Dezember 2019, Dongfeng-Tongji-Kohorte, Shiyan City, Hubei, China

Riskieren Langschläfer einen Schlaganfall?

Von Cornelia Brammen
Aktualisiert am 27. Okt. 2021

80 Prozent aller Todesfälle in China gehen auf Zivilisationskrankheiten wie Schlaganfall, Diabetes, Herzinfarkt und Krebs zurück. Diese Studie möchte mithilfe von umfangreichen Fragebögen und Blutproben der Ursache auf den Grund gehen.

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Worum ging es bei dieser Studie?

  • Angesichts der steigenden Zahlen von Todesfällen in China, die durch einen Schlaganfall ausgelöst wurden, lag der Fokus der Studie auf dem Zusammenhang von Schlaf und Schlaganfall.
  • Das Forscherteam aus chinesischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern wollte wissen, ob die Schlafdauer, sei es nachts oder tagsüber, Einfluss auf das Schlaganfall-Risiko hat.  

Wie lautet die zentrale Forschungsfrage?

  • Wie hängen Dauer des Nacht- und Mittagsschlafes, Schlafqualität, Wechsel der Schlafdauer und Schlaganfall-Risiko zusammen?

Wie viele Probanden nahmen teil?

  • Für ihre Auswertung bedienten sich die Forscher an der Dongfeng-Tongji-Kohorte. Sie enthält 12.000 Datensätze zu ungefähr gleichen Teilen von Männern und Frauen mit einem Durchschnittsalter von 61,7 Jahren.
  • Alle Probanden haben vor ihrer Pensionierung bei der Dongfeng-Motor Corporation, einem Autohersteller in Shiyan City (Hubei, China), gearbeitet und leben heute noch in der Provinz Hubei.

Welche Methode wurde angewandt?

  • Mithilfe der Daten der Dongfeng-Tongji-Kohorte wurde das Coxsche Regressionsmodell angewandt. Dieses Verfahren ermöglicht es, den Einfluss unabhängiger Variablen (Schlafdauer) auf die Dauer bis zum Eintreten eines Ereignisses (Schlaganfall) zu schätzen, also eine statistisch ermittelte Vorhersage zu treffen.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  • In der untersuchten Kohorte gab es signifikant mehr Schlaganfälle bei Menschen, die mehr als neun Stunden pro Nacht schliefen und mehr als 90 Minuten Mittagsschlaf machten.
  • Bei einem Nachtschlaf unter sechs Stunden und einem Mittagsschlaf zwischen 1 und 30 Minuten gab es keine signifikanten Schlaganfall-Zahlen.
  • Nachts mehr als neun Stunden schlecht zu schlafen hat das höchste Schlaganfall-Risiko zur Folge.
  • Probanden, die den Nachtschlaf von sieben auf neun Stunden verlängert hatten, erlitten ebenfalls eher einen Schlaganfall als diejenigen, die bei sieben Stunden und weniger geblieben waren.

Wer hat die Studie finanziert und durchgeführt?

  • Die National Natural Science Foundation of China, National Key Research and Development Program of China. 

Wo ist die Original-Studie zu finden?


BEGRIFFE: Was ist/sind eigentlich...?


Wie bewertet EAT SMARTER diese Studie?

  • Sehr spezieller Untersuchungsgegenstand: Die Studie betrachtet lediglich Daten aus der Dongfeng-Tongji-Kohorte. Darin tauchen jedoch nur Menschen in der Lebensmitte auf, über die es ausschließlich Angaben aus den Jahren 2008 bis 2010 gibt. Alle Probanden haben in ihrem Leben hart körperlich gearbeitet. Auch dieser Faktor hat Auswirkungen auf die Gesundheit, die in der Schlaf-Studie nicht betrachtet wurden. Schlaf ist ein komplexer Vorgang, der sehr störanfällig ist. Allein aus der Dauer des Schlafes Auswirkungen auf das Risiko für einen Schlaganfall zu schließen, ohne weitere Faktoren zu betrachten, ist problematisch.
  • Uneinheitliche Forschungslage: Es gibt Studien, die zeigen, dass wenig Schlaf das Risiko für einen Schlaganfall erhöht. Also das genaue Gegenteil. Ein Aspekt jedoch wird in der Forschung einheitlich bewertet: Nachts schlecht zu schlafen, erhöht das Risiko nicht nur für Schlaganfall. Für guten Schlaf zu sorgen, ist in jedem Fall für jedermann sinnvoll.
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