgen von Alkohol- oder Nikotinmissbrauch oder den Folgen unausgewogener Ernährung reinigen zu können, der achtet eventuell auch nicht so sehr auf ein gesundes Leben im Alltag.
Anstatt teure Detox-Kuren zu kaufen oder zu hungern, tun Sie besser daran, möglichst wenig Alkohol und Nikotin zu sich zu nehmen, die empfohlenen 5 Portionen Obst und Gemüse zu essen und regelmäßig an die frische Luft zu gehen. So wird Ihr Körper mit allen Belastungen des Alltages ganz alleine fertig!
(lin)
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