November 2019, Tilburg University, Radboud University, Niederlande

Essen Kinder gesünder, wenn sie Kochshows schauen?

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 27. Okt. 2021

Etwa jedes siebte Kind hierzulande ist zu dick. Das Übergewicht der Kinder belastet nicht nur deren eigene Entwicklung, sondern auch das Krankensystem. Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes lassen in den wenigsten Fällen lange auf sich warten. Grund genug, rechtzeitig gegenzusteuern – mit einer erstaunlichen Methode.

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Worum ging es in der Studie?

  • Kinder schauen sich vieles ab und Kinder schauen in der Regel auch gern fern. Warum also nicht beides miteinander verknüpfen?
  • Hier setzt die Studie an und untersucht also, ob das Anschauen von Kochshows einen Einfluss auf die Lebensmittelauswahl von Kindern hat.

Wie lautet die zentrale Forschungsfrage?

  • Wird die Lebensmittelauswahl von Kindern durch visuelle Stimulation (Anschauen einer Kochsendung im Fernsehen) beeinflusst?

Wie viele Probanden nahmen teil?

  • Die Studie wurde an fünf niederländischen Grundschulen in acht Klassen mit insgesamt 125 Kindern durchgeführt – davon 50 Prozent Mädchen und 50 Prozent Jungen.
  • Die Kinder waren zwischen 10 und 12 Jahren alt. 

Welche Methode wurde angewandt?

  • Den teilnehmenden Kindern wurden klassenweise zehnminütige Videoclips einer Kinderkochshows gezeigt, in denen entweder gesunde Lebensmittel (Obst, Gemüse) oder hochkalorische, ungesunde Lebensmittel (Hamburger, Pommes frites, Croissants) verarbeitet wurden.
  • Die Kategorisierung der Lebensmittel in gesund und ungesund entsprach den Standards des niederländischen Ernährungszentrums für Kinder.
  • Bei der Kochshow handelte es sich um ein bekanntes TV-Format (KRO Kochschule), in dem Schulkinder Fragen zum Essen beantworten und eigene Gerichte kochen konnten. Die Kochshow wurde exklusiv für diese Studie aufgenommen.
  • Einer dritten Gruppe (Kontrollgruppe) wurde ein zehnminütiges Video ohne Bezug zum Essen gezeigt.
  • Der angenommene Einfluss auf die Lebensmittelauswahl der Kinder wurde im Anschluss an die gezeigten Videos dadurch gemessen, dass sich die Kinder zwischen einer gesunden (Apfel, Gurke) oder ungesunden (Kartoffelchips, Minibrezen) entscheiden durften.
  • Zusätzlich wurden die Kinder gebeten, die im Clip gezeigten Lebensmittel anhand einer Skala (von sehr ungesund bis sehr gesund) zu bewerten.
  • Außerdem wurden die Kinder vor Vorführung des Video-Clips gefragt (1) gefragt, wie hungrig/ durstig sie aktuell sind, (2) ob und wie oft sie Kochshows zu Hause anschauen und (3) ob und wie sehr ihnen solche Kochshows gefallen.

Tolle Kinder-Rezepte

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  • Von den Kindern, denen die Kochshow mit den gesunden Lebensmitteln gezeigt wurde, entschieden sich über 40 Prozent auch für eine gesunde Belohnung.
  • Von den Kindern, denen die Kochshow mit den ungesunden Lebensmitteln gezeigt wurde, entschieden sich lediglich 20 Prozent für die gesunde Belohnung.
  • Im Vergleich zur Kontrollgruppe war der Unterschied zur ersten (gesunden) Gruppe signifikant, nur etwa 22 Prozent entschieden sich hier ebenfalls für die gesunde Belohnung. Etwa genauso viele, wie aus der zweiten (ungesunden) Gruppe.
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Kinder aus der ersten (gesunden) Gruppe für die gesunde Belohnung entschieden war 2,7-mal höher als bei den Kindern aus der zweiten (ungesunden) und 2,4-mal höher als bei den Kindern aus der Kontrollgruppe.

Wo ist die Original-Studie zu finden?


BEGRIFFE: Was ist/sind eigentlich...?


Wie bewertet EAT SMARTER diese Studie?

  • Beeinflussung bestätigt: Die Studie hat bewiesen, dass Kochsendungen die Wahl der Lebensmittel von Kindern beeinflussen können. Sowohl positiv als auch negativ. In Anlehnung an andere Studien, in denen die Reaktion von Kindern auf verschiedene Lebensmittel untersucht wurden, konnte auch in dieser Studie bestätigt werden, dass man Kindern einen positiven Bezug zu gesunden Lebensmitteln antrainieren kann.
  • Gleichaltrige als Vorbilder: Eine andere Studie, auf die in der Studie Bezug genommen wird, geht davon aus, dass Kinder sich vor allem von Gleichaltrigen Dinge abschauen. Darum ist die Kochsendung, in die Kinder integriert wurden, wirksamer, als die einfache Bereitstellung von Ernährungsinformationen (z. B. im Frontalunterricht).
  • Schulen in der Pflicht: Auf lange Sicht ist die feste Einrichtung von Kochkursen in Schulen die effizienteste Möglichkeit, um Kindern ein positives Essverhalten beizubringen, welches dann zu Hause in familiärer Umgebung weitergelebt werden sollte.
  • Spielerische Gestaltung: Die positive Assoziation mit gesundem Essen lässt sich in vielen Fällen spielerisch gestalten. Die Kinder bei der Zubereitung mit einzubeziehen ist ebenfalls wichtig für die Verknüpfung von einem gesunden Lebensmittel und die Zubereitung zum Verzehr. Wenn es mal schnell gehen muss, reicht es manchmal schon, wenn Sie die Tomatensauce „selbstgemachtes Ketchup“ nennt oder statt simplen Schulbroten „Gesichtsbrote“ schmieren.
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