Fastenarten im Überblick
Fasten-Kuren kompakt vorgestellt: von Nullfasten über Heilfasten nach Buchinger bis hin zum Basenfasten.
Inhaltsverzeichnis
- Für wen eignet sich eine Fastenkur?
- Wird beim Fasten tatsächlich der Körper entgiftet?
- Null- bzw. Wasserfasten
- Fasten nach Otto Buchinger
- Fasten nach Hildegard von Bingen
- Fasten nach F. X. Mayr
- Basenfasten
Das Weihnachtsfest mit seinen Schlemmer-Arien ist vorbei, das Jahr 2016 ist angebrochen. Dann soll er endlich gelingen, der Schritt hin zu einer besseren Ernährung und weniger Kilos auf den Hüften.
Der erste Schritt in diese Richtung ist für viele Menschen eine Fastenkur. Das Fasten, so versprechen wir uns, bringt den Körper in Balance, macht uns wieder sensibel für das Sättigungsgefühl und spült allerlei Schlacken und Gifte aus dem Körper.
Dass die beim Fasten verlorenen Kilos nach Ende der Kur schnell wieder auf den Hüften landen, ist mittlerweile bekannt; ebenso, dass beim "Null-Fasten" nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse abgebaut wird. Doch es gibt Alternativen zum „Null-Fasten“, bei dem nichts als Flüssigkeit zu sich genommen wird. Wussten Sie, dass es auch Fasten-Arten gibt, bei denen Sie Gemüsebrühe, Obst oder sogar Obst und Milchprodukte zu sich nehmen dürfen? Wir stellen Ihnen die wichtigsten Fasten-Arten vor.
Doch zunächst die Frage:
Für wen eignet sich eine Fastenkur?
EAT SMARTER hat bei der Diplom-Ökotrophologin Linda Marx nachgefragt, die in Lüneburg eine Parxis für Ernährungsberatung betreibt.
Die Expertin sagt: „Fasten ist nicht für jeden Menschen gleich gut oder schlecht. Vom Fasten abraten würde ich Menschen, die über keinerlei innere Reserven verfügen, also Untergewichtige oder Menschen, die psychisch in einer schlechten Verfassung sind. Magersüchtige sollten natürlich nicht fasten! Auch bei Gicht und hohen Porin-Werten sollte man nicht fasten, ebenso bei Leber- und Nieren-Erkrankungen. Schwangere und Stillende sollten auf Fasten verzichten, und auch Kinder sollten nicht fasten.“
Bei den Übrigen, so Linda Marx, komme es darauf an, was sie mit dem Fasten erreichen wollten: „Zum Abnehmen würde ich Fasten allein nicht empfehlen. Wenn das Fasten aber den Beginn einer Ernährungsumstellung einläutet, kann es sinnvoll sein.“ Denn, so Linda Marx: „Durch das Fasten lernt man, seine Bedürfnisse anders als durch Essen zu stillen. Die Sinne werden geschärft, man bekommt wieder einen besseren Zugang zum eigenen Hunger- und Sättigungsgefühl.“
Sie rät: „Fasten sollte immer in ein Gesamtkonzept eingebunden sein und die Körperwahrnehmung stärken, beispielsweise durch Bewegung in der Natur, durch Yoga oder Meditation.“
Bevor Sie eine Fastenkur beginnen, sollten Sie sich unbedingt mit Ihrem Hausarzt beraten und abklären, ob eventuelle Gesundheitsrisiken bestehen.
Wird beim Fasten tatsächlich der Körper entgiftet?
Unser Körper verfügt über ein hocheffizientes System der Selbstreinigung, welches ständig im Hintergrund abläuft. Dieser zellreinigende Prozess, auch Autophagie genannt, wird durch das Fasten stark angeregt (1). Die abgebauten Stoffe lassen sich nicht direkt beispielsweise im Urin nachweisen, denn es handelt sich dabei um organische Stoffe, die nicht direkt ausgeschieden, sondern stattdessen verstoffwechselt werden.
1. Null- bzw. Wasserfasten
Die strengste Form des Fastens: Nur Wasser und Kräutertees sind erlaubt. Für den Körper bedeutet das Nullfasten Alarm: Er fährt alle Stoffwechselvorgänge auf ein Minimum herunter. Um die nötige Energie aufzubringen, werden bestehende Energie-Depots verwertet. Das sind zum einen Fettpölsterchen, aber auch Eiweiß-Verbindungen der Muskeln.
Beim Null-Fasten fühlen wir uns oft schlapp und müde, auch Kopfschmerzen sind häufig.
Nach Ende der Fastenzeit sind die verlorenen Kilos schnell wieder drauf. Das hat einen einfachen Grund: Der gedrosselte Stoffwechsel braucht länger, um wieder auf das alte Umsatzniveau zu kommen. Auch legt der Körper für künftige Not-Zeiten Fettdepots an.
Mediziner raten vom Null-Fasten ab. Wer dennoch bewusst die Nahrungsaufnahme einschränken möchte, sollte sich die folgenden Fasten-Arten näher ansehen.
2. Fasten nach Otto Buchinger
Dr. Otto Buchinger I. ist der deutsche Vorreiter des sogenannten „Heilfastens“. Der Mediziner gründete 1920 das erste Kurheim für Heilfastenkuren. Noch heute führt die Familie Buchinger ein Zentrum für Fastenkuren, mittlerweile in Bad Pyrmont.
Beim Fasten nach Otto Buchinger wird der Mensch als ganzheitliches System wahrgenommen. Beim Fasten sollen nicht nur unnötige Stoffe ausgeschieden, sondern auch seelischer Ballast abgeworfen werden.
Daher sollte das Fasten in einer ruhigen, meditativen Umgebung stattfinden.
Dem Fasten voraus geht ein Entlastungstag, an dem nur noch leichte Kost wie ein reifer Apfel, etwas Haferflocken oder Naturjoghurt gegessen wird. Zur Vorbereitung wird außerdem der Darm gereinigt, indem man eine Glaubersalz-Lösung zu sich nimmt, die eine stark abführende Wirkung hat. Durch die Darmreinigung kommt es weniger stark zu Hungergefühl.
In den darauffolgenden Tagen nimmt man ausschließlich flüssige Nahrung in Form von Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäften zu sich. Auf rund 250 Kalorien pro Tag kommt man so. Das Buchinger-Programm kann nach Bedarf durch Mikronährstoffe und Eiweiß in Form von Milchprodukten ergänzt werden.
Ganz wichtig: Ausreichende Bewegung, wobei Sie es natürlich nicht übertreiben sollten. Aber schon ein flotter Spaziergang regt den Stoffwechsel an und fordert die Muskeln. So beugen Sie übermäßigem Schwund der Muskelmasse durch das Fasten vor und holen Ihren Kreislauf aus dem fastenbedingten Keller.
3. Fasten nach Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen war eine der berühmtesten Gelehrten des Mittelalters. Im Kloster Rupertsberg verfasste die Benediktiner-Nonne medizinische und naturwissenschaftliche Schriften. Sie war eine Vorreiterin der ganzheitlichen Medizin, die den Menschen als System aus Körper und Geist sieht. Erst durch innere Einkehr, so Hildegard von Bingen, könne ein Mensch zu vollständiger Heilung gelangen.
Auch die von der Mystikerin Hildegard entwickelte Fastenkur legt großes Gewicht auf innere Einkehr und Meditation. Zu Beginn steht, wie beim Heilfasten nach Buchinger, eine Vorbereitungszeit mit leichter Kost, auf die eine Darmreinigung folgt.
Ein- bis zweimal täglich wird eine Gemüsebrühe mit Dinkelschrot und vielen frischen Kräutern gereicht. Begleitend dazu: vor allem gedünstete Äpfel, viel Fencheltee und ausreichend Bewegung. Bis zu 800 Kalorien am Tag kann man im Rahmen der Hildegard von Bingen-Fastenkur zu sich nehmen.
4. Fasten nach F. X. Mayr
Beim Fasten nach F.X. Mayr sind sogar Kohlenhydrate erlaubt: Es gibt Kräutertee, Gemüsebrühe und zweimal am Tag ein altbackenes Brötchen mit etwas Milch.
Im Zentrum der Fastenkur des österreichischen Arztes stehen die schonende Reinigung des Darmtraktes mittels Einläufen und Spülungen.
Ergänzend setzt man bei der Fastenkur nach F. X. Mayr auf Bauchmassagen. Durch die intensiven Massagen sollen die Organe besser durchblutet und die Funktionen von Darm, Blase, Galle, Milz sowie Leber aktiviert werden.
5. Basenfasten
Der Begriff „Fasten“ ist etwas irreführend, da beim Basenfasten nicht auf die Nahrungsaufnahme verzichtet wird.
Im Zentrum dieser Kur steht die Annahme, dass Lebensmittel sich in sauer und basisch differenzieren lassen. Wer zu viel saure Lebensmittel zu sich nimmt, dessen Körper „übersäuert“. Mögliche Symptome: Müdigkeit, Verdauungsprobleme, Kopfweh.
Beim Basenfasten geht es darum, einen optimalen Säure-Basen-Haushalt im Körper herzustellen. Das Fasten bezieht sich darauf, dass während der Kur komplett auf saure Lebensmittel verzichtet wird. Wobei „sauer“ etwas irreführend ist; denn Lebensmittel, die sauer schmecken, können im Körper basisch wirken, während süße Lebensmittel zur Übersäuerung des Körpers beitragen können.
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