Veganer-Bibel: Was steckt hinter der China Study?

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 27. Dez. 2018
China Study

„Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise“ – so lautet der Untertitel der China Study, einem gut 400 Seiten dickem Buch, das seine Leser vom Veganismus überzeugen will. Wissenschaftlich? Das klingt gut und macht mich neugierig. Doch die Lektüre dieses Wälzers ist zäh ...

share Teilen
print
bookmark_border URL kopieren

Laut den Autoren, dem Vater-Sohn-Gespann Dr. T. Colin Campbell und Thomas M. Campbell, ist eine vegane Ernährung die Allzweckwaffe gegen viele Krankheiten, zum Beispiel Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu diesem Schluss kommen die beiden Amerikaner, nachdem sie die Ergebnisse der China Study, einer groß angelegten Beobachtungsstudie, die sich mit dem Ernährungsverhalten der Chinesen befasst, analysierten.

„Ich beabsichtige nichts Geringeres als eine Neudefinition dessen, was wir als gesunde Ernährung betrachten“, schreibt Campbell in der Einleitung. Ein nicht gerade bescheidenes Ziel. Weiter geht es mit: „Das amerikanische Volk muss die Wahrheit erfahren.“ Gleich im ersten Kapitel wird klar: Der Autor ist von sich überzeugt und lässt es im Laufe des Buchs immer wieder raushängen. Diese Selbstgefälligkeit ist für den Leser sehr anstrengend.

Das steckt hinter der China Study

Kommen wir aber nun zum Inhalt der China Study: In den frühen 70er-Jahren wurde genau festgehalten, in welchem chinesischen Landkreis (insgesamt 2.400) wie viele Menschen an welcher Krebsart (von 12) gestorben sind. Das Ergebnis: Manche Krebsarten kamen an bestimmten Orten gehäuft vor. Daraus schlossen T. Colin Campbell und sein Wissenschaftler-Team, dass Krebs nicht auf genetische Faktoren, sondern auf Umwelt- und Lebensstilbedingungen zurückzuführen ist, da 87 Prozent der chinesischen Bevölkerung der gleichen ethnischen Gruppe angehören. Besonders in den ländlichen Regionen waren die Krebs-Sterberaten viel niedriger als in den Städten.

Der Grund ist laut Campbell der Verzicht auf tierisches Eiweiß. Denn in den ländlichen Gebieten bestehen nur 0,8 Prozent der täglichen Nahrung aus tierischem Eiweiß (zum Vergleich: in den USA sind es zehn Prozent). Außerdem essen die Chinesen sehr viele pflanzliche Lebensmittel. Seine Schlussfolgerung: keine tierischen Nahrungsmittel, kein Krebs. Um den Zusammenhang von anderen Krankheiten (Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,  Übergewicht, Autoimmunerkrankungen wie zu Beispiel Multiple Sklerose) und tierischem Eiweiß zu verdeutlichen, beruft sich Campbell auf andere Studien. Das Problem dabei: Viele dieser Studien sind älter und beziehen nur wenige Probanden ein.

Kritik an der China Study

Während Veganer die China Study feiern, gibt es auch viele Kritiker. Diese bemängeln, dass man von Beobachtungsstudien, so wie es die China Study ist, keine Ernährungsempfehlungen ableiten kann. In der Januar-Ausgabe des Fachmagazins „Advances in Nutrition“ erschien ein Leitartikel zu dieser Problematik. In diesem wird erklärt, dass Beobachtungsstudien nur Zusammenhänge (Korrelationen) zeigen können, aber keine Kausalitäten (das Prinzip von Ursache und Wirkung) (1). Ein weiteres Problem: Die Daten von Beobachtungsstudien beruhen meist nur auf den Erinnerungen (was habe ich wann gegessen) der Probanden.

Die Studentin Denise Minger hat die China Study genau analysiert und Ungenauigkeiten in der Auswertung aufgedeckt. In ihrem Blog zeigt sie diese ausführlich.

Die Top 10 Vegan-Kochbücher

Mein Fazit zur China Study

Viele von Campbells Erklärungen lassen sich gut nachvollziehen – auch wenn seine oft arrogante Art nervt. Jedoch gibt es ein paar Punkte, die unschlüssig bleiben. Zum Beispiel: Menschen essen schon seit hunderten Jahren tierisches Eiweiß – doch viele der von Campbell erwähnten Krankheiten gab es damals noch nicht. Außerdem gibt es andere Studien, die genau das Gegenteil der China Study belegen: Zum Beispiel, dass Pescetarier (Fischessende Vegetarier) am längsten leben (Adventist Health Study 2).

Es ist eigentlich immer das Gleiche: Man findet immer eine Studie, die genau das belegt, was man gerade möchte.

Doch in einer Sache sind wir – Campbell, Sie und ich – uns einig: Unsere Ernährung hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Und pflanzliche Lebensmittel enthalten viele Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe sowie Mineralstoffe und sollten daher ein fester Bestandteil unseres Speiseplans sein. Den Rest überlasse ich Ihnen. Ich persönlich  werde nicht auf Butter, Käse & Co. verzichten, aber auch nicht anfangen, Fisch zu essen.

Übrigens: Campbell propagiert Veganismus aus rein gesundheitlichen Motiven. Die moralischen Gründe, die bei vielen Veganern die größere Rolle spielen, werden in dem Buch gar nicht erwähnt. Viel mehr noch: Der Autor unterstützt Tierversuche. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich mich heute nicht für eine Ernährung pflanzlichen Ursprungs einsetzen würde, wenn diese Tierversuche nicht gewesen wären“, schreibt Campbell.

Wer sich selber ein Bild über die China Study machen will, hat folgende Möglichkeiten:

Buch-Cover China StudyCD Cover China Study

Katharina Borgerding

Hier geht's zum Veggie Blog.

Bild des Benutzers Fabienne Weidner
Wow. Wie man es schaffen kann eine Studie mit über 90.000 beweisen, davon ca. 9.000 repräsentativ auf 2 Absätze runter zu brechen und dann schon das Fazit zu ziehen. Genial. Anscheinend wurde sich hier Null mit der Studie sowie dem Buch befasst und dann werden auch noch Dinge über die Studie und über Dr. Campbell behauptet die so nie gesagt wurden. Fazit: man sollte keine Buchkritik schreiben ohne sich das Buch vorher richtig durchgelesen zu haben und ohne sich über das Thema des Buches näher erkundigt zu haben.
Bild des Benutzers Lidia Weinstein
Dass Campbells Überzeugungen nicht rein gesundheitlich motiviert sind, sondern sehr wohl auch moralisch, kann man in seiner Antwort auf Mingers Kritik lesen: https://bit.ly/2Narodi Gern geschehen.
 
Also die Kritiker sind nun wirklich keine Wissenschaftler sondern selbst ernannte Experten, da sollte man schon vorsichtig sein. Es ist doch ganz einfach, wenn sich Menschen vegan ernähren wollen und es geht ihnen gut dabei und sie fühlen sich wohl und man merkt das es auch gesundheitlich gut ist, dann ist es doch völlig egal was irgendwelche Leute an so einem Buch zu meckern haben. Es gibt immer Leute die sich gerade in der heutigen Zeit wo jeder Idiot seine Bildchen und Geschichten ins Netz setzen muss, denken das irgend jemand ihre Meinung hören will. Bildet Euch Eure eigene Meinung und hört auf auf irgendwelche Leute zu hören die nicht mal einen seriösen Hintergrund haben. Uns geht es mit der veganen Ernährung gut und auch meine Herzprobleme werden besser, was will ich mehr.
 
Ich bin durch Udo Pollmer zum ersten mal auf diese "China-Studie" aufmerksam geworden, wo ich sagen muss, das Pollmer den Eindruck erweckt auf Teufel komm raus, ein Antagonist bei allen Themen sein zu wollen. Ich bin kein "Experte", habe nichts auf einer Universität studiert und somit kein hochnäsiger Wissenschaftler wie Pollmer, Campbell aber auch die vegane Anhängerschaft. Ich finde es aber Dreist und Arrogant sowie anmaßend seine semireligiöse Ideologie, des vegetarischen oder gar die radikale Form des Veganismus zu propagieren aus der geographischen deutsch bzw. mitteleuropäischen Position heraus. Wir haben das Wissen und die Technik heute das ganze Jahr Gemüse und sogar Obst haben zu können und das in ausreichender Kalorienmenge. Wenn man sich dazu noch auf Daten stützt die im kommunistischen China erhoben wurden, wo man sich fragt wer die Personen waren die dies Taten, haben die tatsächlich das Leben dieser Menschen der letzten 30 Jahre gekannt, müssen schon Zweifel auf kommen. Diese Chinesen und Chinesinnen lebten bis 1990 in einer einzigen Katastrophe und haben die Hungersnöte der Mao-Zeit erlebt, wie kann man daher die Daten die in dieser Studie angegebenen werden, erstens auf uns übertragen und zweites sind viele schon vorher gestorben und das eben nicht durch Fleisch sondern weil sie nichts zu essen hatten. Unsere Vorfahren ernährten sich früher tatsächlich mehr von dem was aus dem Boden kam, wie es die Chinesen laut dieser Studie tun, als das was auf dem Boden stand. Wir werden heute älter als Vorfahren unseres Volkes damals oder anderer Völker bzw. Gesellschaften Europas wurden. Das liegt am fortwährenden u. reichhaltigen Angebot von allem, von Gemüse und insbesondere Fleisch. Das die Gesundheit von Vegetariern und Veganern gepriesen wird, ist ein weiteres Beispiel für einfaches und selektives Denken, da man nie ihre Berufswahl berücksichtigt.
Bild des Benutzers Gerhard Zimmek
Pollmer ein Wissenschaftler?. Er ist Dipl.-Lebensmittelchmiker ohne wissenschaftliche Reputation und Ernährungspopulist. Auch wenn er sich wissenschaftlicher Leiter eines (selbstgebastelten) wissenschaftlichen Informationsdienstes nennt. Er schrieb Bestseller, weil er gute Nachrichten über schlechte Ernährunggewohnheiten publizierte. Un die sind halt seht verbreitet. Die Folgen lassen sich in den Pflegeheime, Krankenhäusern und Arztpraxen besichtigen.
  • 1
  • 2
Schreiben Sie einen Kommentar