Hände weg von "Stoffwechselkuren"!
Warum teure Stoffwechselkuren mit Pillen nichts bringen, und wie Sie Ihren Stoffwechsel nachhaltig und gesund auf Touren bringen, erklärt Ihnen Fitness-Doc Ingo Froböse heute in seinem Blog.
Bild: 4-12 Kilo weg in 21 Tagen – so wird auf Instagram für die Stoffwechselkur geworben
Überarbeitete Version des Artikels vom 23.04.2016) Immer wieder liest man von „Stoffwechselkuren“, liebe EAT SMARTER-Leser. Hinter dieser Bezeichnung versteckt sich eine Diät, die den Stoffwechsel pushen und helfen soll, lästige Pfunde zu verlieren. Fester Bestandteil der Diät sind verschiedene Produkte zur Nahrungsergänzung.
Nur wer einen aktiven Stoffwechsel hat, kann nachhaltig abnehmen und sein Gewicht halten. Wie dies mit einer Stoffwechselkur gelingen soll, ist mir jedoch schleierhaft. Denn nach zwei Tagen Ladephase, an denen man ohne Limit alles, was einem schmeckt, essen darf (gerne bis zu 4.000 Kalorien), geht es für 21 Tage auf eine strikte Diätphase, bei der täglich nur 500 bis 800 Kalorien aufgenommen werden dürfen. Erlaubt sind in dieser Zeit hauptsächlich Proteine; Kohlenhydrate sind tabu. Während der Kur müssen Globuli und Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, die mit circa 200 Euro zu Buche schlagen.
Ergänzungsmittel: Inhaltsstoffe sind nicht ersichtlich
Ich kann Ihnen nur raten: Finger weg von dieser Kur, die nichts anderes ist als eine echte Crashdiät! Zum einen ist nicht ersichtlich, was in den Globuli und den Nahrungsergänzungsmitteln wirklich drin ist. Und zum anderen reagiert der Stoffwechsel auf eine so minimale Kalorienzufuhr mit einem alt bekannten Phänomen: Er fährt herunter. Daran können auch keine teuren Pillen etwas ändern.
Natürlich werden Sie abnehmen, wenn Sie 21 Tage nur mageres Hühnchen und morgens einen Eiweißshake trinken. Doch es ist leider nicht nur Fett, das verschwindet, sondern in erster Linie Wasser. Nachdem Sie sich wieder normal ernähren, sind die Kilos schnell wieder da. Und eventuell weit mehr. Denn nach einer Hungerkur, die eine solche Diät für den Organismus bedeutet, hortet unser Körper, was wir ihn an Kalorien zuführen, um für weitere schlechte Zeiten vorzusorgen. Gesund ist das nicht.
Die Kommentare, die Sie unter diesem bereits 2016 das erste Mal publizierten Artikel finden, zeigen: Der Effekt von Stoffwechselkuren wird durchaus heiß diskutiert. Und auch, wer den Begriff googelt, wird auf begeisterte Erfahrungsberichte stoßen. Hier rate ich jedoch zur Vorsicht: Die wenigsten Online-Kommentare lassen sich verifizieren, und nicht jedes vermeintlich wissenschaftliche Portal ist auch wirklich unabhängig. Ich bleibe also bei meiner Warnung: Bitte tun Sie Ihrem Körper diese 21-Tage-Hungerkur nicht an! Ihr Effekt ist nicht wissenschaftlich belegt.
Meine Alternative zur Stoffwechsel-Kur
Wenn Sie Ihren Stoffwechsel nachhaltig ankurbeln und einige Pfunde verlieren wollen, lege ich Ihnen folgende Verhaltensweisen ans Herz. Sie kosten nichts, sind auf langfristige Erfolge ausgelegt und auch im Alltag prima umzusetzen!
1. Sorgen Sie für Aktivität im Alltag
Nicht nur der Sport vor oder nach der Arbeit, sondern auch die Alltagsaktivität ist sehr wichtig für einen aktiven Stoffwechsel. Wer im Büro den ganzen Tag sitzt, fährt seinen Stoffwechsel fast vollkommen herunter – gleiches gilt, wenn Sie mehr als eine Stunde am Stück auf dem Sofa liegen oder Auto fahren. Dadurch ist nicht nur der Kalorienverbrauch sehr gering, sondern auch der Fettstoffwechsel kann durcheinander geraten. Dieser negative Effekt des inaktiven Sitzens oder Liegens lässt sich auch nicht durch eine intensive Sporteinheit am Abend ausgleichen. Daher kommt es (auch) auf die Alltagsaktivität an.
2. Trinken Sie ausreichend
Unser Organismus besteht zu fast 60 Prozent aus Flüssigkeit. Biochemisch betrachtet ist Wasser für den Körper das wichtigste Transport- und Lösungsmittel: Es dringt in jede Körperzelle, regelt sämtliche Abläufe des Stoffwechselns, die Verdauung, ja sogar den Körperaufbau. 1,5 bis 2 Liter scheiden wir am Tag auch ohne anstrengende Aktivitäten durch Urin und Schweiß aus. Daher müssen wir dafür sorgen, dass die Flüssigkeitsspeicher immer voll sind.
Als Faustregel gilt, pro Kilo Körpergewicht 30 Milliliter täglich Flüssigkeit zu trinken. Und mit Flüssigkeit sind nicht die verschiedenen „Wasser mit Geschmack“ gemeint, die viel Zucker enthalten, sondern pures Trinkwasser oder ungesüßte Tees. Wem das zu fad ist, der kann sein Getränk zum Beispiel mit Minze, Obstscheiben, Zitronenscheiben oder Gurkenstückchen aromatisieren.
3. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf
Kurze oder schlaflose Nächte bringen den Stoffwechsel aus dem Takt. Denn dann wird vermehrt das Hormon Ghrelin produziert, das Heißhunger verursacht. Außerdem sinkt am darauffolgenden Tag der Grundumsatz, weil der Körper sich nicht regenerieren konnte. Intakter Schlaf ist für einen intakten Stoffwechsel also absolut wichtig.
4. Essen Sie ausgewogen
Oder, besser gesagt: Essen Sie! Nichts bringt den Stoffwechsel mehr aus dem Gleichgewicht, als wenn man ihm nicht genug Kalorien zuführt, um den Grundumsatz zu decken. Denn dann schaltet der Stoffwechsel in einen Energiesparmodus, um mit den wenigen Kalorien besser auszukommen.
Essen Sie daher Ihrem Kalorienbedarf angemessen. Wie Sie Ihren Grundumsatz ausrechnen, lesen Sie hier.
Unser Körper braucht mehrere Bausteine aus der Nahrung, um gut zu funktionieren: Kohlenhydrate, Fette, Vitalstoffe und Eiweiß. Diese gilt es, klug auf die Mahlzeiten zu verteilen, damit sie ihre optimale Wirkung auf den Stoffwechsel erzielen können.
Morgens braucht unser Körper nach den Regenerationsprozessen der Nacht Energie. Diese führen wir ihm im Form von Kohlenhydraten zu. Ich empfehle, morgens einen Großteil des täglichen Kohlenhydratbedarfs zu essen, damit Körper und Geist in Schwung kommen. Wie groß Ihr Bedarf ist, lesen Sie hier.
Mittags darf es bunt und nährstoffreich sein, aber bitte nicht so schwer: Sonst steigt die Lust auf einen zuckrigen Snack gegen das Nachmittagstief.
Abends kommt Eiweiß ins Spiel. Dieses braucht der Körper, um Muskeln aufzubauen und Zellen zu reparieren. Energie in Form von Kohlenhydraten oder Fetten benötigt der Körper abends nicht mehr.
5. Halten Sie die Pausen zwischen den Mahlzeiten ein
Ideal sind Esspausen von 4 bis 5 Stunden zwischen den Hauptmahlzeiten. Nur so kann ihr Stoffwechsel ungestört arbeiten und ist nicht mit der Verdauung und Verarbeitung von Zwischenmahlzeitenbeschäftigt. Wichtig: Auch Kaffee oder Tee mit Milch ist eine Mahlzeit! Wenn Sie sich also zwischen Frühstück und Mittagessen einen Kaffee gönnen, dann trinken Sie diesen am besten schwarz.
6. Bringen Sie Ihr wichtigstes Stoffwechselorgan auf Trab
Sie ahnen es schon: Ohne einen vernünftigen Sport-Mix aus Kraft und Ausdauer wird es nichts mit dem Turbostoffwechsel. Denn nur wer Muskeln aufbaut und regelmäßig benutzt, verbrennt (auch im Ruhezustand) mehr Energie. Dazu müssen Sie nicht zwingend ins Fitnessstudio gehen. Das wichtigste Trainingsgerät haben Sie immer bei sich: Ihren Körper!
Hier finden Sie einige Übungen für die wichtigsten Körperpartien:
- Muskeltraining für die Silhouette
- Muskeltraining für einen knackigen Po
- Muskeltraining für schlanke Oberschenkel
- Muskeltraining für einen schlanken Bauch
- Core-Training für eine tolle Haltung
20 bis 30 Minuten Krafttraining drei- bis viermal pro Woche reichen aus, um Muskeln aufzubauen und somit seinen Stoffwechsel zu aktivieren – vorausgesetzt natürlich, man achtet auf eine ausgewogene Ernährung.
Wenn Sie diese Tipps beherzigen, sparen Sie das Geld für Tabletten und Pülverchen und können sich dafür lieber ein schönes Aktiv-Wochenende gönnen. Viel Vergnügen dabei wünscht Ihnen
Ingo Froböse
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