April 2019, Universität Oviedo, Spanien

Schlaflos wegen Fleischkonsum?

Von EAT SMARTER
Aktualisiert am 13. Sep. 2022

Als Proteinquelle ist Fleisch sehr beliebt, ein Zuviel aber ist ungesund. Nicht nur die im Fleisch enthaltenen ungesättigten Fettsäuren wirken sich negativ auf unsere Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden aus – wie Forscher jetzt herausfanden, haben die Proteine auch einen großen Einfluss auf unsere Schlafdauer und -qualität.

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Worum ging es bei dieser Studie?

  • Die Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Fleischkonsum älterer Menschen und deren Schlafdauer bzw. -qualität.

Wie lautet die zentrale Forschungsfrage?

  • Wird die Schlafdauer bzw. -qualität durch den jeweiligen Fleischkonsum beeinflusst?

Wie viele Probanden nahmen teil?

  • Es wurden Daten von 1.341 Probanden der Senioren-ENRICA-Kohorte verwendet.
  • Die verwendeten Daten wurden durch Fragebögen und körperliche Untersuchungen erhoben.
  • Vorab ausgeschlossen wurden Probanden mit diagnostizierten Krankheiten, die nachweislich mit Schlafstörungen zusammenhängen (wie obstruktive Schlafapnoe, Depressionen und Demenz).
  • Untersucht wurde der Fleischkonsum der Probanden sowie die Schlafdauer und -qualität.

Welche Methode wurde angewandt?

  • Bei dieser Studie handelt es sich um eine prospektive Kohortenstudien. 
  • Prospektive Kohortenstudien sind „in die Zukunft gerichtete“ Beobachtungsstudie. Die Probanden werden zu Beginn anhand eines definierten Verhaltens (Fleischkonsum), von dem vermutet wird, dass es in Zusammenhang mit einer bestimmten Exposition (Schlafdauer bzw. -qualität) steht, in verschiedene Gruppen eingeteilt und beobachtet.
  • Da sich rotes und verarbeitetes Fleisch im Fett- und Vitamingehalt von weißem Fleisch unterscheidet, wurden die Daten für beide Fleischsorten getrennt analysiert.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  • Ein Anstieg des Fleischkonsums um 100 Gramm pro Tag erhöhte das Risiko einer verringerten Schlafdauer und -qualität um 60 Prozent.
  • Die Probanden der Gruppe mit dem höchsten Fleischkonsum konnten nicht lange schlafen und ihre Schlafqualität war deutlich schlechter als die der Probanden, die wenig oder gar kein Fleisch aßen.
  • Dieser Gruppe gehörten häufiger Männer mit höherem BMI (Body-Mass-Index) sowie Bildungsniveau und einem vergleichsweise ungesunden Ernährungsverhalten sowie Alkohol- und Nikotinkonsum an. Noch dazu war diese Gruppe jünger, im Vergleich zu der Gruppe des niedrigsten Fleischkonsums. 
  • Ein Fleischkonsum von mehr als 128 Gramm pro Tag konnte allgemein mit einer veränderten Schlafdauer und schlechteren Schlafqualität in Verbindung gebracht werden.
  • Der durchschnittliche Fleischkonsum betrug 114 Gramm pro Tag (77,2 Gramm rotes und verarbeitetes Fleisch und 36,8 Gramm weißes Fleisch).

Wer hat die Studie finanziert und durchgeführt?

  • Diese Studie wurde unter anderem durch Zuschüsse des Instituto de Salud Carlos, und Projekten der Europäischen Union unterstützt.

Wo ist die Original-Studie zu finden?


Begriffe: Was ist/sind eigentlich...?


Wie bewertet EAT SMARTER diese Studie?

  • Negativwirkungen nachgewiesen: Die Forscher dieser Studie konnten in Anlehnung an vorab durchgeführte Studien eine schädliche Wirkung von proteinreicher Nahrung auf die Schlafdauer bzw. -qualität beweisen.
  • Zwei Aminosäuren entscheidend: Hierbei spielen vor allem die Konzentrationen zweier Aminosäuren eine wichtige Rolle: Tryptophan und Tyrosin. Tryptophan gilt als schlaffördernd und Stress reduzierend. Es handelt sich um eine essenzielle Aminosäure, die über die Nahrung aufgenommen werden muss. Tryptophan wird in unserem Gehirn in die Botenstoffe Serotonin (Glückshormon) und weiter in Melatonin (Schlafhormon) umgewandelt. Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte und Getreide besitzen einen sehr hohen Tryptophangehalt. Tyrosin fördert die Konzentration und kann die Leistungsfähigkeit sowie Belastbarkeit in Stresssituationen steigern. Tyrosin ist eine nicht essenzielle Aminosäure die vom Körper selbst hergestellt, aber zudem auch über die Nahrung aufgenommen werden kann. Fleisch, Fisch, Nüsse und Hülsenfrüchte haben einen hohen Tyrosingehalt. Das große Problem mit Tyrosin und Tryptophan ist: Sie konkurrieren um die Aufnahme ins Gehirn.
  • „Schlafräuber“ Tyrosin: Wird also zusätzlich zum körpereigenen Tyrosin reichlich Tyrosin mit der Nahrung aufgenommen, übersteigt das die Konzentration des Tryptophans und wird im Gehirn eher umgesetzt. Die schlaffördernde Wirkung des Tryptophans wird herabgesetzt. Hierbei gilt allerdings zu beachten, dass dieser Effekt nicht ausschließlich durch Fleisch hervorgerufen wird. Menschen, die unter leichten Schlafstörungen oder Problemen beim Einschlafen leiden, essen möglicherweise auch mittags proteinreich und nehmen so die konkurrierenden Aminosäuren auf.
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