Öko-Test: Günstiger Quark auf Kosten der Milchkühe
Quark macht kräftig! Die Mischung aus Kasein und Molkenprotein ermöglicht einen schnellen Muskelaufbau, denn der Quark versorgt den Körper schnell und lang anhaltend mit Eiweiß. Doch wie entsteht dieses Milchprodukt und wie sieht es mit dem Tierwohl aus? Öko-Test hat verschiedene Quarks getestet – mit erschütternden Ergebnissen.
Inhaltsverzeichnis
- Keine Bewegungsfreiheit und zu wenig Platz
- Kühe sind Weidetiere
- Eine Kuh mit Hörnern? Lieber nicht!
- Muttermilch und Lebenszeit
- Antibiotikaeinsatz
- Ist Bio die Lösung?
- Beste Ware aus dem Bio-Laden
Milchprodukte sind im Handel sehr günstig zu erwerben. Und das, obwohl die Landwirte oftmals mehr Ausgaben als Einnahmen haben. Diejenigen Landwirte, die ihre Produkte zum niedrigsten Preis anbieten, finden die meisten Abnehmer – das geht nur auf Kosten der Landwirte und letztlich auch auf Kosten der Tiere. Eines ist klar: Für 32 Cent pro Liter Rohmilch ist kein Tierwohl möglich.
Keine Bewegungsfreiheit und zu wenig Platz
Die Anbindehaltung ist das größte Problem in der Haltung der Milchkühe. So stehen die Tiere meist ihr Leben lang angebunden an Ketten in zu engen Boxen, sodass sie nur liegen oder stehen können, weitere Bewegung ist nicht möglich. Etwa 12,4 Millionen Rinder gibt es in Deutschland, wovon beinahe die Hälfte ausschließlich der Milchproduktion dienen und etwa jedes fünfte Rind in Anbindehaltung lebt.
Auch haben die meisten Kühe in Deutschland nur Boxenlaufställe, die ihnen zwar ein Minimum an Bewegung ermöglichen, aber eine gesetzliche Vorgabe für eine Besatzdichte (für Hühner und Schweine Normalität) ist für Kühe nicht vorhanden.
Doch gerade ausreichend Platz ist wichtig für das Tierwohl, da es bei Kühen strikte Hierarchien gibt. Ein Großteil der konventionellen Ställe ist überfüllt, woraufhin die rangniederen Tiere zurückstecken müssen, da nicht ausreichend Platz zum Liegen oder Fressen vorhanden ist.
Kühe sind Weidetiere
Nur jedes dritte Rind in Deutschland darf im Sommer regelmäßig auf die Weide. Die reine Stallhaltung ist Tierquälerei – das Problem ist nur, dass eine Weidehaltung nicht effizient ist. Die meisten Tiere werden dreimal am Tag gemolken und es wäre zu aufwendig, die Kühe jedes Mal wieder von der Weide zu holen.
Auch versorgt sie das Gras, was sie auf der Weide fressen, nicht mit ausreichend Energie, um die extreme Milchleistung zu erfüllen, weshalb sie mit Kraftfutter gefüttert werden – im Stall.
Eine Kuh mit Hörnern? Lieber nicht!
Kühe könnten andere Tiere oder den Menschen mit ihren Hörnern verletzen. Deshalb brennen die Landwirte den Kälbern bereits während der ersten Lebenswochen ohne Betäubung die mit Nerven durchzogenen Hornanlagen aus, was sehr schmerzhaft für die Kälber ist.
Dies zeigt, dass die Tiere an die Haltungsbedingungen angepasst werden, wobei es andersherum sein müsste. Dass dies geht, zeigt der Bio-Verband Demeter: Die Enthornung wird nicht akzeptiert.
Muttermilch und Lebenszeit
Die meisten Kälber werden bereits am ersten Tag von ihren Müttern getrennt, da die Milch dem Menschen vorbehalten ist. Würden die Kälber länger bei den Mutterkühen bleiben und, wie es normalerweise ist, 8 Monate und länger Muttermilch zu sich nehmen, würde dies Milch, also Geld kosten.
Um diese Milch zu produzieren, muss eine Kuh durch künstliche Befruchtungen dauerträchtig sein und Kälber gebären. Dadurch kommt es häufig zu einer Vielzahl an Kälbern, für die der Platz nicht ausreicht, weshalb viele Kälber bereits nach wenigen Monaten Mast geschlachtet werden – sowohl männliche als auch weibliche, denn nur die robusten Rinder eignen sich als Milchkühe.
Aber auch diese werden nicht alt – eine Kuh kann bis zu 20 Jahren alt werden, allerdings sorgt die Hochleistungszüchtung dafür, dass ihre Leistung früher nachlässt, sodass diese Milchkühe ebenfalls früh geschlachtet (oft schon nach vier Jahren) und durch effizientere Jungtiere ersetzt werden. Da die Milchkühe die meiste Zeit trächtig sind, sind sie es demnach auch oftmals bei der Schlachtung.
Antibiotikaeinsatz
Milchkühe geben heute bis zu 50 Liter Milch pro Tag – früher gaben Sie rund 8 Liter. Diese Hochleistungszucht wirkt sich auf die Gesundheit der Tiere aus, sie werden anfälliger für Krankheiten und werden prophylaktisch mit Antibiotika behandelt – etwa zwei Monate vor der Geburt des Kalbs beginnt die Behandlung mit Medikamenten, ob die Milchkuh nun krank ist oder nicht.
Ist Bio die Lösung?
Nur etwa zwei Prozent der Milch stammen aus biologischer Haltung. Biologische Milchprodukte sind besser als die konventionellen, wie der Test in der Öko-Test ergab. Die Rinder haben mehr Platz zur Verfügung, da mindestens 6 Quadratmeter pro Tier vorgeschrieben sind. Auch dürfen die Kühe im Sommer vom Stall auf die Weide.
Aber auch in der biologischen Viehhaltung ist die Anbindehaltung im Winter erlaubt, solange die Tiere im Sommer auf die Weide dürfen. Auch die Enthornung ist leider gängige Praxis, lediglich der Bio-Verband Demeter stellt die einzige Ausnahme dar. Demnach ist "Bio" besser, aber nicht unbedingt "sehr gut", denn auch hier sind die Richtlinien noch stark ausbaufähig.
Beste Ware aus dem Bio-Laden
Insgesamt wurden 19 Quarks aus Supermärkten, Bio-Läden und Discountern getestet. Die vier Quarks, die von Öko-Test am besten bewertet wurden, erhielten allesamt das Testurteil "gut" und sind in Bio-Läden oder gut sortierten Supermärkten erhältlich.
Im Durchschnitt kosten die Produkte 1 Euro pro Packung und schnitten sensorisch sowie in Bezug auf die Inhaltsstoffe am besten ab. Allerdings wurden auch hier keine oder nur teilweise Angaben zu Antibiotikagabe, Enthornung sowie Anbindehaltung gegeben. Dies sind die Top-4-Platzierungen:
- Alnatura Speisequark 20% Fett i. Tr., Naturland für 0,95 Euro pro Packung
- Andechser Natur Bio-Speisequarkzubereitung, Bioland für 1,09 Euro pro Packung
- Dennree Speise Quark 20% Fett i. Tr., Naturland für 0,85 Euro pro Packung
- Söbbeke Bio Speisequark 20% i. Tr. für 1,25 Euro pro Packung
Die ausführlichen Testergebnisse finden Sie hier: