Abnehmspritzen: Was steckt wirklich dahinter?

Das ‚‚Vorgängermodell” der Spritze Liraglutid, besser bekannt als Victoza, wird seit 2009 als Diabetes-Medikament auf dem deutschen Markt angeboten (1) und dient vor allem zur Unterstützung von Patienten mit Diabetes Typ 2. Weniger bekannt ist, dass Liraglutid ursprünglich auch in höheren Dosen als Mittel zur Gewichtsreduktion erhältlich war. Der Effekt ist jedoch weniger ausgeprägt als bei den neueren Impfstoffen, weshalb er in der Vergangenheit nur selten verwendet wurde. Durch das zunehmende mediale Interesse, unter anderem von Prominenten wie Elon Musk, hat sich dies jedoch geändert. Seit 2018 sind Ozempic und seit Juli 2023 auch Wegovy als reine Abnehmmedikamente im Handel. Beide enthalten denselben Wirkstoff: Semaglutid.

Welche Wirkung hat Semaglutid?

Die in den Diät-Spritzen enthaltene Substanz wirkt auf drei verschiedene Weisen: Sie verlangsamt die Magenentleerung, beeinflusst den Insulinhaushalt und reduziert das Hungergefühl. Die Behandlung mit Semaglutid bei Menschen mit Diabetes führt zu einer unterzuckerungsfreien Blutzuckersenkung. Zudem kommt es zu einer Gewichtsabnahme von bis zu 15 Prozent – ganz im Gegensatz zu Insulin, das teils zu drastischen Gewichtszunahmen führen kann.

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Für wen ist die Abnehmspritze geeignet?

Sie wurde für Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ 2 entwickelt, die häufig auch einen Mangel an Inkretinhormonen wie GLP-1 im Darm aufweisen. Diese Hormone sind in ähnlicher Form in den Präparaten enthalten. Der Wirkstoff hilft, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, indem er die Bauchspeicheldrüse unterstützt und dem Gehirn ein Sättigungsgefühl signalisiert. Wegovy wurde aufgrund seiner gewichtsreduzierenden Wirkung auf den Markt gebracht. Es enthält Semaglutid in einer besonders hohen Dosis und wird zur Behandlung von starkem Übergewicht eingesetzt.

Die Spritze ist definitiv kein Lifestyle-Medikament, wie es Elon Musk oder Kim Kardashian propagierten. Ihre Social-Media-Beiträge haben die Wahrnehmung der Präparate in einen Bereich verschoben, der aus medizinischer Perspektive als unbedacht und potenziell missbräuchlich gilt. Zugelassen ist das Therapeutikum für Personen mit einem BMI von 30 oder höher oder einem Übergewicht mit Begleiterkrankungen wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder erhöhten Blutfetten.

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Die Arznei sollte nur Personen verabreicht werden, die bereits mehrere erfolglose Abnehmversuche hinter sich haben. Im Rahmen der Beratung ist zu prüfen, ob die Abnehmspritze für den jeweiligen Fall geeignet ist. Zudem erfolgt die Therapie stets in Kombination mit einer Ernährungsumstellung. So könnte sie eine wertvolle Hilfe bieten. Insbesondere für Menschen, die sich anderenfalls durch einen operativen Eingriff einer Magenverkleinerung unterziehen müssten. Das Medikament ist hier ein Versuch, eine solche Operation zu verhindern. 

Dosierung und Art der Anwendung

Beide Impfstoffe werden von der Firma Novo Nordisk hergestellt. Sie erfüllen zwar den gleichen Zweck, haben aber spezifische Anwendungsvorschriften. Ozempic wird einmal pro Woche in das Unterhautfettgewebe des Oberarms, des Bauches oder des Oberschenkels verabreicht. Dabei wird die Dosis schrittweise erhöht, um die Blutzuckereinstellung kontinuierlich zu verbessern (2). Wegovy wird ebenfalls einmal pro Woche injiziert. Um das Risiko von Magen-Darm-Beschwerden zu minimieren, wird die Dosis über einen Zeitraum von 16 Wochen graduell heraufgesetzt (3).

Kann das Medikament langfristig angewendet werden?

Ob Wegovy oder Ozempic – von einer regelmäßigen Injektion über einen längeren Zeitraum wird dringend abgeraten, da die langfristigen Auswirkungen der Wirkstoffe auf den Körper bei einer Anwendung von zehn oder zwanzig Jahren noch unbekannt sind. Es ist auch nicht sinnvoll, das Medikament dauerhaft einzunehmen, ohne eine gesunde Ernährung und Lebensweise zu berücksichtigen. Zudem steigt das Gewicht und damit der BMI (Body Mass Index) wieder in die Höhe, sobald es wieder abgesetzt wird. Die Hormone aus der Spritze zum Abnehmen fehlen und der Körper kehrt zu seinem Ausgangszustand zurück. Langfristiger Erfolg kann nur durch eine gleichzeitige Ernährungsumstellung erreicht werden.

Tipps für eine gesunde Ernährung:

• Essen Sie eine Vielzahl an knackfrischem Gemüse und setzen Sie dabei auf Abwechslung. 500 bis 600 Gramm Grünzeug sollten es am Tag sein. Zuckerarme Obstvertreter wie Beeren sind eine clevere Wahl.
• Ballaststoffe schmeicheln der Darmflora und dem Immunsystem. Als ideal gelten 30 Gramm täglich. Klasse Lieferanten sind etwa Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Gemüse – insbesondere aus der Kohlfamilie.
• Statt krank machender Transfette und tierischer Fette sollten Nuss-, Hanf- oder Leinöl, Nüsse, Samen, Avocado, sowie Seefisch bevorzugt werden.
• Pflanzliches Protein zum Beispiel aus Hülsenfrüchten, Nüssen und Pilzen ist Trumpf. Seien Sie mit magerem Fleisch und Milchprodukten hingegen sparsam.
• Meiden Sie leere Kohlenhydrate aus weißem Mehl. Diese können durch die Vollkornvariante ersetzt werden. Auch freier Zucker aus Softdrinks, Säften und Fruchtzucker ist tabu.
• Verzichten Sie auf verarbeitete Lebensmittel und Fertiggerichte, die oft viel Zucker, Salz und ungesunde Fette mitbringen.
• Trinken Sie über den Tag verteilt mindestens 30 Milliliter Wasser und ungesüßte Tees pro Kilogramm Körpergewicht. Das schädliche Nervengift Alkohol gehört dagegen lieber nicht ins Glas.
• Statt permanent zu snacken, empfehlen sich am Tag höchstens drei sättigende Mahlzeiten mit einem Abstand von jeweils vier Stunden. Die nächtliche Esspause verlängert sich auf zwölf bis vierzehn Stunden.

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Was sind die Benefits der Spritze und was kostet sie?

Vorteile sind, dass die Verdauung auf Trab gebracht wird. Ein rasch einsetzender Motivationsverlust, der sonst bei anderen Diäten aufkommt, bleibt bei dieser Art der Behandlung aus. Gleichzeitig kann die Ernährungsumstellung mit viel weniger Druck verändert werden. So ermöglicht die Abnehmspritze eine erleichterte Änderung des Essverhaltens und verstärkt das Durchhaltevermögen, insbesondere bei signifikanter Gewichtsabnahme. 

Zudem wirkt das Medikament antientzündlich und senkt den Blutzuckerspiegel sowie das Leber- und Bauchfett. Der Stoffwechsel wird jedoch nicht dauerhaft verbessert. Außerdem ist die Gabe des Präparats nicht gerade günstig. Vier Wochen Therapie kosten rund 170 Euro, die in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen werden.

Welche Nebenwirkungen hat die Diät-Spritze?

Zu Beginn kann Übelkeit auftreten, da ein künstlich starkes Sättigungsgefühl erzeugt wird. Weitere Nebenwirkungen sind Verstopfung, Völlegefühl, Müdigkeit, Durchfall und Bauchkrämpfe. In einigen Fällen können auch allergische Reaktionen sowie eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) auftreten. Darüber hinaus gibt es in Amerika erste Klagen wegen Darmlähmung, jedoch ist dies auf die undifferenzierte Anwendung zurückzuführen.

Wissen zum Mitnehmen

Das A und O für gesundes Abnehmen bleibt eine langfristige Ernährungsumstellung, idealerweise begleitet in einer Schwerpunktpraxis, um den Jo-Jo-Effekt zu halten. Das Verwenden von Spritzen zum Abnehmen, ist aus medizinischer Sicht keine Option. Wir müssen lernen, uns wieder so zu ernähren, wie es unserem Körper und unserer Natur entspricht. Eine artgerechte Ernährung kann dabei unterstützen. Auch das 20:80-Konzept fördert diesen Ansatz. Es basiert auf der Idee, dass durch die Optimierung von 20 Prozent der bisherigen Gewohnheiten 80 Prozent beibehalten werden können.