März 2020, Universität Bonn
Schwächt zu viel Salz das Immunsystem?
Von Cornelia Brammen
Aktualisiert am 07. Nov. 2024
Überraschendes Ergebnis einer Studie der Universität Bonn: Zu viel Salz schwächt das Immunsystem. Bisher hatten diverse Studien darauf hingewiesen, dass Infektionen mit Hautparasiten bei salzreicher Kost schneller heilen. So allgemein kann das nach der Bonner Studie nicht stehen bleiben.
Worum ging es bei dieser Studie?
- Nehmen wir zu viel Salz zu uns, müssen die Nieren Höchstarbeit leisten. Denn ihnen kommt die Aufgabe zu, überschüssiges Salz auszuscheiden.
- Diese Ausscheidefunktion wird durch einen Ausscheide-Sensor aktiviert. Das Problem: Wird dieser Sensor durch zu viel Natriumchlorid hochgefahren, häufen sich im Körper als Nebenprodukt Glukokortikoide an. Und die hemmen die Funktion der neutrophilen Granulozyten, kurz Neutrophilen, also der häufigsten Form unserer weißen Blutkörperchen, die unser Immunsystem stützen.
- Sind die Granulozyten geschwächt, können diese Fresszellen nicht tun, wofür sie da sind: nämlich Bakterien unschädlich machen. In der Folge verlaufen Erkrankungen schwerer. Das könnte auch für COVID-19 gelten.
- Die WHO empfiehlt, nicht mehr als fünf Gramm Salz (entspricht zum Beispiel einem gestrichenen Teelöffel oder zwei Burgern plus 2 Portionen Pommes) täglich zu verzehren. In Deutschland liegt der durchschnittliche Verzehr bei 10 Gramm.
Wie lautet die zentrale Forschungsfrage?
- Hemmt zu viel Salz die Immunabwehr?
Wie viele Probanden nahmen teil?
- Die Studie wurde im Rahmen des einzigen Exzellenzclusters zum Thema Immunsytem, ImmunoSensation, in Deutschland durchgeführt. Sie umfasst einen Tierversuch mit Mäusen, die an einer Listerien-Infektion erkrankt waren sowie eine Untersuchung an Freiwilligen.
Welche Methode wurde angewandt?
- Es handelt sich um einen Tierversuch und Blutuntersuchungen bei Freiwilligen, die eine Woche lang täglich sechs Gramm Salz zu sich nehmen mussten.
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Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Die Granulozyten, also die bakterienvernichtenden Fresszellen des Körpers, waren nach einer Woche erhöhtem Salzverzehr deutlich geschwächt und wurden deutlich schlechter mit Bakterien fertig als zuvor.
- Auch der Glukokortikoid-Spiegel der Freiwilligen war deutlich erhöht.
- Das Immunsystem der Freiwilligen war durch die salzreiche Kost signifikant geschwächt.
Wer hat die Studie finanziert und durchgeführt?
- Beteiligt war die Universität Bonnn (u. a.) im Rahmen des Exzellenzcluster der Bundesregierung, ImmunoSensation.
Wo ist die Original-Studie zu finden?
- Hier gelangen Sie zur Studie.
BEGRIFFE: Was ist/sind eigentlich...?
Wie bewertet EAT SMARTER diese Studie?
- Interdisziplinärer Ansatz: Die Studie geht über eine reine Zellkultur-Untersuchung hinaus und widmet sich dem Thema Immunabwehr interdisziplinär und ganzheitlich. Die Ergebnisse sind glasklar. Und die Handlungsableitung ebenfalls. Denn wenn schon sechs Gramm Salz täglich die Immunabwehr schwächen, wir aber deutlich mehr zu uns nehmen, sind wir gut beraten, ab sofort den Teelöffel zu zücken und Salz kontrollierter einzusetzen.
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