Endometriose: So lindern Sie Beschwerden
Unter den Symptomen der schmerzhaften chronischen Entzündungskrankheit leiden hierzulande Millionen von Frauen. Eine gezielte Ernährungsumstellung verspricht enorme Erfolge. Dr. Matthias Riedl erklärt, worauf es dabei ankommt – und möchte Betroffenen so Mut machen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Endometriose?
- Im Schnitt vergehen sieben bis zehn Jahre bis zur Diagnose. Warum?
- Wie relevant ist die Ernährung, um Beschwerden zu minimieren?
- Was sind wichtige Säulen der Ernährungstherapie?
- Welche Rolle spielt Übergewicht?
- Haben Unverträglichkeiten und Allergien einen Einfluss?
- Was kann über die Ernährung hinaus zum Wohlbefinden beitragen?
- Muss sich im Zusammenhang mit Endometriose zukünftig etwas ändern?
- Wissen zum Mitnehmen
Starke Schmerzen und Krämpfe im Unterleib und an anderen Körperstellen wie zum Beispiel der Blase, Leiste oder auch Schulter, die im Laufe der Zeit Chronisch werden können, Kreislaufprobleme oder Übelkeit: Das Arbeiten ist für viele Frauen in dieser Zeit fast unmöglich oder nur mit starken Schmerzmitteln zu ertragen. Doch bis die Diagnose feststeht, haben viele bereits einen Marathon an Arztbesuchen hinter sich. Wie die richtige Ernährung helfen kann, darüber haben wir mit Dr. Matthias Riedl gesprochen.
Was ist Endometriose?
Bei Endometriose wuchert der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ähnliches Gewebe frei im Bauchraum. Diese Herde sind zyklusabhängig aktiv – Zysten, Verwachsungen oder Entzündungen können die qualvolle Folge sein. Bis zu sechs Millionen Frauen haben in Deutschland Endometriose und jährlich kommen etwa 40 000 hinzu.
Im Schnitt vergehen sieben bis zehn Jahre bis zur Diagnose. Warum?
Problematisch ist, dass das klinische Bild bei Endometriose und damit auch die Symptome extrem variieren können. Dazu zählen etwa heftige, unregelmäßige Monatsblutungen, Unterbauchschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Wasserlassen und Stuhlgang, Einschränkungen der Gebärfähigkeit, zudem Begleiterkrankungen wie Magen-Darm-Probleme oder chronische Entzündungen. Um eine Endometriose sicher zu diagnostizieren, ist eine Bauchspiegelung mit Biopsie schließlich unumgänglich.
Wie relevant ist die Ernährung, um Beschwerden zu minimieren?
Sehr relevant. Ernährungstherapeutische Maßnahmen können zwar nicht die Ursache bekämpfen. Sie mindern aber Symptome sowie Begleiterkrankungen und verlangsamen ein Fortschreiten der Endometriose.
Was sind wichtige Säulen der Ernährungstherapie?
Eine antientzündliche sowie darmschonende Ernährung steht im Zentrum. Bedeutet, den Fleisch-, Weizen- und Zuckerkonsum zu verringern. Stattdessen empfehle ich Fisch wie Lachs, hochwertige Öle und Nüsse, etwas Walnüsse. Ergänzend sollte täglich ein antientzündliches, Omega-3-reiches Algen- oder Fischöl supplementiert werden. Um den Darm zu schonen, gilt es, blähende Gemüse wie Kohl oder Zwiebelgewächse sowie Rohkost und grobes Vollkornbrot am Abend wegzulassen. Im Allgemeinen ist es günstig, viel Obst und Gemüse zu essen, insbesondere Letzteres liefert wertvolle Ballaststoffe. Tierische Produkte und möglichst auch Obst und Gemüse sollten einzig aus Bio-Anbau bezogen werden.
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Als zusätzliche Maßnahme können ab dem 15. Zyklustag bis zum Beginn der Menstruation 1000 Milligramm Calcium sowie währenddessen 300 Milligramm Magnesium am Tag eingenommen werden. Da Histamin, etwa aus Schokolade, Sauerkraut und Hartkäse, die Östrogenausschüttung fördert und somit zu einer Verschlimmerung der Symptome beitragen kann, ist es sinnvoll, einmalig jeweils eine Woche vor und während der Menstruation die Histaminaufnahme zu reduzieren, um die individuelle Verträglichkeit zu prüfen. Nehmen die Probleme in dieser Zeit ab, sollte die Histaminzufuhr fortan reduziert werden. Tabu auf dem Patientinnenteller sind chemische Zusatzstoffe, Pestizide, Transfette, Alkohol sowie Kaffee.
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Welche Rolle spielt Übergewicht?
Studien konnten keinen Zusammenhang zwischen der Entstehung oder Heilung von Endometriose und Adipositas feststellen. Bei einem Zuviel auf der Waage rate ich aber grundsätzlich zu einer Änderung des Lebensstils, um damit in Verbindung stehende Folgeerkrankungen sowie Symptome verhindern oder lindern zu können.
Haben Unverträglichkeiten und Allergien einen Einfluss?
Da Nahrungsmittelunverträglichkeiten sehr häufig bei einer Endometriose-Erkrankung auftreten, sollte die Ernährung diesbezüglich individuell angepasst werden. Somit kann der Entstehung von weiteren, Endometriose unabhängigen Beschwerden, zum Beispiel im Magen-Darm-Bereich, vorgebeugt werden.
Was kann über die Ernährung hinaus zum Wohlbefinden beitragen?
Weitere alternative Behandlungsansätze können sein: Lichttherapie, Akkupunktur, Phytotherapeutika, kognitive schmerzbezogene Verhaltenstherapie sowie Physiotherapie, etwa um den Beckenboden zu trainieren. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen – entweder im Rahmen von Schulungen, Informationsveranstaltungen oder Rehakuren. Patientinnen sollten grundsätzlich auf einen ausgewogenen Lebensstil mit Ruhe- und Entspannungsphasen sowie ausreichend physischer Aktivität und eine gesunde Psyche achten.
Muss sich im Zusammenhang mit Endometriose zukünftig etwas ändern?
Unbedingt. 8 bis 15 Prozent der Frauen leiden zwischen ihrer Pubertät und den Wechseljahren an Endometriose – der damit zweithäufigsten gynäkologischen Erkrankung. Dennoch haben viele Betroffene bis zum Zeitpunkt der Diagnose nie davon gehört. Die hohe Verbreitung, die mitunter ausgeprägten Symptome und die damit zusammenhängenden Auswirkungen der Krankheit werden gesellschaftlich noch nicht genügend wahrgenommen. Dementsprechend ist in diesem Bereich Aufklärungsarbeit sehr wichtig. Außerdem ist bislang noch nicht dargelegt, wie genau die Pathogenese, also die Entstehung und Entwicklung der Krankheit, abläuft. Weitere Studien und Forschungsarbeit sind hier zwingend notwendig.
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Wissen zum Mitnehmen
Bei Endometriose, der zweithäufigsten gynäkologischen Erkrankung, handelt es sich um Gewebewucherung im Bauchraum, das der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist. Extreme Schmerzen im Unterbauch, Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit, Kreislaufprobleme sowie unregelmäßig und starke Monatsblutungen gehören zu den Symptomen. Bis zur Diagnose dauert es häufig sehr lange. Hierfür ist eine Bauchspiegelung mit Biopsie unumgänglich.
Beschwerden können Sie mit einer antientzündlichen und darmfreundlichen Kost lindern. Das heißt, den Fleisch-, Weizen- und Zuckerkonsum zu verringern, blähende Gemüse wie Kohl oder Zwiebelgewächse sowie Rohkost und grobes Vollkornbrot am Abend wegzulassen und stattdessen auf Fisch, hochwertige Öle und Nüsse zu setzen. Obst und Gemüse liefern wichtige Ballaststoffe. Dr. Riedl empfiehlt außerdem, täglich antientzündliches, Omega-3-reiches Algen- oder Fischöl zu supplementieren. Auch eine histaminarme Kost eine Woche vor und während der Menstruation kann unterstützend wirken. Chemische Zusatzstoffe, Pestizide, Transfette, Alkohol sowie Kaffee sollten gänzlich gestrichen werden.
Generell ist Betroffenen geholfen, wenn sie einen ausgewogenen Lebensstil mit genügend Entspannungsphasen sowie physischer Aktivität und einer gesunden Psyche beherzigen.