Lebensmittelallergie bei Kindern

Von Janina Diamanti und Friederike Brandt mit Expertenrat von Susanne Büscher
Aktualisiert am 07. Mai. 2025
© unsplash.com/Thomas Park
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Essen sollte Genuss bereiten – doch wenn eine Lebensmittelallergie bei Kindern zur Belastung wird, stellt das die ganze Familie vor eine Herausforderung. Wir haben mit Ökotrophologin Susanne Büscher gesprochen, wie Sie Symptome richtig einordnen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Lebensmittelallergie bei Kindern: Die Grundlagen
  2. Was sind die Ursachen?
  3. Unverträglichkeiten bei Kindern testen: Die Diagnose
  4. Der Alltag mit Lebensmittelallergien bei Kindern
    1. So klappt die Umstellung
    2. 5 Tipps für einen unbeschwerten Alltag
  5. Wissen zum Mitnehmen

Schon früh können Säuglinge oder Kleinkinder auf bestimmte Stoffe reagieren. Lebensmittelallergien bei Kindern betreffen oft Grundnahrungsmittel wie Milch oder Hühnereier – das kann sich jedoch auch bis zum Schuleintritt verwachsen. Mit zunehmenden Lebensjahren können Pollen-, Hausstaubmilben- und Tierhaarallergien dazukommen. Typische Unverträglichkeiten bei Kindern betreffen oft Laktose (Milchzucker) oder Fruktose (Fruchtzucker), wobei Letzteres häufiger auftritt. 

Lebensmittelallergie bei Kindern: Die Grundlagen

Magen-Darm-Probleme oder Hautausschläge: Das können Anzeichen einer Unverträglichkeit oder Allergie sein. „Meist wird der Begriff Nahrungsmittelunverträglichkeit für ganz unterschiedliche Beschwerden verwendet“, erklärt uns die Expertin.

„Genau genommen bezieht er sich auf Intoleranzen, also Verdauungsprobleme durch fehlende Enzyme wie bei der Laktoseintoleranz, oder aber durch Transportstörungen wie bei der Fruktosemalabsorption.“ Bestimmte Zucker können nicht richtig gespalten oder aufgenommen werden und landen im Dickdarm, wo Bakterien sie zersetzen. Das kann zu Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall führen.

Anders verläuft eine Allergie: Hier reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Eiweiße in Lebensmitteln und bildet in der klassischen Form Antikörper, sogenannte IgE. Die Folgen können Hautreaktionen, Atemprobleme oder Verdauungsbeschwerden sein. 

Mehr dazu lesen Sie hier: Laktoseintoleranz bei Kindern

Sie möchten mehr erfahren über laktosefreie Ernährung bei Kindern? 

Dann könnte dieser Artikel weiterhelfen: Ernährung bei Laktoseintoleranz

Merke!
Während bei einer Allergie das Immunsystem mit Beschwerden auf Eiweiße reagiert, werden bei Intoleranzen und Malabsorptionen bestimmte Zucker nicht richtig gespalten.

Was sind die Ursachen?

Aber warum sind manche Kinder betroffen und andere nicht? Bei Allergien spielt oft eine genetische Veranlagung mit hinein. Leiden Mama oder Papa darunter, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Nachkömmlinge ebenso betroffen sind.

Auch Unverträglichkeiten bei Kindern können genetisch bedingt sein oder an einem Enzymmangel im Darm liegen.„Teilweise spielen auch Essfehler eine Rolle“, weiß Susanne Büscher. „So entsteht eine Fruktosemalabsorption oft durch ein Übermaß an Zucker.“ Viele Eltern denken, sie können ihren Nachwuchs vor Allergien bewahren, indem sie bestimmte Lebensmittel streichen. Doch das Gegenteil ist der Fall: „Folgen Sie den allgemeinen Empfehlungen, aber lassen nichts vorsorglich weg. Sonst kann der Körper keine notwendige Toleranz aufbauen“, sagt die Fachfrau.

Zum Thema Fruktoseunverträglichkeit bei Kindern könnte Sie auch das interessieren: Ernährung bei Fruktoseunverträglichkeit

Merke!
Allergien sind oft genetisch veranlagt. Unverträglichkeiten können ebenso genetisch bedingt sein, durch einen Enzymmangel im Darm verursacht werden sowie durch Nahrungsverzicht.

Unverträglichkeiten bei Kindern testen: Die Diagnose

Wie testet man Unverträglichkeiten bei Kindern? Stellen Sie fest, dass Ihr Kind nach dem Konsum bestimmter Lebensmittel Symptome zeigt, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dort erfolgt ein ausführliches Anamese-Gespräch. Während ein Bluttest IgE-Antikörpern nachweisen kann, wird bei Unverträglichkeiten oft ab dem Schulalter ein Wasserstoff-Atemtest durchgeführt. Eine allergologisch geschulte Ernährungsfachkraft kann die Diagnose jedoch zumeist schon aus einem gut geführten Ernährungs- und Beschwerdeprotokoll ableiten. 

Merke!
Bei Symptomen sollte der Hausarzt kontaktiert werden. Nach Anamnese-Gespräch und Blut- sowie Atemtest kann eine Diagnose erfolgen.

Der Alltag mit Lebensmittelallergien bei Kindern

So klappt die Umstellung

Nach dem Befund müssen sich Eltern gut organisieren. „Bei einer Intoleranz oder Malabsorption hilft es, bestimmte Speisen in Maßen zu konsumieren oder zu ersetzen. Bei einer Allergie müssen die auslösenden Zutaten konsequent gemieden werden", erklärt der Profi.

Auch hier gilt: Lebensmittel niemals vorsorglich aus der Ernährung streichen. Besonders in der Wachstumsphase benötigt der Körper eine ausgewogene Versorgung. Mit der richtigen Diagnose und einer gezielten Ernährungsumstellung können Kinder mit ihren ernährungsbedingten Reaktionen im Alltag gut zurechtkommen – und mit Appetit und Freude essen.

Nicht selten wird auch eine Glutenunverträglichkeit bei Kindern oder sogar die Zöliakie diagnostiziert.

Mehr Informationen und glutenfreie Rezepte von EAT SMARTER finden Sie hier: Ernährung mit Zöliakie

5 Tipps für einen unbeschwerten Alltag

Ob in der Kita, Schule oder Freizeit: Es gibt viele Wege, die Kleinen spielerisch an ihr Leben mit Ernährungseinschränkungen heranzuführen und dabei die Freude am Essen nicht zu kurz kommen zu lassen. 

  • Altersgerechte Aufklärung: Die Jüngsten verstehen viel mehr als wir denken. Mit einfachen Worten und anschaulichen Beispielen lässt sich vermitteln, warum bestimmte Lebensmittel gemieden werden müssen.
  • Snacks dabei haben: Bei Kitafesten, Ausflügen und Co lohnt es sich, immer etwas dabei zu haben, was Ihr Sprössling bedenkenlos essen kann. Steuern Sie ruhig den für Ihr Kind passenden Kuchen zum Buffet bei. So fühlt sich niemand ausgeschlossen.
  • Der Notfall-Plan: Gerade bei schweren Allergiefällen sollten alle Bezugspersonen stets auf wichtige Informationen zu Symptomen und Notfallkontakten sowie zu Erste-Hilfe-Maßnahmen wie einem Adrenalin-Pen Zugriff haben.
  • Betroffene mit einbeziehen: Nehmen Sie die Kleinen mit in den Supermarkt und lassen sie so viel wie möglich selbst aussuchen sowie bei der Zubereitung helfen. Das bringt ihnen nicht nur Spaß, sondern motiviert sie auch, Neues zu probieren.
  • Die richtigen Alternativen finden: Hinterfragen Sie kritisch den Einsatz von speziellen Ersatzprodukten und achten genau auf die Nährwerte. Am besten lassen Sie sich von einer zertifizierten Ernährungsfachkraft beraten, auch um sicherzustellen, dass die Ernährung alles Wichtige inkludiert.

Merke!
Mit einer strukturierten Organisation, einem angepassten Ernährungsplan und kindgerechter Aufklärung können die Betroffenen gut mit ihrer Einschränkung leben.

Wissen zum Mitnehmen

Unverträglichkeiten und Lebensmittelallergien bei Kindern können bereits im Säuglingsalter auftreten und stellen für Betroffene und ihre Familien eine große Herausforderung dar. Während bei einer Laktoseintoleranz oder Fruktosemalabsoprtion Zucker nicht richtig gespalten werden und dadurch Magen-Darm-Beschwerden entstehen, handelt es sich bei Allergien um eine Immunreaktion auf bestimmte Eiweiße.

Die Ursachen liegen häufig in der genetischen Veranlagung, können aber auch durch Enzymmangel oder Fehler in der Ernährung entstehen. Für eine genaue Diagnose sind ärztliche Tests und eine professionelle Ernährungsberatung der richtige Weg.

Im Alltag hilft eine gute Organisation, altersgerechte Aufklärung und das bewusste Einbeziehen der Kinder, um ihnen eine möglichst unbeschwerte Ernährung zu ermöglichen. Wichtig ist dabei, nicht vorsorglich Lebensmittel zu streichen, sondern gezielt und ausgewogen zu ersetzen.