Ernährung und Schilddrüsenüberfunktion – Jod spielt die Schlüsselrolle
Die Jodversorgung in Deutschland ist heute deutlich besser als früher. Dennoch hat fast jeder 10. eine latente oder symptomatische Schilddrüsenüberfunktion. EAT SMARTER erklärt, was Ihnen hilft, wenn Sie betroffen sind!
Inhaltsverzeichnis
- Ernährung bei Schilddrüsenüberfunktion: Welche Aufgaben hat die Schilddrüse?
- Schilddrüsenhormone: Die VIPs unter den Hormonen
- Paradox: Erst ist zu wenig Jod gefährlich, dann zu viel Jod
- Vorbeugen ist besser als behandeln
- Ernährung bei Schilddrüsenüberfunktion: Seefisch, Milch und Mineralwasser
- Wissen zum Mitnehmen
Ernährung bei Schilddrüsenüberfunktion: Welche Aufgaben hat die Schilddrüse?
Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Kehlkopfes. Aus Eiweiß und Jod produziert sie die wichtigen Schildrüsenhormone Trijodthyronin und Thyroxin. Bei einer Überfunktion bildet das Organ zu viele dieser Hormone. Leiden Sie selbst bei niedrigen Außentemperaturen unter Schweißausbrüchen und haben immer Appetit, nehmen aber nicht zu?
Vielleicht schlafen Sie auch schlecht, sind oft angespannt und gereizt? Haben Sie ab und zu das Gefühl, Ihr Herz würde auch in Ruhe rasen und dabei ins Stolpern kommen und wundern sich, dass Ihre Hände manchmal zittern? Gut möglich, dass Sie unter einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) leiden. Gehen Sie unbedingt zum Arzt, um das klären zu lassen!
Schilddrüsenhormone: Die VIPs unter den Hormonen
Die Schilddrüse stellt zwei Hormone her, T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin), die Speicherform für T3. Die Schilddrüsenhormone sind so etwas wie der Motor des Stoffwechsels, kurbeln sie doch die Wärmeproduktion des Körpers an, den Sauerstoffverbrauch, den Knochenstoffwechsel, den Energieverbrauch, die Herzfrequenz und sorgen beim Ungeborenen für eine ungestörte Gehirnentwicklung und das Ausreifen des Skeletts.
Wie wichtig die Schilddrüsenhormone sind, lässt sich schon an zwei Fakten ermessen: Ein Gramm Schilddrüsengewebe wird pro Minute von von 5 ml Blut durchflossen, während der voll belastete Herzmuskel es nur auf knapp 4 ml bringt, der Bizeps unter Volllast auf 0,6 und das Gehirn auf 0,56 ml. Und: die meisten Hormone können ihre Wirkung auf Zellen nur erreichen, indem sie an Bindungsstellen (Rezeptoren) auf den Zellen andocken, die dann eine Nachricht mit den jeweiligen Befehlen ins Innere der Zellen schicken. Die aktiven Schilddrüsenhormone (T3) hingegen werden von den Türstehern der Zellen einfach ins Innere durchgewunken, wo sie direkt und gezielt an bestimmte Abschnitte der Erbsubstanz DNS andocken und Gene an- oder abschalten.
Paradox: Erst ist zu wenig Jod gefährlich, dann zu viel Jod
Um die Schilddrüsenhormone herstellen zu können, benötigt das schmetterlingsförmige Organ zwei Zutaten: Das Spurenelement Jod, das wir mit der Nahrung aufnehmen müssen und die Aminosäure Tyrosin, die in der Leber hergestellt wird. Noch bis in die 1990er Jahre war Deutschland ein Jodmangelgebiet. Das ließ sich direkt an der Größe der Schilddrüsen ablesen. Denn länger andauernder Jodmangel führt zu einer Vergrößerung der Schilddrüse, dem in früheren Zeiten sehr verbreiteten Kropf. Daraus wiederum entwickelt sich in vielen Fällen sogenanntes autonomes Schilddrüsengewebe, das ohne die Kontrolle übergeordneter Hormondrüsen (Hypophyse, Hypothalamus) massenhaft Schilddrüsenhormone produziert.
In Gegenden mit nahezu ausreichender Jodversorgung – zu denen durch die breite Verwendung von Jodsalz mittlerweile auch Deutschland gehört – haben etwa 6 Prozent der Menschen eine latente, unauffällige Schilddrüsenüberfunktion, etwa 2 Prozent eine, die sich mit den genannten Symptomen bemerkbar macht. Bei Symptomlosen mit einer latenten Überfunktion kann dann zu viel Jod in der Ernährung die Überfunktion sichtbar machen, also zu den geschilderten Symptomen führen.
Vorbeugen ist besser als behandeln
Eine akute Schilddrüsenüberfunktion behandelt der Arzt zunächst meist mit Medikamenten, die den Spiegel der Hormone im Blut normalisieren. Darüberhinaus kommen vor allem zwei Verfahren in Frage: die Radiojodtherapie, bei der radioaktives Jod einen Teil des Schilddrüsengewebes zerstört, und die operative Entfernung des überaktiven Schilddrüsengewebes.
Allemal besser ist es aber durch eine Ernährung mit ausreichend Jod der Vergrößerung der Schilddrüse und deren Folgen vorzubeugen.
Ernährung bei Schilddrüsenüberfunktion: Seefisch, Milch und Mineralwasser
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt ab einem Alter von 13 Jahren eine tägliche Jodaufnahme von 200 Mikrogramm (µg), ab dem 51. Lebenjahr nur noch 180 µg, Schwangeren 230 und Stillenden 260 µg.
Alle Seefische – auch Muscheln und Garnelen – sind jodreich. Seelachs etwa enthält 88 µg je 100 g, Schellfisch etwa 100 µg, Miesmuscheln 105 und Meeräsche sogar 330 µg. 200 µg Jod stecken auch in einem Liter Milch (Biomilch nur 20 µg) und in einem Liter vieler Mineralwässer. Bei Letzteren schwankt der Jodgehalt von Marke zu Marke sehr stark. So enthalten einige Wässer weniger als 20 µg je Liter, andere zwischen 200 und 1.000 µg, einige aber auch mehr als 1.000 µg. Da eine tägliche Aufnahme nur bis 500 µg als sicher gilt, müssen Menschen mit einer latenten Schilddrüsenüberfunktion hier aufpassen. Das gilt erst Recht für getrocknete Algen, die teilweise in 10 g bereits das Zehnfache dieser sicheren Aufnahmemenge enthalten können.
Die Hormone der Schilddrüse sind die „Motoren“ des Stoffwechsels. Vor allem durch eine dauerhaft zu niedrige Versorgung mit Jod kann sich die Schilddrüse vergrößern und Bereiche ausbilden, die dann unkontrolliert zu viele Hormone produzieren. Nehmen die Betroffenen dann zu viel Jod zu sich, kann sich eine zuvor latente Überfunktion in eine symptomatische übergehen. Die Behandlung erfolgt mit Medikamenten, radioaktivem Jod oder Operation. Die beste Vorbeugung besteht in einer Ernährung, die ausreichend aber nicht zu viel Jod enthält. Am besten lässt sich dies durch die Verwendung von Jodsalz und den Genuss von Meeresfrüchten erreichen.
Wissen zum Mitnehmen
Mithilfe von Eiweiß und Jod produziert die sich unterhalb des Kehlkopfes befindliche Schilddrüse Schilddrüsenhormone. Liegt eine Überfunktion vor, werden zu viele dieser Hormone gebildet. Wenn Sie gewisse Symptome äußern, lassen Sie beim Arzt klären, ob Sie unter einer Überfunktion der Schilddrüse leiden.
Schilddrüsenhormone sind der Motor des Stoffwechsels, da sie u.a. die Wärmeproduktion des Körpers und den Knochenstoffwechseln ankurbeln. Auch wird das Schilddrüsengewebe von Blut durchflossen und dient für andere Hormone als Rezeptoren.
Durch eine zu lange Jodabstinenz im Körper vergrößert sich die Schilddrüse, was zu einem autonomen Schilddrüsengewebe führen kann, welches übermäßig viele Schilddrüsenhormone produziert. Aber auch ein zu viel an Jod kann schädlich sein, da dies zu einer symptomatischen Überfunktion führen kann.
Bevor der Arzt durch Medikamente o.ä. die Schilddrüsenüberfunktion behandeln muss ist es besser, durch eine Ernährung mit ausreichender Jodzufuhr der Schilddrüsenvergrößerung und deren Folgen entgegenzuwirken.
Wer schon älter als 13 aber noch nicht 51 Jahre alt ist, sollte täglich etwa 200 µg Jod zu sich nehmen. Ab 51 Jahren werden nur noch 180 µg empfohlen, für Schwangere 230 µg und Stillende 260 µg. Jodreiche Lebensmittel sind u.a. Seefische, Milch und auch Mineralwässer.
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