Blutzuckerwerte: Alles, was Sie wissen sollten
Kaum ein Blutwert ist wohl so bekannt wie der Blutzucker und dennoch ist er nicht leicht zu verstehen. Gerade bei Diabetes sollten Sie jedoch wissen, was die Blutzuckerwerte zu bedeuten haben. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte.
Inhaltsverzeichnis
- Blutzuckerwerte – was ist das überhaupt?
- Blutzuckerwerte verstehen
-
Blutzuckerwerte messen
- Schritt für Schritt Blutzuckerwerte messen
- Blutzuckerwerte ohne Piksen
- Blutzuckergedächtnis – der HbA1c-Wert
- Wieso sollte man den Blutzucker im Blick haben?
- Symptome, die mit hohen Blutzuckerwerten zusammenhängen
- Wie hält man den Blutzucker stabil?
- Blutzuckerwerte senken
- Rezepte für einen stabilen Blutzucker
-
FAQs – die häufigsten Fragen
- Wie hoch ist ein normaler Zuckerwert?
- Welche Blutzuckerwerte sind gefährlich?
- Welche Lebensmittel senken den Blutzucker?
- Wissen zum Mitnehmen
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Hohe Zuckerwerte im Blut sind gefährlich: Sie attackieren Gefäße und Nerven, fördern Übergewicht sowie Diabetes mellitus. Bereits jeder fünfte Erwachsene in Deutschland leidet an einer Insulinresistenz. Das muss nicht sein. Wir verraten Ihnen unter anderem, was Blutzuckerwerte überhaupt sind, welcher Blutzucker kritisch ist und wie Sie zu hohe Werte ins Lot bringen oder diese vorbeugen können.
Blutzuckerwerte – was ist das überhaupt?
Es handelt sich hierbei um einen Laborwert, der angibt, wie viele Glukoseanteile sich im Blut befinden. Glukose, auch Traubenzucker genannt, ist der Zucker, mit dem unser Körper die Zellen mit Energie versorgt. Aufgenommene Kohlenhydrate werden im Darm zu kleineren Molekülen aufgespalten und gelangen dann ins Blut. Damit der Zucker in die Zellen aufgenommen werden kann, schüttet die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin aus.
Im Verlauf eines Tages unterliegt der Blutzucker normalen Schwankungen. Am Morgen befindet sich nur wenig Glukose im Blut und Sie haben einen niedrigen Blutzucker. Nach einer Mahlzeit steigt der Wert an. Bei Gesunden produziert die Bauchspeicheldrüse dann das Hormon Insulin bedarfsgerecht und der Blutzucker sinkt auf seinen Normalwert.
Das weniger bekannte Hormon Glukagon ist übrigens der Gegenspieler von Insulin. Es sorgt dafür, dass bei einem niedrigen Blutzuckerspiegel gespeicherte Glukose in das Blut gelangt.
Blutzuckerwerte verstehen
Die Blutzuckerwerte lassen sich in zwei Einheiten angeben:
- Millimol pro Liter (mmol/l)
- Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
Da es international keine Einigung gibt, in welcher der beiden Einheiten der Wert angegebene werden soll, kursieren beide parallel und sorgen häufig für Verwirrung. Ist der Blutzucker in mmol/l angegeben, sind damit die gelösten Zuckerteile pro Volumen gemeint. Bei mg/dl wird sich auf das Gewicht des gelösten Zuckers pro Volumen bezogen.
Wird der Blutzuckerwert am Morgen vor der ersten Mahlzeit bestimmt, wird vom Nüchternblutzucker gesprochen. Wird der Zuckerwert ganz unabhängig von den Mahlzeiten gemessen, wird dies Gelegenheitszuckerwert genannt. Führt ein Arzt einen oralen Glukosetoleranztest (oGTT) durch, dann wird zwei Stunden nach einer Aufnahme von 75 Gramm Zucker die Glukosekonzentration im Blut gemessen.
Wenn Sie sich jetzt fragen, welche Werte sind bei Blutzucker normal, können Sie in der folgenden Tabelle die Blutzuckerwerte für Gesunde sowie für Menschen mit unbehandeltem Diabetes ablesen. Sie beziehen sich auf Erwachsene.
Nüchternblutzucker | Gelegenheitszucker | oGGT | |
---|---|---|---|
Gesunde | unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l) | unter 130 mg/dl (7,2 mmol/l) | unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l) |
Diabetes | über 126 mg/dl (7,0 mmol/l) | über 180 mg/dl (10 mmol/l) | über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) |
Liegen die Zuckerwerte zwischen denen von Gesunden und Erkrankten, spricht man von Prädiabetes. Sozusagen ein Warnzeichen, das bald ein Diabetes mellitus vorliegen könnte.
Hier erfahren Sie alles über Ernährung bei Diabetes.
Blutzuckerwerte messen
Der Arzt kann den Blutzucker bei einer Blutprobe im Labor bestimmen lassen, jedoch ist das Messen nicht nur ein Geschäft für Profis. Kleine Blutzuckermessgerät helfen, vor allem Diabetiker im Alltag, den Blutzucker zu kontrollieren. Wie häufig eine solche Messung stattfinden sollte, ist jedoch individuell. Sprechen Sie dies am besten mit Ihrem Arzt ab.
Als wage Richtlinie gilt folgender Rat: Erfolgt die Behandlung durch eine Diät ohne Medikamente reicht eine Messung einmal die Woche aus. Nimmt der Patient bereits Medikamente ein, aber noch kein Insulin zu sich, sollte er jeden zweiten Tag den Blutzuckerwert messen. Zusätzlich ist einmal pro Woche ein Tagesprofil mit drei bis vier Messungen ratsam. Erfolgt die Behandlung bei einem Patienten mithilfe von Medikamenten und Insulin, ist eine tägliche Messung nötig.
Schritt für Schritt den Blutzucker messen
Hier kommt eine Anleitung für klassische Messgeräte mit Lanzette und Teststreifen:
- Waschen Sie sich Ihre Hände gründlich, hierfür am besten warmes Wasser verwenden, da so die Durchblutung angeregt wird. Trocknen Sie Ihre Hände anschließend gut ab.
- Vor jeder Messung der Blutzuckerwerte setzen Sie eine neue Lanzette ein. Der genau Vorgang variiert je nachdem, welche Stechhilfe Sie verwenden.
- Stecken Sie den Teststreifen in das Messgerät. Verwenden Sie hierfür nur einwandfreie Teststreifen, welche Sie direkt aus der Dose entnehmen.
- Setzen Sie die Stechhilfe seitlich an einer Fingerkuppe an. Betätigen Sie den Auslöser. Sollte kein Blutstropfen kommen, dann können Sie die Fingerkuppe leicht drücken jedoch nicht quetschen.
- Für die Messung halten Sie den vorbereiteten Teststreifen vorsichtig an den Blutstropfen.
- Ergebnis abwarten und Blutzuckerwert zusammen mit Datum und Uhrzeit notieren.
Blutzuckerwerte ohne Piksen
Gerade für Patienten, die sehr häufig ihren Blutzuckerwert messen müssen, bietet sich die kontinuierliche Gewebezuckermessung (CGM) an. Ein Sensor wird am Oberarm oder Bauch aufgeklebt, er ist mit einem Messfaden im Unterhautfettgewebe verbunden und misst dort etwa alle fünf Minuten den Gewebezucker.
Es gibt noch weitere Messmethoden, wie zum Beispiel die Nicht-invasiven-Sensoren oder Diabetes-Warnhunde, die einen Anstieg oder Abfall des Blutzuckerspiegels erkennen sollen. Jedoch sind diese Methoden nicht ausreichend erprobt, können jedoch als zusätzliche Absicherung dienen.
Blutzuckergedächtnis – der HbA1c-Wert
Der Blutzuckerwert gibt lediglich eine Momentaufnahme an. Um eine Aussage für einen längeren Zeitraum zum Blutzucker treffen zu können, lassen Ärzte den HbA1c-Wert im Labor bestimmen. Hierbei handelt es sich um eine Unterform des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff), an welches Zuckerteilchen angedockt sind.
Ist der Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum erhöht, wird die Bindung zwischen Zucker und Hämoglobin unlösbar und bleibt über die gesamte Lebensdauer des Blutkörperchens bestehen, welche etwa drei Monate andauert. Somit gibt der HbA1c-Wert Auskunft über den Blutzuckerspiegel der letzten Wochen des Patienten und wird daher auch als Blutzuckergedächtnis bezeichnet.
Bei Gesunden liegt der Wert zwischen 4,5 bis 5,7 Prozent, bei Erkrankten über 6,5 Prozent.
Wieso sollte man den Blutzucker im Blick haben?
Ist der Blutzuckerwert erhöht, bleibt dies nicht ohne Folgen. Bei Diabetes Typ 1 kann es zu einer Ketoazidose kommen, hierbei übersäuert das Blut und Patienten können in ein lebensgefährliches diabetisches Koma fallen.
Bei Diabetes Typ 2 ist dies nur selten der Fall, jedoch führt ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel zu Folgeerkrankungen wie diabetische Retinopathie, Schlaganfall, Herzinfarkt oder geschädigte Nieren. Eine regelmäßige Kontrolle ist also sinnvoll.
Symptome, die mit hohen Blutzuckerwerten zusammenhängen
- Dauerhaft Hunger: Mahlzeiten, die eine flachere Kurve bewirken, stillen die Lust zu snacken langfristig. Denn die appetitregulierenden Hormone geraten bei anhaltenden Schwankungen durcheinander. Leptin, welches Sättigung vermittelt, wird blockiert. Ghrelin, das zum Essen motiviert, erlangt die Überhand und wir wollen immer weiter futtern.
- Fressflash: Hohe Blutzuckerwerte mit anschließendem Crash bergen nachteilige Effekte. Denn das Resultat dieser Talfahrt ist der Wunsch, schnell irgendetwas zu verspeisen – oft tritt hier das Bedürfnis nach Ungesundem, Hochverarbeitetem auf, das normalerweise nie auf unserem Einkaufszettel oder gar dem Speiseplan landen würde.
- Müdigkeit: Weil ein Zuviel die Zellen überlastet und vor allem ihre energieproduzierenden Mitochondrien schädigt, kommt es als Konsequenz zur Erschöpfung. Sind diese Kraftwerke beeinträchtigt, werden schon alltägliche Aufgaben wie Wäscheaufhängen oder Putzen zu einer echten Herausforderung.
- Gedächtnisschwäche: Da die Mitochondrien der Zellen für die Energieproduktion zuständig sind, stellen sie für das Gehirn eine unerlässliche Kraftquelle dar – auch weil unser Oberstübchen den höchsten Verbrauch hat. Deshalb wirken sich Blutzuckerspitzen enorm auf seine Gesundheit aus. Bei Diabetes Typ 2 haben Sie ein viermal erhöhtes Risiko an Alzheimer zu erkranken als bei stabilen Glukosewerten. Und auch die Wahrscheinlichkeit, eine Demenz zu entwickeln, steigt stark an.
- Übergewicht: Extrakilos erscheinen oft nur als lästiger Makel, sind aber der Weg des Organismus, überschüssige Glukose zu verwerten und somit deren negative Auswirkungen abzumildern. Unzufrieden sind trotzdem viele mit dem Ergebnis des Selbstschutzes, nämlich Fetteinlagerungen. Um sie loszuwerden, hilft nur ein flacher Blutzuckerspiegel. So sind Sie länger satt und Ihre Fettverbrennung ist aktiver.
- Unruhige Nächte: Sie können abends nicht einschlafen, schrecken nachts hoch oder stehen zerknautscht auf? All das kann passieren, wenn der Blutzucker zu später Stunde rasch abstürzt.
- Mentale Leiden: Personen mit instabilen Glukosewerten unterliegen häufiger depressiver Verstimmungen oder Angstgefühlen. Denn unser Gehirn besitzt keinen Sensor dafür, was im Körper gerade nicht stimmt, und reagiert daher mit Gefühlen der Beklommenheit.
- Mieses Miteinander: Neben der Beeinflussung der Stimmung ändert sich ebenfalls das Verhalten zu den Mitmenschen. Schwankt der Blutzuckerspiegel, neigen wir eher dazu, von unserem Gegenüber genervt zu sein oder Fehler abzustrafen, die normalerweise nicht viel Beachtung bekämen. In diesem Zusammenhang fällt häufig der Begriff „hangry“ – eine Kombi aus den englischen Wörtern „hungry“ und „angry“, also hungrig und wütend.
- Darmprobleme: Aufgrund der gesteigerten Entzündungsprozesse erhöht sich die Durchlässigkeit der Darmwand. Giftstoffe gelangen hindurch und verursachen Blähungen, Lebensmittelallergien und sogar Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis. Zudem vermehren sich unerwünschte Darmbakterien, während die Anzahl der guten Helferlein abnimmt.
Wie hält man den Blutzucker stabil?
Mit ein paar kleinen Kniffen zeigen Sie der Blutzucker-Achterbahn die kalte Schulter. Bei unseren zehn Tipps ziehen kleine Änderungen große Effekte mit sich.
- Starten Sie jede Mahlzeit mit Gemüse: Ballaststoffe bremsen den Anstieg des Blutzuckerspiegels.
- Essen Sie in der richtigen Reihenfolge: Erst Gemüse, dann Proteine und Fette, zuletzt Kohlenhydrate.
- Trinken Sie vor der Mahlzeit Apfelessig: Ein Esslöffel in Wasser gerührt hilft, Glukosespitzen um 30 Prozent zu reduzieren.
- Bewegen Sie sich nach dem Essen: Schon ein zehnminütiger Spaziergang senkt den Blutzuckerspiegel effektiv.
- Vermeiden Sie Zucker auf leeren Magen: Süßes nach einer vollwertigen Mahlzeit verursacht weniger Blutzuckerspitzen.
- Kombinieren Sie Süßes mit Proteinen und Fetten: Wie wäre es mit einem klassischen Brownie mit griechischem Joghurt.
- Trinken Sie ungesüßte Getränke: Wasser oder ungesüßter Früchte- und Kräutertee sind die besten Optionen.
- Wählen Sie ballaststoffreiche Lebensmittel: Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse sind ideal.
- Reduzieren Sie den Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln: Sie führen zu schnellen Blutzuckeranstiegen.
- Integrieren Sie regelmäßig Bewegung: Sport und körperliche Aktivität verbessern die Insulinsensitivität und stabilisieren den Blutzuckerspiegel.
Blutzuckerwerte senken
Bei Gesunden regulieren die Hormone der Bauchspeicheldrüse den Blutzucker. Bei Diabetikern ist diese Regulation jedoch gestört. Häufig ist eine Ernährungstherapie mit Lebensstiländerung alleine schon ausreichend, um die Blutzuckerwerte wieder in den Griff zu bekommen.
Die LOGI-Methode kann Diabetikern helfen, die Werte in den Normbereich zu bringen. Es handelt sich hierbei um eine Form der Low-Carb-Ernährung.
Rezepte für einen stabilen Blutzucker
- Diabetiker Rezepte von EAT SMARTER
FAQs – die häufigsten Fragen
Wie hoch ist ein normaler Zuckerwert?
Bei gesunden Menschen liegt der Nüchternblutzucker (acht bis zehn Stunden ohne Nahrungsaufnahme) unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l). Nach einer Mahlzeit bleibt ihr Blutzucker für gewöhnlich unter einem Wert von 140 mg/dl (7,8 mmol/l).
Welche Blutzuckerwerte sind gefährlich?
Sind die Blutzuckerwerte über eine längere Zeit erhöht, Nüchternwert über 126 mg/dl (7,0 mmol/l) bzw. nach einer Mahlzeit über 200 mg/dl (11,1 mmol/l), kann dies zu gefährlichen Folgeerkrankungen führen. Akut gefährlich sind Werte ab etwa 600 mg/dl (33,3 mmol/l), sie können zum diabetischen Koma führen.
Welche Lebensmittel senken den Blutzucker?
Eine Ernährung nach der LOGI-Methode kann den Blutzuckerspiegel senken aber auch einzelne Lebensmittel wie Zimt, Olivenöl, Leinsamen oder Apfelessig haben positive Effekte.
Wenn Sie insgesamt weniger raffinierten Industriezucker essen, sich in Ihrem Körper rundum wohlfühlen und Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun möchten, kann der EAT SMARTER-Zuckerkurs mit Dr. Riedl Sie dabei unterstützen. Hier finden Sie mehr Informationen zum 8-wöchigen Kurs:
Wissen zum Mitnehmen
Der Blutzuckerwert gibt Auskunft über die Glukoseteilchen im Blut. Wird der Wert nüchtern gemessen, dann sollte er unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l) liegen.
Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, denn ein erhöhter Blutzuckerspiegel kann Folgeerkrankungen mit sich bringen.
Durch eine angepasste Ernährung können erhöhte Blutzuckerwerte normalisiert werden.