Februar 2020, Chongqing Medical University, China

Hilft Kohlgemüse bei Fettleber?

Von Cornelia Brammen
Aktualisiert am 07. Nov. 2024

Unsere Vorfahren wussten bereits, warum sie reichlich Kohlgemüse gegessen haben: Es ist günstig und gesund, enthält Vitamin C sowie Schwefelverbindungen – das ist bekannt. Was Kohl sonst noch zu bieten hat und wie er im Körper wirkt, kommt nach und nach ans Licht.

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Worum ging es bei dieser Studie?

  • In Körperzellen arbeiten Metabolite, die Stoffwechselreaktionen auslösen und manchmal auch steuern. So ein Metabolit ist Indol-3-Carbinol. Im Kohl ist es gebunden an wasserlösliche Schwefelverbindungen, die dem Kohl einen Hauch von Schärfe geben.
  • Indol-3-Carbinol wird beim Zubereiten von Kohl freigesetzt. Es ist vor allem in Rosenkohl, aber auch in Brokkoli, Wirsing und Weißkohl enthalten.
  • Indol-3-Carbinol ist ein hochwirksames Antioxidans, das Zellen schützt. Dass es auch den Fettstoffwechsel positiv beeinflusst, zeigt die Studie des texanisch-chinesischen Teams.
  • In der Studie ging es um adipöse Menschen mit nicht-alkoholinduzierter Fettleber (in Sterne-Restaurants als Stopfleber von der Gans eine Delikatesse). Nicht behandelt kann sie in eine Leberzirrhose oder in Leberkrebs münden.
  • Übergewicht begünstigt das Entstehen einer Fettleber.

Wie lautet die zentrale Forschungsfrage?

  • Wie können Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Indolen, darunter Kohl, die Entstehung einer nicht-alkohlinduzierten Fettleber verhindern?

Wie viele Probanden nahmen teil?

  • Untersucht wurde die Indol-Konzentration bei 137 Menschen, zwei Gruppen von Tieren sowie in Zellkulturen. Ein Gruppe Tiere wurde fettreich gefüttert, die andere Low-Fat (reduzierter Fettverzehr). Gleichzeitig wurden ihnen Indol-Dosen verbreicht.  

Welche Methode wurde angewandt?

  • Es handelt sich um eine umfassende Multi-Level-Studie. 

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Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  • Bei Menschen mit höherem Body-Mass-Index (BMI) maßen die Forscher niedigere Indol-Werte im Blut als bei schlanken Probanden. Bei fettleibigen Menschen waren die Werte signifikant niedriger. Dafür zeigte deren Leber deutlich mehr Fettablagerungen.
  • Im Tierversuch bewirkte die Gabe von Indol bei Tieren mit Fettleber, dass die Entzündungswerte sanken und sich die Fettablagerungen verringerten.
  • Die Forscher entdeckten darüber hinaus, dass Indol jene Bakterien im Darm aktiviert, die anti-entzündliche Prozesse unterstützen.
  • Indol-3-Carbinol zeigte in der Studie demnach sowohl eine anti-entzündliche, Fett abbauende und die Produktion gesundheitsfördernder Darmbakterien unterstützende Wirkung. 

Wer hat die Studie finanziert und durchgeführt?

  • Die Texas A&M AgriLife Research.

Wo ist die Original-Studie zu finden?


Begriffe: Was ist/sind eigentlich...?


Wie bewertet EAT SMARTER diese Studie?

  • Zurück zu altbewährten Lebensmitteln: Kohl ist gesund. Das Indol im Kohl hilft sogar bei Fettleber. Der Witz ist, dass in der guten alten Zeit gar keine Zivilisationskrankheiten wie Fettleber aufgetreten sind, da die Menschen nur Wirsingeintopf mit magerem Schweinefleisch gegessen haben. Keine Chips. Keine Butter-Cookies. Keine Doppel-Burger. Getrunken wurde Wasser statt Limo. Weil es so viele Menschen mit Fettleber gibt, muss der Kohl ran. Wenn es sein muss, nur das pulversierte Indol als Nahrungsergänzungsmittel. Das suggeriert die Studie.
  • Ernährungsprogramme erforderlich: Was passieren würde, wenn es in amerikanischen Highschools plötzlich Kohlroulade statt Pommes gäbe, bleibt ein spannendes Szenario. Statt Indol-Pulver zu produzieren, braucht es langfristig das Thema Ernährung als Schulfach – mit Noten.
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