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Kokosblütenzucker – noch schlimmer als Zucker?

Von Aaron Jöcker mit Expertenrat von Dr. med. Carl Meißner
Aktualisiert am 27. Sep. 2024
Photo © Pexels/ Eva Elijas
Photo © Pexels/ Eva Elijas

Wer nach einer Alternative zum weißen Haushaltszucker sucht, stößt schnell auf Kokosblütenzucker. Was Kokosblütenzucker von normalem Zucker unterscheidet und ob er tatsächlich die perfekte Zuckeralternative ist, erfahren Sie hier.

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Inhaltsverzeichnis

  1. Das sagt unser Experte
  2. Raus aus der Zuckerfalle
  3. Was ist Kokosblütenzucker eigentlich genau?
  4. Wie nährstoffreich ist Kokosblütenzucker?
  5. Gesunde Alternative zu Zucker?
  6. So kann Kokosblütenzucker in der Küche eingesetzt werden
  7. Wissen zum Mitnehmen

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Das sagt unser Experte

Dr. med. Meißner
Der Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Palliativ- und Notfallmedizin sowie Ernährungsmedizin leitet als einer der Geschäftsführer das medizinische Versorgungszentrum „Im Altstadtquartier“ in Magdeburg. Außerdem verhilft er Menschen zu einer gesünderen Ernährung, nicht zuletzt durch seine Tätigkeit als Kochbuchautor.

"Grundsätzlich gilt, dass es keinen Bedarf an Zucker an sich gibt. Das menschliche Gehirn benötigt zwar circa 120 Gramm Glukose pro Tag, kann diese jedoch auch aus anderen verzweigten Kohlenhydraten, den Polysacchariden, wie Stärke (z.B. in Nudeln, Kartoffeln, Brot) aufspalten.

Jede:r kennt vielleicht noch aus seiner eigenen Schulzeit das Experiment, wo Brot nach längerem Kauen süß schmeckte? Beim ausgiebigen Kauen lagern sich die Enzyme (Amylasen) aus dem Speichel an die langen Zuckerketten der Stärke und spalten diese in einzelne Glukosemoleküle auf. Dies führte dann zu dem süß wahrgenommen Geschmack des einfachen Brotes im Mund.

Einige Forscher glauben daran, dass unsere Lust auf Süßes bereits in den ersten Lebensmonaten geprägt wird, denn die Muttermilch schmeckt bereits süß. Dieser Geschmack verheißt zu einem Kalorien zum Wachsen und ist fast nie in giftigen Speisen zu finden, welche eher bitter schmecken.

Eine süße Belohnung muss also nicht zwangsläufig immer ein Zuckergenuss sein. Dieser sollte reduziert werden und der erste Schritt wäre bei der Auswahl der Getränke achtsam zu sein. Auch eine reife Aprikose schmeckt süß.

Zucker und auch Kokosblütenzucker sind nicht nährstoffhaltig oder gar gesund. Der beste Ersatz für Zucker selbst ist daher kein Ersatz – frisches, süßes Obst ist ebenso ein wahrer Genuss. Auch Zuckeralternativen trimmen unser Gehirn nur auf süß und dies ist nicht zu empfehlen."

Raus aus der Zuckerfalle

Weißer Zucker ist mittlerweile fast überall zu finden. So ist er als Hauptzutat für süßes Gebäck und Süßigkeiten nicht mehr wegzudenken. Doch auch abseits der offensichtlichen Zuckerbomben lauert die süße Versuchung. Zahlreiche verarbeitete Lebensmittel enthalten reichlich versteckten Zucker. So kommen mit der Zeit beachtliche Zuckermengen zusammen.

Der Durchschnittsdeutsche konsumiert mehr als 31 Kilo Zucker pro Jahr (1). Ein übermäßiger Zuckerkonsum kann negative Konsequenzen für die Gesundheit mit sich bringen. Zu viel Zucker erhöht das Risiko für Übergewicht und Karies. Desweiteren wird die Entstehung von koronaren Herzkrankheiten und Diabetes Typ 2 begünstigt (2).

Die WHO empfiehlt nicht mehr als fünf Prozent der täglichen Energie durch Zucker aufzunehmen. Der tägliche Zuckerkonsum sollte unter sechs Teelöffeln (insgesamt 25 Gramm) liegen (3).

Um Übergewicht oder gesundheitliche Probleme zu vermeiden, suchen viele Menschen nach gesunden Zuckeralternativen. Kokosblütenzucker liegt mittlerweile voll im Trend und wird als natürlicher, gesünderer Zucker angepriesen.

Merke!
Ein erhöhter Zuckerkonsum steht in Zusammenhang mit Übergewicht und Karies sowie weiteren Erkrankungen. Täglich sollten nicht mehr als 25 Gramm gegessen werden.

Was ist Kokosblütenzucker eigentlich genau?

Kokosblütenzucker wird gewonnen, indem man den Blütenstand der Kokosnusspalme anritzt und den austretenden Nektar auffängt. Dieser wird anschließend gefiltert und eingekocht bis die Flüssigkeit vollständig verdampft ist. Zurück bleibt der kristalline Kokosblütenzucker.

Er weist eine braune Färbung auf und ähnelt darin ein wenig dem Rohrzucker. Seine Kristalle sind hingegen etwas feinkörniger. Geschmacklich erinnert Kokosblütenzucker zuweilen an eine Kombination aus Malz und Karamell.

Wer noch auf der Suche nach Kokosblütenzucker für das nächste Backabenteuer ist, kann sich Blütenzucker aus biologischem Anbau ganz bequem nach Hause bestellen. 

Merke!
Kokosblütenzucker ist das kristalline Produkt aus verkochtem Kokosblütennektar. Sein Geschmack ist malzig-karamellig.

Wie nährstoffreich ist Kokosblütenzucker?

Anders als weißer Haushaltszucker enthält Kokosblütenzucker zahlreiche Mikronährstoffe. Insbesondere sein hoher Gehalt an Kalium, Eisen und Zink hebt ihn von anderen Zuckeralternativen ab (4).

Er liefert außerdem eine geringe Menge des Ballaststoffs Inulin. Inulin dient im Darm vielen Bakterienarten als Nahrungsquelle und kann somit eine gesunde Darmflora unterstützen.

Der Nährstoffgehalt von Kokosblütenzucker tritt jedoch im Vergleich mit unverarbeiteten Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukten in den Hintergrund. Es müssten unverhältnismäßig große Mengen an Zucker gegessen werden, um auch nur ansatzweise an die Nährstoffmenge zu kommen, die schon eine kleine Portion unverarbeiteter Lebensmittel enthält.

Kokosblütenzucker ist außerdem sehr kalorienreich. 100 Gramm schlagen mit satten 380 kcal zu Buche. Der Kaloriengehalt deckt sich nahezu mit dem vom Haushaltszucker. Dieser enthält knapp 400 kcal/100 Gramm (5).

Merke!
Kokosblütenzucker enthält etwas mehr Nährstoffe als weißer Haushaltszucker. Er ist jedoch ebenfalls genauso kalorienreich wie normaler Zucker. Das macht ihn zu einem schlechten Nährstofflieferanten.

Gesunde Alternative zu Zucker?

Der glykämische Index beschreibt den Verlauf des Blutzuckerspiegels nach dem Verzehr eines bestimmten Lebensmittels. Je niedriger der Wert, desto niedriger fällt auch der Blutzuckeranstieg aus.

Dank der wenigen Ballaststoffe, die Kokosblütenzucker enthält, weist er einen niedrigeren glykämischen Index (GI) auf als Zucker. Der Unterschied zu weißem Zucker ist jedoch sehr gering. Weißer Zucker hat einen glykämischen Index von 60 während Kokosblütenzucker mit einem GI von 54 nur knapp dahinter liegt (6).

Was zudem gegen Kokosblütenzucker als gesunde Zuckeralternative spricht, ist sein hoher Gehalt an Fruktose. Kokosblütenzucker besteht zu 85 Prozent aus dem Zweifachzucker Saccharose. Dieser wiederum besteht zur Hälfte aus Glukose und zur anderen Hälfte aus Fruchtzucker. In dem vermeintlich gesunden Naturzucker stecken somit über 40 Prozent Fruktose, die ab einer Zufuhr von mehr als 20 Gramm pro Tag auf lange Sicht die Leber belastet (7).

Das sieht auch der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl so. In diesem kurzen Video erfahren Sie mehr über seine Meinung zu Fruktose:

Ein erhöhter Zuckerverzehr steht im Zusammenhang mit einem höheren Risiko an Übergewicht und Diabetes zu erkranken. Ist ein Mensch erst einmal übergewichtig, erhöht der gesteigerte Zuckerkonsum sein Risiko am metabolischen Syndrom zu erkranken (8).

Die Quelle des Zuckers spielt eine untergeordnete Rolle. Ob es sich nun um Rohrzucker, Haushaltszucker oder Kokosblütenzucker handelt: im Übermaß sind sie alle ungesund!

Merke!
Kokosblütenzucker besteht fast ausschließlich aus Glukose und Fruktose. Insbesondere Fruktose treibt den Blutzuckerspiegel in die Höhe und macht schnell dick.

Wenn Sie endlich weniger raffinierten Industriezucker essen, sich in Ihrem Körper rundum wohlfühlen und Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun möchten, kann der EAT SMARTER-Zuckerkurs mit Dr. Riedl Sie dabei unterstützen. Hier finden Sie mehr Informationen zum 8-wöchigen Kurs:

zum Zuckerkurs

So kann Kokosblütenzucker in der Küche eingesetzt werden

Kokosblütenzucker gleicht in seiner Süßkraft dem Haushaltszucker. Wer ihn also statt dem normalen Zucker verwenden möchte, kann etwa die gleiche Menge verwenden. Dank seinem intensiven Aroma genügen häufig schon geringe Mengen Kokosblütenzucker für viele süße Rezepte.

Der malzig-karamellige Geschmack passt hervorragend zu vielen Desserts und Kuchen. Er schmeckt jedoch auch in Smoothies besonders gut und eignet sich zum Süßen von Kaffee und anderen Getränken.

Wissen zum Mitnehmen

Obwohl Kokosblütenzucker gesünder aussieht und einen kräftigeren Geschmack hat als normaler Haushaltszucker, ist er nicht wesentlich gesünder. Beide bestehen zu einem Großteil aus Saccharose und liefern kaum signifikante Mengen an gesundheitsförderlichen Nährstoffen.

Zwar enthält Kokosblütenzucker geringe Mengen an Mineralien und dem Ballaststoff Inulin, jedoch wiegt der Gesundheitswert dieser Inhaltsstoffe nur gering, vergleicht man ihn mit der immensen Kalorienmenge, welche der Zucker mit sich bringt. Unverarbeitete Lebensmittel wie Obst und Gemüse liefern deutlich mehr Vitamine und Mineralstoffe, bei weniger Kalorien.

Bei einer bewussten Ernährungsweise, in der nur eine geringe Menge an Zucker konsumiert wird, stellt Kokosblütenzucker eine geschmacksintensive Alternative zum Haushaltszucker dar und bringt ein wenig Abwechslung beim Backen oder beim Süßen von Getränken.

Wie aber jede andere Form von Zucker auch, sollte Kokosblütenzucker nicht im Übermaß verzehrt werden.

Wissenschaftlich geprüft von unseren EAT SMARTER Experten
 
Man man man, da wurde aber mal Schmu vom Feinsten vom Stapel gelassen. Hier wird auf den vermeintlich hohen Gehalt von Fruktose im Kokosblütenzucker und seine schädliche Wirkung für die Leber hingewiesen. Kokosblütenzucker würde gewaltige 40g Fruktose auf 100g enthalten. Leute, Euer Ernst? Der Haushaltszucker, auch Saccharose genannt, besteht zu gleichen Teilen aus Glucose und Fruktose. Macht für den Haushaltszucker ganze 50g Fruktose auf 100g. Er ist somit schädlicher als Kokosblütenzucker und gleichzeitig erklärt dieser Umstand auch den geringeren Glykämischen Index des Kokosblütenzuckers. Der Autor ist Ökotrophologe. Wie kann es sein, dass er solche Wissenslücken hat?
Bild des Benutzers EAT SMARTER
Lieber Ray Bernard, in dem Artikel steht nicht, dass der Fruktosegehalt von Haushaltszucker geringer ist. Es geht darum, dass Kokosblütenzucker, auch wenn er ein bisschen gesünder ist, dennoch nur in kleinen Mengen verzehrt werden sollte und keinen Freifahrtschein für bedenkenloses Süßen darstellt. Liebe Grüße von EAT SMARTER
 
Ich habe keine Ahnung wie Ihr auf die Werte des glykämischen Index kommt. Aber normaler Haushaltszucker hat den Wert von 65 und Kokosblütenzucker den Wert von 35. Zumindest was mehrere Quellen im Internet bestätigen. Könntet ihr das bitte nochmal prüfen. Denn ich kenne beide Auswirkungen in meinem Körper und das deckt sich mit den oben genannten Werten und nicht denen dir Ihr geschrieben habt. Grüße Stefan Keupp
Bild des Benutzers EAT SMARTER
Lieber Stefan Keupp, danke für Ihre Nachricht. Die Quelle für die Zahlen hat der Autor im Artikel angegeben (die Zahl in Klammern enthält den entsprechenden Link). Angaben im Internet hierzu schwanken stark. Die Auswirkungen verschiedener Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel sind zudem sehr individuell, sodass der Glykämische Index ohnehin nur zur groben Orientierung dienen kann. Wir raten nicht von Kokosblütenzucker ab, sondern lediglich mit ihm – wie auch mit anderen Süßungsmitteln – sparsam umzugehen. Liebe Grüße von EAT SMARTER
Bild des Benutzers Catz
Die Empfehlung für Diabetiker auf Fructose umzusteigen ist soweit ich weiss schon länger überholt. Was mich wundert ist, dass man hier beim Kokosblütenzucker von einer Belastung der Leber spricht (bei 85 Sacharoseanteil) und beim normalen Haushaltszucker dieser Aspekt gar nicht erwähnt wird?!
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