April 2019, Comenius Universität, Bratislava

Hält eine pflanzliche Ernährung die Darmflora gesund?

Von Cornelia Brammen
Aktualisiert am 15. Nov. 2024

In unserem Darm tobt ein Kampf auf Leben und Tod: Eine gute Darmflora begünstigt gesundes Leben, eine schlechte hingegen Entzündungen, Krankheiten und einen frühzeitigen Tod. Vegane und vegetarische Ernährung soll den guten Darmbakterien nützlich sein, für eine vielfältige Darmflora und damit eine stabile Gesundheit sorgen. Das simple Motto: Esst mehr Pflanzen!

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Worum ging es bei dieser Studie?

  • Die Übersichtsarbeit will herausarbeiten, welche gesundheitlichen Effekte pflanzenbasierte Ernährungsformen auf die Darmflora (Mikrobiom) sowie auf die Produktion von Stoffwechsel-Zwischenprodukten (Metaboliten) haben.
  • Besonderes Augenmerk lag auf Ballaststoffen und ihrer Rolle bei der Bildung von kurzkettigen Fettsäuren. Diese SCFAs machen Krankheitserreger unschädlich, stärken die Blut-Hirn-Schranke und stellen Energie zur Verfügung.
  • Obwohl Menschen auf der ganzen Welt genetisch zu 99,9 Prozent identisch sind, variiert die Zusammensetzung des Mikrobioms um bis zu 80 bis 90 Prozent. Es funktioniert wie ein Organ und steht in enger Verbindung zum Herz-Kreislauf-System, zum Gehirn und zum gesamten Stoffwechselapparat.
  • Der Darm ist mit den gleichen Nervenzellen ausgestattet wie das Gehirn. Sie stehen im engen Austausch, wobei der Großteil der Informationen vom Darm zum Gehirn fließt und nicht umgekehrt. "Du bist was du isst!" – das ist mehr als nur ein Spruch.

Wie lautet die zentrale Forschungsfrage?

  • Welche Langzeiteffekte haben eine pflanzliche Ernährung (vegetarisch-vegane) im Vergleich zu einer fleischhaltigen Ernährung auf die Zusammensetzung der Darmflora und auf die allgemeine Gesundheit?  

Welche Database wurde untersucht?

  • Das Team wertete 103 Studien aus, die sich mit der Auswirkung von vegetarisch-veganer Ernährung versus fleischhaltiger Ernährung auf die Darmflora beschäftigen. Die Studien sind zum größten Teil zwischen 2016 und 2018 veröffentlicht worden.

Welche Methode wurde angewandt?

  • Es handelt sich um eine Meta-Studie, die vorhandene Forschungsergebnisse auswertet.

Tolle vegane Rezepte

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  • Ernährung ist der essenzielle Faktor für die Zusammensetzung der Darmflora und damit entscheidend für die Gesundheit.
  • Je mehr Diversität an guten Bakterien im Darm, desto weniger Krankheiten (Arthrose, Darmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) und Übergewicht.
  • Die Unterschiede in den Effekten einer vegetarischen verglichen mit einer veganen Ernährung sind gering. Im Vergleich zu Fleischessern weisen Veganer/Vegetarier immer ein vielfältigeres Mikrobiom auf.
  • Eine Ernährungsumstellung auf vegan/vegetarisch bewirkt innerhalb von einer Woche messbare Verbesserungen der Darmflora. Wird wieder Fleisch gegessen, kehrt sich der Effekt um. Langfristige Verbesserungen treten nach drei Monaten ein.
  • Ernährungsformen mit viel tierischem Eiweiß begünstigen Entzündungsprozesse und erhöhen das Risiko für Darmkrebs.
  • Pflanzenöle, Nüsse und Saaten, also pflanzliche Fette, steigern die Produktion gesundheitserhaltender Bakterien im Darm. Tierische Fette erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Fleischfreie Ernährung führt zu einem besseren Vitamin-Status im Körper.

Wer hat die Studie finanziert und durchgeführt?

  • Das Physicians Commitee for Responsible Medicine (PCRM) ermöglichte die Studie zusammen mit dem Staatsministerium für Erziehung, Wissenschaft, Forschung und Sport der Slowakischen Republik. Das PCRM ist eine Vereinigung von Wissenschaftlern und Ärzten, die sich auf der ganzen Welt für Forschung zu pflanzenbasierter Ernährung und Gesundheitsförderung einsetzt.

Wo ist die Original-Studie zu finden?


Begriffe: Was ist/sind eigentlich...?


Wie bewertet EAT SMARTER diese Studie?

  • Systematische Auswertung internationaler Forschung: Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden: In der Wissenschaft ist die Meta-Analyse eine wichtige Methode, um den Forschungsstand zu einer Fragestellung zusammenzutragen. Methodische Unterschiede wurden bei der Interpretation der Daten berücksichtigt. Die Übersichtsarbeit liefert damit solide Argumente für eine pflanzenbasierte Ernährung für interessierte Menschen und staatliche Stellen.
  • Finanzierung von interessierter Seite: Finanziert hat die Studie das PCRM (Physicians Commitee for Responsible Medicine) zusammen mit dem Slowakischen Wissenschaftsministerium. Regierungen haben zunehmend Interesse an Gesundheitsthemen. Die Lebenserwartung in der Slowakischen Republik liegt mit 77 Jahren drei Jahre unter dem OECD-Durchschnitt. Der Staat ist hoch verschuldet, das Gesundheitssystem problematisch. Prävention von Krankheiten, zum Beispiel durch Ernährungsprogramme, könnte zur Entlastung der öffentlichen Kassen beitragen. Das PCRM setzt sich für pflanzenbasierte Ernährung auf der ganzen Welt ein, finanziert Forschung zu den Effekten. Eingefleischte Nicht-Vegetarier könnten sich dadurch bedroht fühlen. Ansonsten ist es eine Win-Win-Situation.
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