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Diabetes und Alkohol: Worauf kommt es an?

Von Wenke Gürtler mit Expertenrat von Dr. med. Matthias Riedl
Aktualisiert am 04. Jul. 2022
© Pexels/ Kampus Production
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Bier zum Feierabend, Rotwein zum Abendessen oder Sekt zum Anstoßen: In Gesellschaft trinken wir gern, doch der Konsum schadet der Gesundheit – und beeinflusst den Blutzuckerspiegel. Aus diesem Grund sollten Zuckerkranke beim Thema Diabetes und Alkohol besonders aufpassen. Doch worauf kommt es an?

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Inhaltsverzeichnis

  1. Warum senkt Alkohol den Blutzucker?
  2. Dürfen Diabetiker Alkohol trinken?
  3. So vertragen sich Diabetes und Alkohol am besten
  4. Wissen zum Mitnehmen

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Es gibt kaum einen Anlass, an dem wir Familie oder Freunde treffen, bei dem kein Bier, Rotwein oder Sekt angeboten wird: Alkohol ist gesellschaftlich akzeptiert und gehört für viele Menschen zu ihrem Alltag. Fest steht aber auch, dass der Genuss gesundheitliche Risiken birgt – insbesondere für Zuckerkranke. Eine gefürchtete Komplikation ist die schwere Unterzuckerung. Aber dürfen Diabetiker Alkohol trinken? Und was gilt es zu beachten? Hier mehr!

Auch interessant: Ernährung bei Diabetes mellitus

Warum senkt Alkohol den Blutzucker?

Die Leber ist die größte Drüse des menschlichen Organismus und erfüllt viele Aufgaben im Stoffwechsel: Zum Beispiel bildet sie Galle zur Fettverdauung, entgiftet schädliche Substanzen und hält den Blutzuckerspiegel konstant. Steigt dieser nach einer Mahlzeit an, nimmt die Leber die Glukose über die Pfortader auf und speichert sie als Glykogen. Fällt der Blutzuckerspiegel ab, setzt sie Glukose aus Glykogen frei – oder bildet Glukose ganz neu (Glukoneogenese). So stellt das Organ sicher, dass der Körper zwischen den Mahlzeiten mit genügend Treibstoff versorgt ist.

Trinken wir jedoch Alkohol, ist die Leber vorrangig mit dessen Abbau beschäftigt. Deshalb schafft sie es in dieser Zeit nicht, einen sinkenden Blutzuckerspiegel auszugleichen. Als Folge droht eine Unterzuckerung, die sogenannte Hypoglykämie. Mögliche Warnzeichen sind Schwindel, Schwitzen, wackelige Knie, Sprach- und Koordinationsprobleme – nicht selten verwechseln Betroffene oder Mitmenschen die Symptome mit Trunkenheit und reagieren dementsprechend nicht. Unbehandelt führt eine Unterzuckerung zur Bewusstlosigkeit und kann schlimmstenfalls tödlich enden. 

In erster Linie sind Hypoglykämien durch Alkohol bei Diabetes für diejenigen ein Problem, die Insulin spritzen. Aber auch Menschen, die insulinstimulierende orale Antidiabetika (OAD) einnehmen, sollten beim Thema Diabetes und Alkohol aufpassen. Zu diesen Medikamenten gehören Sulfonylharnstoffe, Glinide und Inkretine, die bekanntermaßen das Risiko für Hypoglykämien bergen, auch ohne, dass Hochprozentiges im Spiel ist. 

Blutzuckerwerte: Alles, was Sie wissen sollten

Merke!
Wenn die Leber Alkohol entgiftet, ist sie nicht in der Lage, gleichzeitig den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Personen, die Insulin spritzen oder insulinstimulierende orale Antidiabetika (OAD) einnehmen, sind besonders gefährdet zu unterzuckern.

Dürfen Diabetiker Alkohol trinken?

Zwar ist Alkohol bei Diabetes grundsätzlich nicht verboten, trotzdem raten Fachleute, ihn möglichst selten und nur in sehr geringen Mengen zu trinken. Denn es ist ein Zellgift, dass prinzipiell den ganzen Körper schädigen kann: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht Alkohol mit mehr als 200 Krankheiten, Verletzungen und anderen Gesundheitsproblemen in Verbindung (1). Das Risiko dafür steigt, je mehr und regelmäßiger Sie trinken. Es gibt also keinen risikofreien Konsum. 

Lesen Sie mehr: 6 Gründe, warum Alkohol schädlicher ist als gedacht

Stattdessen geben Fachleute Grenzwerte für den sogenannten risikoarmen Alkoholkonsum raus. Damit ist die Menge an Alkohol gemeint, die keine oder zumindest nur sehr geringe gesundheitliche Folgen hat. Folgende Grenzwerte gelten für Personen mit und ohne Diabetes gleichermaßen (2):

  • Für Frauen: maximal 10–12 Gramm reiner Alkohol pro Tag
  • Für Männer: maximal 20–24 Gramm reiner Alkohol pro Tag

Die Menge von 10–12 Gramm reinen Alkohol entspricht einem Glas Bier (300 Milliliter), einem Glas Wein (125 Milliliter) oder einem Longdrink (200 Milliliter mit 4 Zentiliter Wodka). Rühren Sie außerdem an mindestens zwei Tagen in der Woche keinen Tropfen an. Das soll helfen, eine Abhängigkeit zu vermeiden. 

Egal für welches Getränk Sie sich am Ende entscheiden, die Grenzwerte stellen keine Empfehlung dar, diese Menge wöchentlich auch zu konsumieren. Außerdem sollten Menschen, die Insulin spritzen oder orale Antidiabetika wie Sulfonylharnstoffe, Glinide und Inkretine einnehmen, besonders vorsichtig sein, um schwere Unterzuckerungen zu vermeiden.

Merke!
Zwar dürfen Menschen mit Diabetes Alkohol trinken, der Konsum ist aber prinzipiell mit Gesundheitsrisiken verbunden. Der Grenzwert für einen risikoarmen Konsum liegt für Frauen bei 10–12 Gramm reinen Alkohol pro Tag, für Männer bei 20–24 Gramm.

So vertragen sich Diabetes und Alkohol am besten

Auch wenn Alkohol bei Diabetes grundsätzlich nicht verboten ist, erlauben Sie sich keinesfalls exzessive Räusche, sondern halten Sie den Konsum insgesamt in Maßen. Zusätzlich gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit Ihr Blutzuckerspiegel keine Achterbahn fährt, dazu gehören:

  • Einige Drinks können sehr süß sein, darunter Cocktails, Longdrinks, Liköre und Glühwein. Weil diese Getränke den Blutzucker rasch ansteigen lassen, sollten Sie diese eher meiden. Vergleichsweise wenig Zucker steckt in Bier, trockenem Wein sowie Sekt.
  • Spritzen Sie für die Kohlenhydrate aber kein Insulin, sondern nehmen Sie in diesem Fall lieber einen etwas erhöhten Blutzuckerwert in Kauf.
  • Kontrollieren Sie Ihre Werte vor, während und nach dem Alkoholkonsum sorgfältig und korrigieren Sie Ihren Blutzucker nur behutsam.
  • Trinken Sie Alkohol nie auf nüchternen Magen, sondern zu einer Mahlzeit – oder essen Sie eine Kleinigkeit dazu. Ideal wäre es, wenn Sie Kohlenhydrate mit Proteinen, Fetten und/oder Ballaststoffen kombinieren. Das kann zum Beispiel ein Obst-Käse-Spieß, Kräcker mit Dip, eine Handvoll Studentenfutter oder ein Stück Vollkornbrot mit Hummus sein. So bleibt der Blutzuckerspiegel länger stabil.
  • Wer trinkt und gleichzeitig tanzt, muss doppelt aufpassen, denn Bewegung senkt den Blutzucker ebenso wie Alkohol. 
  • Alkohol kann die Wahrnehmung für eine Unterzuckerung stark einschränken. Zudem können die Anzeichen für eine Unterzuckerung mit Trunkenheit verwechselt werden. Bitten Sie Freunde oder Angehörige, einen Blick auf Sie zu haben.
  • Haben Sie für alle Fälle immer Traubenzucker, Bonbons oder ein zuckerhaltiges Getränk bei sich.
  • Wenn Sie sich abends einen Drink genehmigt haben, gehen Sie lieber mit einem etwas höheren Wert ins Bett, denn eine Unterzuckerung kann bis zu 12 Stunden nach dem letzten Gläschen auftreten.

Merke!
Trinken Sie Alkohol nicht auf leeren Magen, kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Blutzucker und korrigieren Sie diesen nur behutsam. Denken Sie an Traubenzucker für den Notfall und gehen Sie mit einem leicht erhöhten Wert ins Bett.

Wissen zum Mitnehmen

Die Leber erfüllt viele Aufgaben im Stoffwechsel: Unter anderem entgiftet sie schädliche Substanzen, lagert überschüssige Glukose ein oder bildet diese ganz neu. Trinken wir aber Alkohol, ist sie in erster Linie mit dessen Abbau beschäftigt und kann nicht gleichzeitig den Blutzuckerspiegel regulieren. Dadurch begünstigt Alkohol eine Unterzuckerung und das kann bei Personen, die Insulin spritzen oder insulinstimulierende orale Antidiabetika (OAD) einnehmen, im schlimmsten Fall zur Bewusstlosigkeit führen.

Um diese Gefahr zu minimieren, sollten Betroffene beim Thema Diabetes und Alkohol besonders vorsichtig sein – auch um andere Gesundheitsrisiken zu minimieren. Der Grenzwert für einen risikoarmen Konsum liegt für Frauen bei 10–12 Gramm reinen Alkohol pro Tag. Das entspricht einem kleinen Bier, einem kleinen Glas Wein oder einem Longdrink. Für Männer liegt die tägliche Obergrenze bei 20–24 Gramm. Um einer Abhängigkeit vorzubeugen, sollten Sie an mindestens zwei Tagen in der Woche keinen Tropfen anrühren.

Zwar dürfen Menschen mit Diabetes Alkohol konsumieren, trinken Sie ihn jedoch nicht auf leeren Magen, sondern zu einer Mahlzeit. Alternativ können Sie eine Kleinigkeit dazu essen, aber achten Sie darauf, dass Sie Kohlenhydrate mit Proteinen, Fett und/oder Ballaststoffen kombinieren, damit der Blutzuckerspiegel länger stabil bleibt. Berechnen Sie außerdem die Kohlenhydrate aus dem Drink beim Insulinspritzen nicht mit ein, kontrollieren regelmäßig Ihren Blutzucker und korrigieren Sie diesen nur behutsam. Denken Sie an Traubenzucker für den Notfall und gehen Sie mit einem leicht erhöhten Wert ins Bett.


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