MÄRZ 2022, UNIVERSITY OF PENNSYLVANIA
Achtung! Alkohol lässt das Gehirn schrumpfen
Von Katrin Lammers
Aktualisiert am 02. Mai. 2022
Abends ein Wein zum Essen, einige Bierchen beim Grillen oder auch mal ein Verdauungsschnaps – das berühmte Gläschen in Ehren scheint einen größeren Effekt auf die Gesundheit zu haben als bisher vermutet. Denn: Jeder Drink schadet dem Gehirn.
Worum ging es bei dieser Studie?
- Die Studie untersuchte den Zusammenhang unterschiedlicher Alkoholmengen auf das Gehirn sowie den Effekt jedes zusätzlichen Drinks.
Wie lautet die zentrale Forschungsfrage?
- Weist bereits ein leichter bis mäßiger Alkoholkonsum negative Effekt auf die Gehirnstruktur auf?
Wie viele Probanden nahmen teil?
- An der Studie nahmen 36.678 gesunde Erwachsene im Alter von 40–69 Jahren teil.
Welche Methode wurde angewandt?
- Es handelt sich um eine Querschnittsstudie.
- Die Probanden wurden zu ihrem Alkoholkonsum befragt. Die Angaben variierten von völliger Abstinenz bis hin zu durchschnittlich vier oder mehr Alkoholeinheiten pro Tag. Eine Alkoholeinheit entspricht circa einem halben Bier.
- Dazu wurden mithilfe von MRT-Scans und einer neuen bildgebenden Technik sowohl eine Messung des Gehirnstoffwechsels wie auch der Gehirnfunktion durchgeführt.
- Die Ergebnisse wurden mit gleichaltrigen Gehirnen verglichen.
- Potenzielle Co-Faktoren wie Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status, Raucherstatus, Abstammung und Kopfumfang wurden kontrolliert.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
- Der Konsum von Alkohol kann selbst in geringen Mengen wie etwa ein paar Gläsern Wein oder Bier pro Woche, die oft als unbedenklich eingestuft werden, Risiken für das Gehirn bergen.
- Ein solch leichter bis mäßiger Alkoholkonsum ist bereits mit einem negativen Effekt der Makro- und Mikrostruktur des Gehirns sowie einer Verringerung des Gesamthirnvolumens verbunden.
- Dieser Effekt wird verstärkt, je höher der Alkoholkonsum ist.
- Wird zum Beispiel bei 50-Jährigen der durchschnittliche Alkoholkonsum von einer Alkoholeinheit (entspricht circa einem halben Bier) pro Tag auf zwei Einheiten erhöht, wurde erkannt, dass das Gehirn um zwei Jahre älter aussah.
- Bei Personen, die ihren Konsum von zwei auf drei Alkoholeinheiten erhöhten, zeigte sich eine Alterung um dreieinhalb Jahre.
- Bei der Umstellung von keiner auf eine Alkoholeinheit ergab sich jedoch kein großer Unterschied im Gehirnvolumen.
- Die Ergebnisse zeigen, dass die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums nicht linear sind, sondern massiver werden, je mehr getrunken wird.
- Dies zeigte sich insbesondere in der Verringerung der grauen und weißen Substanz.
Wer hat die Studie finanziert und durchgeführt?
- Korrespondierender Autor ist Remi Daviet der University of Pennsylvania (Philadelphia).
- Co-Autor Henry R. Kranzler wird unter anderem in der PCT-Patentanmeldung Nr. 15/878,640 mit dem Titel: „Genotype-guided dosing of opioid agonists“, eingereicht am 24. Januar 2018 als Erfinder genannt.
- Alle anderen Autoren geben keine konkurrierenden Interessen an.
Wo ist die Original-Studie zu finden?
- Hier gelangen Sie zur Studie.
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Wie bewertet EAT SMARTER diese Studie?
- Spezielle Untersuchungskriterien: Trotz der umfangreichen Literatur über den Zusammenhang von Alkohol und Gehirnstruktur gibt es nur eine geringe Auswahl an Studien, welche die Veränderungen im Gehirn bei gesunden Erwachsenen untersucht, die nur gelegentlich Alkohol konsumieren. Den früheren Untersuchungen fehlte zudem die Aussagekraft großer Datensätze. Allerdings ist es aufgrund des Querschnittdesigns der Studie nicht möglich, kausale Effekte zu ermitteln.
- Auswirkungen verschiedenster Alkoholmengen auf die Gehirnstruktur: Es wurde erkannt, dass speziell die Verringerung der grauen und weißen Substanz im Gehirn mit jedem zusätzlichen Glas Alkohol voranschreitet. Als Folge des Alkoholkonsums kann es daher zu Gedächtnisstörungen, einer reduzierten Intelligenzleistung wie auch motorischen Fähigkeiten kommen.
- Nahezu exponentielles Risiko: Der Zusammenhang zwischen jedem zusätzlichen Glas Alkohol und der negativen Effekte auf das Gehirn stieg nicht linear, sondern fast exponentiell an. Daher könnten gerade Personen, die ohnehin eine höhere Menge trinken, davon profitieren, das letzte Glas stehen zu lassen.
- Alkohol als klare Gefahr identifiziert: Die Ergebnisse zeigen, dass Alkohol nicht nur im Übermaß ein Zellgift ist, dass den ganzen Körper und speziell das Gehirn schädigen kann. Schon ein zusätzlicher Drink kann insbesondere auf Dauer schwerwiegende Folgen haben. Daher ist der risikofreie Konsum nicht möglich. Für einen risikoarmen Genuss liegt die tägliche Menge für Frauen bei maximal 10–12 Gramm und für Männern bei maximal 20–24 Gramm reinen Alkohol. Der Konsum sollte jedoch eine Ausnahme bilden und an mindestens zwei Tagen in der Woche ausbleiben.
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